EY-Mittelstandsbarometer: Lage gut – Aussichten eher schlecht

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Nach den Zahlen des aktuellen EY-Mittelstandsbarometers rechnen 52 Prozent der Mittelständler mit einer Verbesserung der Geschäftslage. Eine weitere gute Nachricht: Jeder dritte Betrieb will zusätzliche Stellen schaffen. Über alle Branchen hinweg bezeichnen mehr als die Hälfte der mittelständischen Firmen ihre Geschäftslage als gut. Die Spanne reicht dabei von 72% in der chemisch-pharmazeutischen Industrie, 61% bei Bauunternehmen, 51% im Maschinenbau bis zu eher niedrigen 29% in der Automobilbranche. Insgesamt nur neun Prozent der befragten Mittelständler bewerten ihre aktuelle Lage als schlecht oder eher schlecht. Einige Unternehmen bezeichnen ihre derzeitige Situation als kritisch: Jedes neunte Unternehmen aus der Metallindustrie und jeder zehnte Händler sieht sich in einer eher oder gar sehr kritischen Verfassung.

„Die Geschäftslage im deutschen Mittelstand ist nach zwei Jahren Pandemie immer noch bemerkenswert stabil – die meisten Unternehmen machen gute oder sehr gute Geschäfte, sie haben gelernt, mit der Pandemie umzugehen. Einige erleben sogar eine Sonderkonjunktur und können sich vor Aufträgen kaum retten. Allerdings herrscht längst nicht überall eitel Sonnenschein: Der stationäre Handel ächzt unter den Corona-Maßnahmen, die auch das wichtige Weihnachtsgeschäft massiv beeinträchtigt haben. Und die Autobranche leidet unter der Halbleiterkrise“, kommentiert Michael Marbler, Partner bei EY, die Befragungsergebnisse Für die Studie werden seit 2004 deutschlandweit 800 nicht kapitalmarktorientierte mittelständische Unternehmen mit mindestens zehn Millionen Euro Umsatz befragt.

Mehr Investitionen geplant

In den kommenden Monaten wollen die Unternehmen nach den aktuellen EY-Zahlen ihre Investitionen unterm Strich spürbar erhöhen: Knapp jeder dritte Betrieb will die Investitionen hochfahren, nur fünf Prozent wollen weniger investieren als im Vorjahr. Ein ähnliches Bild zeige sich bei den Neueinstellungen: 34% planen, die Zahl der Beschäftigten zu erhöhen, nur bei sechs Prozent soll die Zahl der Mitarbeitenden sinken. Diese hohe Bereitschaft zu Neu-Einstellungen dürfte den bereits bestehenden Fachkräftemangel noch weiter verschärfen. Bereits heute beklagen 80% der Unternehmen, dass es ihnen schwerfalle, neue und ausreichend qualifizierte Mitarbeitende zu finden. Besonders hoch ist der Anteil bei Mittelständlern aus der Elektrotechnikbranche mit 94%.

Sorgen nehmen trotzdem zu

Beim Blick in die Zukunft zeigen die Zahlen des EY-Mittelstandsbarometers, dass zwar der Blick auf die eigene Geschäftsentwicklung positiv ausfällt. Das weitere wirtschaftliche Umfeld wird von den Unternehmen aber immer skeptischer betrachtet. So sorgen sich gegenüber dem Vorjahr die Firmeninhaber auch vor hohen Rohstoffpreisen (von 38 auf 63%) und hohen Energiepreisen (von 27 auf 60%). „Das derzeitige Umfeld ist für Unternehmen extrem volatil, es ist gerade für kleinere Unternehmen enorm schwierig, alle Risiken im Blick zu behalten und ihnen angemessen zu begegnen – zumal sie vielfach als Teil der Lieferkette auf solvente, handlungs- und lieferfähige Lieferanten angewiesen sind. Die Pandemie ist noch nicht vorbei, sondern hält immer wieder böse Überraschungen für uns bereit“, betont Marbler.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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