Der Wachstumskurs der mittelständischen Factoring-Branche hat sich, wenn auch mit leicht verringerter Dynamik, im zweiten Halbjahr 2024 fortgesetzt. Laut der aktuellen Mitgliederumfrage des Bundesverband Factoring für den Mittelstand e. V. (BFM) lag das mittlere Wachstum bei etwa sechs Prozent und damit nur knapp unter dem langfristigen durchschnittlichen Trend.
Zu den Geschäftsaussichten befragt, erwarten die Mitglieder ein eindeutig positives Neugeschäft. „81% der befragten Institute prognostizieren für das Geschäftsjahr 2025 ein wachsendes Neukundengeschäft. Der bereits im letzten Jahr höchste Umfragewert seit vielen Jahren konnte damit erneut übertroffen werden. Dies mag auch daran liegen, dass 72% der Gesellschaften mit steigenden Insolvenzen bei Schuldnern rechnen. Die Befragten sehen in dieser potenziellen Entwicklung ein Verkaufsargument für das Factoring. Schließlich bietet die Finanzierungsart ihren Nutzern einen Forderungsausfallschutz“, erklärt Michael Ritter, Vorstandsvorsitzender des BFM. Das erwartete Neugeschäft werde nach Einschätzung der Institute ebenfalls umgesetzt werden können: Über 80% der Befragten sehen die Refinanzierung als gesichert an.
Das Bestandskundengeschäft wurde bei den Geschäftsaussichten hingegen erneut kritischer gesehen. Zwei Drittel der Institute rechnen in diesem Zusammenhang auch mit einer steigenden Zahl an Kundeninsolvenzen.
Potenzielle Hürden: Verhalten der Warenkreditversicherungen und Regulatorik
Was das Wachstum der Branche einschränken könnte, ist die Zeichnungspolitik der Warenkreditversicherungen. Sahen Ende 2023 noch fast 18% der befragten Institute und zum Halbjahr 2024 noch weniger, nämlich rund 11%, in der Politik der Warenkreditversicherungen eine Herausforderung, ist der Wert zum Jahresende 2024 auf rund 43% angestiegen. Warenkreditversicherungen übernehmen, wenn es zu einem Zahlungsausfall eines Schuldners kommt, den offenen Betrag aus einer angekauften Forderung. Damit sind sie eine Voraussetzung für den regelmäßigen Forderungsankauf im Rahmen des Factorings.
Bedeutende Hürde in der Regulatorik
Daneben sieht die Branche mit 43% in aufsichtsrechtlichen Vorgaben eine ihrer großen Herausforderungen. Dazu zählen Regulierungen wie die EU-Verordnung DORA zur Sicherheit von Informations- und Kommunikationssystemen im Finanzbereich. In der Jahresendumfrage 2023 sahen noch fast 65% der Befragten in der Regulatorik eine bedeutende Hürde, in der Halbjahresumfrage 2024 waren es rund 56%. „In dem leichten Rückgang steckt möglicherweise schon die Hoffnung, die sich mit dem Ziel der Aufsicht verbindet, die Regulatorik künftig weniger komplex zu gestalten. Schließlich sind die Bundesbank und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht vom Prinzip der doppelten Proportionalität überzeugt. Das heißt, dass die Schärfe der tatsächlichen Regulierung letztlich vom Geschäftsmodell, der Größe und dem Risikoprofil eines Finanzdienstleisters abhängen sollte“, erklärt Michael Ritter.
Cybercrime mit hohem Stellenwert
Das Thema Cybercrime besitzt für fast 48% der Befragten weiterhin einen hohen Stellenwert. Es ist allerdings vom Factoringbetrug in seiner Bedeutung überholt worden: Rund 57% sehen hierin eine Herausforderung. Die Branche erkenne hier laut Ritter deutlich, dass die Potenziale für Betrug, auch aufgrund der gesamtwirtschaftlichen Lage, neue Impulse erfahren. Die beiden größten Aufgaben für die Befragten sind in Zeiten der flauen Konjunktur und des Strukturwandels aber weiterhin die steigenden Insolvenzanmeldungen und die Digitalisierung – mit fast 67 beziehungsweise rund 71%.