Fintechs: zwischen Eigenständigkeit und Kooperation

Wo der smarte Kredit gewinnt und warum es weiter Hausbanken geben wird

„Wir sehen uns als Ergänzung zu traditionellen Banken“

Fabian Brügmann ist CFO beim Fintech Creditshelf. Im Interview erklärt er die Initialzündung für das Geschäftsmodell und beschreibt die künftige Zusammenarbeit mit den traditionellen Banken.

Unternehmeredition: Sie sehen sich als Pionier der digitalen Mittelstandsfinanzierung: Beschreiben Sie damit ein neues Segment oder geht es um die Disruption des Bankgeschäfts?

Fabian Brügmann: Wir sehen uns als Ergänzung zu traditionellen Banken, die im Zuge der Digitalisierung und eines starken Wettbewerbsdrucks im Firmenkundengeschäft zunehmend auf Kooperationen mit Fintechs setzen. Creditshelf erweitert den Finanzierungsmix der Mittelständler, im Wesentlichen mit unbesicherten Krediten.

Ein Kerngedanke von Fintechs ist die Kundenzentrierung. Wie setzen Sie diesen in der Tagespraxis um?

Wir bieten eine innovative Kreditlösung, indem wir digitale und gleichzeitig persönliche Prozesse abbilden. Schnelle und transparente Entscheidungen schätzen unsere Kunden ebenso wie unsere Netzwerkarbeit und Partnerschaften, die einen Mehrwert für Kreditnehmer, Investoren und auch Mittler bietet.

Insbesondere die Netzwerkarbeit, die gut in die digitale Zeit passt, betonen Sie des Öfteren. Kann eine Symbiose zwischen Banken und Fintechs gelingen?

Ja, da die Zusammenarbeit zwischen Banken und Fintechs viele Chancen für die Beteiligten bietet. Unsere professionellen und institutionellen Investoren suchen das Risiko-Rendite-Profil von unbesicherten KMU-Krediten. Banken hingegen wollen – etwa aufgrund der Kredithöhe oder der Bonität – bestimmte Kredite nicht in ihre Bilanz nehmen. Creditshelf kann in solchen Fällen zur Verfügung stehen und die Bank an der Vermittlungsgebühr beteiligen.

Sie wollen – auch mit dem Geld aus dem IPO – ihr Produktportfolio erweitern und gleichzeitig zum Marktführer bei digitalen Finanzierungen werden. Welche Kreditvolumina sind realistisch?

Wir vermitteln aktuell über die digitale Plattform kurz- bis mittelfristige Darlehen mit Volumen von 100.000 bis 5 Mio. Euro und Laufzeiten von bis zu 60 Monaten. Im Sinne einer stetigen Weiterentwicklung denken wir auch darüber nach, wie wir unser Produktangebot sinnvoll erweitern können. Hierzu zählt etwa das Thema Factoring. Gleichzeitig befinden wir uns in fortgeschrittenen Gesprächen mit Banken über mögliche Kooperationen, die sich positiv auf das arrangierte Kreditvolumen auswirken.

Derzeit gibt es viele kleine Player auf dem Markt, das Bundesfinanzministerium schätzt ihre Anzahl auf 400. Wann und wie wird sich der Markt mittelfristig konsolidieren?

Konsolidierung wird auch vor Fintechs nicht Halt machen, und einige Beispiele dafür beobachten wir bereits im Markt. Dies ist auch ein Zeichen dafür, dass Fintechs einen gewissen Reifegrad erlangt haben, ab dem sich erfolgreiche Geschäftsmodelle aus unterschiedlichen Gründen herauskristallisieren.

 

Update: Mittlerweile hat Creditshelf eine Kooperation mit der Commerzbank vereinbart. Näheres lesen Sie hier.

 

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