Eigenkapitalausstattung im Fokus
Großer Beliebtheit erfreuen sich bereits heute etwa Sonderfinanzierungsformen wie die revolvierende Übertragung von Forderungen an Finanzierungsgeber (Factoring) oder die Nutzungsüberlassung von Wirtschaftsgütern (Leasing). Beide genannten Finanzierungsformen können so gestaltet werden, dass die Eigenkapitalquote des Finanzierungsnehmers sich vorteilhafter darstellt als im Falle einer Kreditfinanzierung. Ob sich dies dann aber auch positiv auf die Bonitätsnoten des jeweiligen Unternehmens auswirkt, hängt jedoch nicht zuletzt davon ab, wie die Risikoverteilung zwischen den beteiligten Partnern im konkreten Einzelfall aussieht.
Eine bonitätsverbessernde Erhöhung der Eigenkapitalquote kann vor allem aber auch durch die direkte Einbringung von Eigenkapital seitens externer Investoren – etwa Private-Equity-Gesellschaften oder Verwaltern privater Großvermögen (Family Offices) – erfolgen. Bislang sind mittelständische Unternehmer derartigen Modellen gegenüber aber oft skeptisch eingestellt, weil mit der Bereitstellung von Eigenkapital durch Externe auch unternehmerische Mitspracherechte für diese verbunden sind. Zu oft wird dabei aber übersehen, dass von externen Beteiligungsgebern auch wichtige Impulse zur Verbesserung des Managements und zur Erschließung neuer Marktsegmente ausgehen können. Hier gilt es folglich, Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen, anstatt sich bietende Möglichkeiten vorschnell zu verwerfen.
Mezzanine-Kapital als Lösungsansatz?
Auch Mezzanine-Finanzierungen – also Mischformen zwischen Eigen- und Fremdkapital -– sind vor diesem Hintergrund eine interessante Alternative. Diese Instrumente können so gestaltet werden, dass sie im Rahmen von Bonitätseinschätzungen als eigenkapitalähnlich behandelt werden, ohne dass den Kapitalgebern dabei Mitspracherechte verliehen werden müssten. Als idealtypisches Beispiel seien an dieser Stelle nur Genussrechte erwähnt: Hier partizipiert der Kapitalgeber am Ergebnis des Beteiligungsnehmers, erwirbt aber kein Stimmrecht oder Mitwirkungsrecht an der Geschäftsleitung. Da die Rückzahlung der Einlage des Beteiligungsgebers im Falle einer Insolvenz oder Liquidation aber erst nach vollständiger Befriedigung aller Gläubiger erfolgt, billigen Kreditgeber und Ratingagenturen Genussrechten einen weitgehend eigenkapitaläquivalenten Charakter zu. Zudem können Genussrechte in Form von Genussscheinen verbrieft und durch die Handelbarkeit an organisierten Märkten einem breiten Anlegerkreis zugänglich gemacht werden.
Mittelstandsanleihen: Zukunft ungewiss
Seit 2010 können mittelständische Unternehmen auch eigene Anleihen an einschlägig spezialisierten Segmenten mehrerer deutscher Börsenplätze emittieren. Vor allem für Unternehmen, die nicht in der Lage sind, Darlehensgebern ausreichende Kreditsicherheiten zu stellen, stellt dies eine interessante Alternative dar. Allerdings müssen die Emittenten den Anlegern teils Renditeaufschläge von bis zu sechs Prozentpunkten gegenüber bonitätsstarken Anleihen gleicher Laufzeit bieten, um ihre Schuldverschreibungen am Markt platzieren zu können. Die Euphorie, mit der die Aufnahme des Börsenhandels mit Mittelstandsanleihen anfangs begrüßt wurde, hat sich indes mittlerweile wieder gelegt: So wurden zwischen 2010 und Ende 2013 immerhin 17 der 119 emittierten Anleihen in diesem Segment notleidend. Vor diesem Hintergrund und aufgrund des dadurch gewachsenen Misstrauens auf Seiten der Anleger ist ungewiss, inwieweit unbesicherte Anleihen auch in Zukunft eine tragfähige Finanzierungsalternative für den Mittelstand sein werden.
Fazit
Alternative Finanzierungsmodelle wie Leasing, Factoring, Private Equity oder Mezzanine-Kapital können dazu beitragen, kleinen und mittleren Unternehmen trotz der drohenden Verknappung und Verteuerung klassischer Kreditfinanzierungen Wachstumsperspektiven zu eröffnen. Voraussetzung ist allerdings, dass diese Unternehmen durch eine zurückhaltende Ausschüttungspolitik, ein professionelles Liquiditätsmanagement und ein hohes Maß an Transparenz das Vertrauen möglicher Finanzierungsgeber gewinnen und erhalten. In dem Maße, wie dieser Rat beherzigt wird, wird Basel III auch seinen Schrecken für den Mittelstand verlieren.
Zu den Personen
Professor Dr. Martin Hellmich ist Karl-Friedrich-Hagenmüller-Professor für finanzwirtschaftliches Risikomanagement an der Frankfurt School of Finance & Management. Dr. Sikandar Siddiqui, CFA, ist Diplom-Volkswirt und Dozent an der Frankfurt School. www.frankfurt-school.de
Professor Dr. Martin Hellmich ist Karl-Friedrich-Hagenmüller-Professor für finanzwirtschaftliches Risikomanagement an der Frankfurt School of Finance & Management. Dr. Sikandar Siddiqui, CFA, ist Diplom-Volkswirt und Dozent an der Frankfurt School.