Familienunternehmen bieten attraktive Dividenden

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Sie gelten als das Rückgrat der deutschen Wirtschaft: Inhabergeführte Firmen prägen die Volkswirtschaft in vielerlei Hinsicht. Überzeugend ist oft auch die Performance börsen­notierter Familienunternehmen. Häufig punkten sie unter anderem mit einer soliden Dividendenhistorie – für die unternehmerische Geldanlage ein Muss.

Deutschland ist weltweit die viertgrößte, in der Europäischen Union (EU) gar die größte Volkswirtschaft. Mit mehr als 90% der hiesigen Firmen stellen Familienunternehmen das Fundament der deutschen Wirtschaft dar. Mehr als 250 Familienunternehmen weisen einen Umsatz von mindestens 1 Mrd. EUR auf. Der Studie „Börsennotierte Familienunternehmen in Deutschland“ vom Center for Entrepreneurial and Financial Studies an der Technischen Universität München (TUM) zufolge sind etwa 40% der deutschen börsennotierten Unternehmen Familienunternehmen. Sie sind für rund 30% der gesamten Marktkapitalisierung im Composite DAX (CDAX) verantwortlich. Der CDAX umfasst alle an der Frankfurter Wertpapierbörse im General Standard und Prime Standard notier­ten deutschen Aktien und wurde am 17. September 1993 als zusätzlicher Index zum bekannten Leitindex DAX eingeführt. Familienunternehmen sind also auch am deutschen Kapitalmarkt eine wesentliche „Assetklasse“.

Als guter Maßstab zur Messung der Entwicklung von börsennotierten Familienunternehmen gilt der DAXplus Family-­Index. Dieser umfasst die deutschen und internationalen Unternehmen aus dem Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse, bei denen die Gründerfamilie mindestens einen 25%igen Stimmrechtsanteil hat oder in Vorstand oder Aufsichtsrat sitzt und mindestens einen Stimmrechtsanteil von 5% hält. Ähnlich zum DAX, der bis vor Kurzem die 30 (nun 40) größten deutschen Firmen am Kapitalmarkt abbildete, umfasst der DAXplus Family 30-Index die 30 größten und liquidesten Werte des DAXplus Family-Index. Dabei erfolgt die Gewichtung gemäß der Markt­kapi­talisierung der frei handel­baren ­Aktien. Um eine Klumpenbildung zu vermeiden, ist der Anteil eines Werts auf maximal 10% beschränkt. Die ­Zusammensetzung wird vierteljährlich überprüft.

Dabei gibt es einen Kursindex (ISIN: DE000A0YKTP5) und einen Performance­index (ISIN: DE000A0YKTN0). Beim Performanceindex werden die Dividendenzahlungen in den Index eingerechnet (wie beim DAX); er spiegelt also die Entwicklung aus Kurs und Dividende wider. Im Gegensatz hierzu sind beim Kursindex Dividenden unberücksichtigt; dieser bildet damit allein die Kurs­entwicklung an den Aktienmärkten ab.

Vorteile von Familienunternehmen

Studien zufolge zeigt sich bei der Entwicklung von Familienunternehmen in wirtschaftlicher Hinsicht oftmals eine bessere Performance. Die Gründe liegen auf der Hand. Familienunternehmer investieren ihr eigenes Geld und agieren daher oftmals vorsichtig und langfristig, auch im Hinblick auf die Vermögensnachfolge. Manche vom Share­holder Value dominierte Konzerne denken oft in wenigen Jahren oder nur in Quartalen. Dies hat auch zur Folge, dass familienkontrollierte Unternehmen nachweislich Krisen besser standhalten. In einer immer komplexeren Welt profitieren Familienunternehmen von kürzeren Entscheidungswegen und einem effizienten Management. Oftmals finden Arbeitnehmer eine Unternehmenskultur vor, die auf Vertrauen basiert. Natürlich bestehen auch Risiken, die ein Familienunternehmen stets im Blick haben sollte. Wenn Unternehmen zu „familiär“ geführt werden, kann der Blick über den Tellerrand verloren gehen oder die Gesellschafter werden „zu satt“ und entfernen sich zunehmend vom Tagesgeschäft. Ein Problem ist oftmals auch eine ungeklärte Erbfolge.

Ein Vergleich der Entwicklung des DAX mit dem DAXplus Family 30-Index verdeutlicht die positive Wertentwicklung börsennotierter Familienunternehmen. So legte der DAXplus Family 30-­Index von 2012 bis Ende 2021 um rund 250% zu. Der DAX30 stieg in ­diesem Zeitfenster hingegen „nur“ um rund 150%. Damit zeigt sich auf Sicht von zehn Jahren eine klare Outperformance des DAXplus Family 30-Index.

Familienunternehmen sind auch exzellente Dividendenwerte

Regelmäßige Ausschüttungen in Form von Dividenden werden für einkommensorientierte Investoren immer wich­tiger. In wissenschaftlichen Studien­ konnte auch nachgewiesen werden, dass Dividenden für einen Großteil der Wertentwicklung einer Aktie verantwortlich sind. Im DAX schütten derzeit 26 Firmen eine Dividende aus; im DAXplus Family 30-Index sind es 23 Werte. Die Liste an Firmen aus dem ­Family-Index mit einer langen Historie an Dividendenzahlungen wäre ohne die Coronapandemie noch viel länger. Doch Firmen wie Fielmann, CTS Eventim, Sixt oder auch Rational hatten ihre Ausschüttungen gekürzt oder unterbrochen, um auf die Auswirkungen durch Corona zu reagieren. Interessanterweise sind viele Firmen mit der längsten Historie an Dividendenzahlungen auf dem deutschen Kurszettel Familienunternehmen.

Dividendenperlen: Fresenius und SAP

An erster Stelle zu nennen ist hier Fresenius, die neben dem DAXplus Family 30-Index auch im DAX vertreten ist. Der Medizintechnik- und Gesundheitskonzern mit Sitz im hessischen Bad Homburg vor der Höhe ist einer der größten privaten Krankenhausbetreiber Deutschlands. Frese­nius gehört als einziges Unternehmen zum Kreis der „Dividendenaristokraten“ – das sind Firmen, die mindestens 25 Jahre in Folge ihre Dividende angehoben haben! Fresenius hat in diesem Jahr eine um 5% erhöhte Dividende von 0,88 EUR an seine Aktionäre ausbezahlt. Dies war die 28. Dividendenerhöhung in ununterbrochener Folge. Größter Anteilseigner von Fresenius ist die Else Kröner-Fresenius-Stiftung mit rund 27% Kapitalanteil. Nach Marktkapitalisierung ist Fresenius das viertgrößte Unternehmen aus dem DAXplus Family 30-Index.

Das wertvollste Unternehmen ist SAP, sowohl im DAX als auch im DAXplus Family 30-Index. SAP ist ebenfalls ein ausgezeichneter Dividendenwert. Europas größter Softwarekonzern hat in diesem Jahr eine Dividende von 1,85 EUR je Aktie für das Geschäftsjahr 2020 an die Aktionäre bezahlt (+17%). Seit dem Gang an die Börse im Jahr 1988 schüttet SAP eine Dividende aus. In diesem Zeitraum wurde­ die reguläre Dividende nie gesenkt. Im Jahr 2012 erhielten die Aktionäre zusätzlich zur regulären Dividende eine einmalige Jubiläumsdividende in Höhe von 0,35 EUR. Stand Ende 2020 hielten die Gründer Hasso Plattner und Dietmar Hopp noch rund 11% der Anteile.

Schwäbische Dividendenstars: Stratec und Bechtle

Eine exzellente Dividendenhistorie weist auch Stratec auf. Die Firma mit Sitz in Birkenfeld bei Pforzheim hat den ­Aktionären im Mai 2021 eine Dividende in Höhe von 0,90 EUR je Aktie für das Geschäftsjahr 2020 ausbezahlt. Gegen­über dem Vorjahr (0,84 EUR) war dies eine Anhebung um 7,1%. Damit haben die Aktionäre seit Aufnahme der Ausschüttung im Jahr 2004 das 17. Mal in Folge eine höhere ­Dividende erhalten. Der Laborgerätehersteller hat im ­Geschäftsjahr 2020 einen Konzernumsatz in Höhe von 250,1 Mio. EUR (Vorjahr: 214,1 Mio. EUR) erzielt. Das ­Unternehmen erwartet für das Geschäftsjahr 2021 ein währungsbereinigtes Umsatzwachstum mindestens im mittleren einstelligen Prozentbereich. Stratec projektiert, entwickelt und produziert vollautomatische Analysesys­teme für Partner aus der klinischen Diagnostik und Biotechnologie. Stratec war aufgrund der erhöhten Nachfrage nach Laborausrüstung ein Profiteur der Coronakrise. Rund 41% der Aktien von Stratec sind dem Firmengründer Hermann Leistner und seiner Familie zuzurechnen.

Der IT-Dienstleister Bechtle AG hat 2021 die Dividende um 8% auf 1,35 EUR je Aktie angehoben. Es war die elfte Erhöhung in Folge. Seit dem Börsengang 2000 zahlt Bechtle ohne Unter­brechung eine Dividende. Die Gründung erfolgte im Jahr 1983. Damals wandte sich Gerhard Schick an die Fachhochschule Heilbronn, da er ein Programm zur Verwaltung des ­Süßig­keitenverkaufs an den Kinokassen suchte. Die Verwaltungssoftware des Maschinenbaustudenten Ralf Klenk war die Lösung und gleichzeitig die ­Geburtsstunde von Bechtle. Heute ist Bechtle mit rund 80 IT-Systemhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv und zählt zu den führenden IT-Unternehmen in Europa. Bechtle mit Hauptsitz in Neckarsulm beschäftigt derzeit rund 12.000 Mitarbeiter. Die Aktie ist neben dem DAXplus Family 30-Index auch im MDAX und im TecDAX notiert. 2020 lag der Umsatz bei rund 5,82 Mrd. EUR. Von den Gründern ist nur noch die Familie von Gerhard Schick am Unternehmen beteiligt, dessen Tochter Karin Schick mit rund 35% der Anteile Hauptaktionärin ist.

„Value“ aus München: Nemetschek

Eine weitere Dividendenperle aus dem DAXplus Family 30-Index kommt aus München. Die Nemetschek SE hat die Dividende in diesem Jahr um knapp 7% auf 0,30 EUR erhöht. Nemetschek steigerte die Dividende damit das achte­ Jahr in Folge. 1963 gründete Prof. ­Georg Nemetschek sein Ingenieurbüro und legte damit den Grundstein für die heutige Nemetschek Group. Nemetschek ist ein Softwarehersteller für die AEC-­Industrie (AEC = Architecture, ­Engineering, Construction) mit einem Lösungsportfolio entlang des gesamten Lebenszyklus von Bauwerken. Bauen ist heute ein fünfdimensionaler Prozess, den Nemetschek mit Software greifbar macht. In digitalen 3D-Modellen entstehen so komplexe Bauwerke oder ganze Stadtteile, lange bevor der erste Bagger rollt. Mit der erfolgreichen Software der Tochtergesellschaft Maxon werden digitale Inhalte in 2D und 3D für Filmstudios, Videospielentwickler oder Werbefirmen erstellt. Die Familie Nemetschek hält aktuell direkt und indirekt über 50% der Anteile und zählt zu den 50 reichsten Deutschen. Die Aktie ist auch im MDAX und im TecDAX notiert.

Indexzertifikat bildet Index ab

Wem die Suche nach Einzelwerten zu zeitintensiv oder riskant erscheint, kann auch einen Blick auf ein Indexzertifikat werfen. Das HVB Open End Index Zertifikat (ISIN: DE000HX4P6D1) bildet den DAXplus Family 30-Index (Total ­Return) ab. Damit nehmen Investoren an der Wertentwicklung des Index ­(abzüglich des Verwaltungsentgelts in Höhe von 1% per annum) teil. Emissions­tag war der 11. Oktober 2018 zu einem Kurs von 59,36 EUR; aktuell (Dezember 2021) steht das Zertifikat bei rund 80 EUR. Zu beachten ist hier wie bei allen Indexzertifikaten natürlich das Emittentenrisiko.

FAZIT

Familiengeführte Unternehmen finden sich auch an der Börse in großer Zahl. Viele von ihnen zeichneten sich in der Vergangenheit durch eine hervorragende Wertentwicklung gepaart mit einer soliden Dividendenhistorie aus. Diese Entwicklung dürfte sich auch in Zukunft­ weiter fortsetzen – für die Unternehmer ein Muss, im Rahmen ihrer Vermögensanlage einen Blick auf dieses besondere „Genre“ am Kapitalmarkt zu werfen. Für die Anlage eignen sich sowohl der ­direkte Aktienerwerb als auch Indexzertifikate, die zum Beispiel den DAX Family Plus 30 abbilden, oder Fonds, die speziell in börsennotierte Familienunternehmen investieren.

Autorenprofil
Werner W. Rehmet

Werner W. Rehmet ist Chefredakteur von MyDividends.de. Die Plattform ­widmet sich ausschließlich dem Thema Dividenden. Außer deren Höhe werden auch wichtige Fundamen­taldaten wie die Ausschüttungsquote oder die Dividenden­kontinuität berücksichtigt.

www.mydividends.de

 

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