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Familienunternehmen an der Börse

Es gibt sie, wenn auch nicht besonders zahlreich: Börsennotierte Familienunternehmen. Die BHF-BANK hat sie als mögliche Investitionsziele untersucht und analysiert, welche Faktoren sie erfolgreich machen. Schließlich bilden sie das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

Als Ausgangspunkt der Analyse wurden aus den Börsenindizes STOXX EUROPE600, CDAX und GEX in einem mehrstufigen Auswahlprozess 79 Familienunternehmen identifiziert, für die unter anderem mindestens zwei der drei folgenden Kriterien gelten. Die Mitglieder der Gründerfamilie oder deren Nachfahren:

Im nächsten Schritt folgte die Untersuchung der Unternehmen mit Blick auf die Kriterien Umsatzwachstum, Eigenkapitalquote, EBIT-Marge, Cash Conversion Rate, Net Gearing und KGV-Bewertung. Die Umsatzentwicklung dokumentiert das Wachstum eines Unternehmens und ermöglicht auch das zyklische Risiko näher zu betrachten. Die Eigenkapitalquote liefert Aussagen über die Finanzierungsstruktur beziehungsweise die Finanzkraft eines Unternehmens. Die EBIT-Marge wurde zur Messung der Ertragskraft herangezogen. Dabei wurden Unterschiede in der Kapitalstruktur und der Besteuerung ausgeblendet. Die Cash Conversion Rate − als Operativer Cash Flow/EBIT definiert – zeigt idealtypisch, wieviel Prozent des erwirtschafteten Ergebnisses als Liquidität im Unternehmen ankommt. Net Gearing bezeichnet den Nettoverschuldungsgrad als Relation von Nettoverschuldung und Eigenkapital. Über das Kurs-Gewinn-Verhältnis floss schließlich der Bewertungsaspekt in die Analyse ein.

Die zentralen Erfolgsfaktoren

Die Analyse anhand der genannten Kriterien hat gezeigt, dass es nicht die eine allgemeingültige Erfolgsstrategie börsennotierter familiengeführter Unternehmen gibt. Ein übergreifendes wesentliches Merkmal von Familienunternehmen ist die Einheit von Eigentum und Führung. Damit sind diese Unternehmen nicht dem „Principal-Agent-Konflikt“ ausgesetzt, das heißt dem Interessengegensatz zwischen Eigentümer und Management, der oft den Erfolg von Unternehmen hemmt, wenn nicht gar gefährdet. Darüber hinaus sind vier weitere Erfolgsfaktoren deutlich geworden:Es gibt sie, wenn auch nicht besonders zahlreich: Börsennotierte Familienunternehmen. Die BHF-BANK hat sie als mögliche Investitionsziele untersucht und analysiert, welche Faktoren sie erfolgreich machen. Schließlich bilden sie das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

In Zeiten der Globalisierung bieten sich für viele Unternehmen auf ausländischen Märkten interessante Wachstumsperspektiven. Mit wachsenden Umsätzen sind häufig auch steigende Marktanteile verbunden. Aus Investorensicht ist dabei ein interessanter Aspekt, dass Umsatzwachstum oft mit einer steigenden Marktkapitalisierung des betreffenden Unternehmens einhergeht. Das Umsatzwachstum steht teilweise in engem Zusammenhang mit der Innovationskraft eines Unternehmens. Wachstum und Marktführerschaft allein sind allerdings keine Garanten für eine langfristig positive Unternehmensentwicklung. Der Hype und der sich schnell anschließende Niedergang der Solarindustrie in Deutschland sind dafür ein mahnendes Beispiel. Zu einer erfolgreichen Strategie gehört auch, rechtzeitig Marktveränderungen zu erkennen und sich darauf einzustellen.

Die Lenker erfolgreicher Unternehmen messen der Ertragskraft eine hohe Bedeutung zu. Bei vielen Unternehmen hat sie sich nach der Finanzkrise 2008 wieder deutlich verbessert. Für die untersuchten 79 Familienunternehmen liegt der Medianwert der EBIT-Marge bei beachtlichen 12,3 Prozent.

Familienunternehmen verfügen allgemein über eine überdurchschnittlich hohe Eigenkapitalausstattung. Die im Rahmen der Studie untersuchten börsennotierten Unternehmen in Familienhand übertreffen die Durchschnittsquote noch einmal deutlich. Der Medianwert 2009 bis 2015e betrug bemerkenswerte 42,1 Prozent.

Es gibt sie, wenn auch nicht besonders zahlreich: Börsennotierte Familienunternehmen. Die BHF-BANK hat sie als mögliche Investitionsziele untersucht und analysiert, welche Faktoren sie erfolgreich machen. Schließlich bilden sie das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.

Innovative Unternehmen können sich Wettbewerbsvorteile wie eine engere Kundenbindung oder mehr Spielraum bei der Preisgestaltung verschaffen und somit den langfristigen Unternehmenserfolg sichern. Bei Produktinnovationen ist der Produktlebenszyklus zu beachten. Die reifen Produkte, deren Zenit mit Blick auf wirtschaftliche Kennziffern überschritten ist und die irgendwann wieder vom Markt verschwinden, müssen rechtzeitig durch innovative oder ganz neue Produkte bzw. Dienstleistungen ersetzt werden. Zur Einschätzung der Innovationsfreudigkeit eines Unternehmens bieten die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung eine Orientierung. Hohe F&E-Aufwendungen lassen aber nicht automatisch auf Innovationserfolg schließen. Einen zusätzlichen Aufschluss gibt die Zahl der gehaltenen Patente. Hierbei ist zu beachten, dass manche Industrien wie zum Beispiel Pharma oder Technologie forschungsintensiver sind als andere. Insofern sind Branchenvergleiche wichtig.

Fazit

Ein langfristiges Umsatzwachstum, eine nachhaltig hohe Ertragskraft, eine überdurchschnittliche Eigenkapitalausstattung sowie eine hohe Innovationskraft zählen zu den wesentlichen Merkmalen erfolgreicher börsennotierter Familienunternehmen. Familienunternehmen verfügen in der Regel über Konsequenz und Ausdauer und setzen meist auf die langfristige und nachhaltige Unternehmensentwicklung statt auf kurzfristige Gewinnmaximierung. Eine Strategie, die häufig zum Erfolg führt. Familienunternehmen, die in Innovationen investieren, global denken und obendrein reibungslose generationenübergreifende Nachfolgeregelungen finden, verfügen oft über eine dauerhafte Spitzenposition in ihren Zielmärkten.


Zur Person

Winfried Becker ist im Equity Research der BHF-BANK in Frankfurt am Main tätig. Er ist Autor der im September 2014 erschienenen Studie „Familienunternehmen − Scoring-Modell gestütztes Auswahlverfahren“. Die BHF-Bank richtet sich an mittelständische Unternehmerfamilien und zählt zu den führenden Vermögensverwaltern in Deutschland. www.bhf-bank.com

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