Eurokrise belastet Private-Equity-Markt

Im ersten Quartal bestand noch Zuversicht auf eine Besserung am deutschen Private-Equity-Markt. Inzwischen aber hat die sich ausweitende europäische Staatsschuldenkrise die Aktivitäten und Erwartungen wieder gedämpft. Die Unsicherheiten sowohl an den Kapitalmärkten als auch in konjunktureller Hinsicht belasten. Auch die Preisvorstellungen gehen weiter auseinander. Zudem ist die Finanzierungsbereitschaft der Banken für größere Transaktionen weiterhin gering.

Unternehmerische Expertise gefragt

Was das Preisniveau angeht, so sind die Multiples im Durchschnitt zwar relativ stabil. Allerdings hat die Schwankungsbreite zugenommen, mit wachsenden Abweichungen vom Durchschnitt nach oben und unten – abhängig von den nachhaltigen Perspektiven des Unternehmens. Bewertungsunsicherheit ist für Dr. Andreas Fendel, Geschäftsführer der Beteiligungsgesellschaft Quadriga Capital, ein wesentliches Hemmnis für die Aktivitäten im PE-Markt. „Man will zu hohe Bewertungen, die eventuell nicht nachhaltig sind, vermeiden“, sagt er. Ein wenig Licht sieht er bei der Bankenfinanzierung, die aus seiner Sicht „etwas besser ist als vor einem Jahr“. Zunehmend fänden sich auch wieder Konsortien für Club-Deals zusammen. Finanziert werde nach wie vor eher konservativ, mit einem Fremdkapitalanteil von maximal 45 bis 50%. Der Trend weg vom „Financial Engineering“ sei weiterhin intakt. „Bei den PE-Gesellschaften ist unternehmerische und branchenbezogene Expertise und Leistungsfähigkeit gefragt“, so Fendel. Auf operative Beiträge zur Wertschöpfung komme es an. „Diejenigen, die sich als pure Finanzinvestoren sehen, bekommen Probleme.“

Guter Track Record entscheidend

Fendel geht davon aus, dass sich die Lage wieder bessern wird. „Denn Unternehmen suchen Problemlösungen, Eigentümer wollen sich vom Unternehmen trennen oder suchen Partner, zum Beispiel bei der internationalen Expansion und der Errichtung von Produktionsstätten in fremden Märkten“, sagt Fendel. Beteiligungspartner müssten hier gute Konzepte anbieten. Die Transaktionsbereitschaft auf PE-Seite sei da, Kapital genügend vorhanden. Eher schwach sei aktuell aber die Einwerbung frischen Kapitals. Das Kapitalangebot habe sich verringert – die Nachfrage sei im Verhältnis deutlich höher. „Der Wettbewerb um die knappen Mittel ist hart; insbesondere große Fonds haben es schwer, genügend Kapital einzusammeln. Nur mit einem guten Track Record hat man überhaupt Chancen“, erklärt Fendel. Die Fonds müssten die Frage beantworten, wie künftige Transaktionen zu strukturieren sind und wie man einen nachhaltigen Mehrwert schaffen wolle.

Nachfrageüberhang nach Targets

Einen starken Nachfrageüberhang nach attraktiven Zielunternehmen sieht Arno Fuchs, Geschäftsführer des Münchner Finanzierungsspezialisten FCF Fox Corporate Finance. „Zum aktuellen Zeitpunkt kommen beispielsweise auf zehn Zielunternehmen etwa 30 bis 40 Finanzinvestoren – neben Strategen – als Interessenten infrage“, sagt Fuchs. „Das Deal-Angebot ist niedrig und hält mit der Nachfrage in keiner Weise mit, es ist um einiges geringer als letztes Jahr. Ein aktiver PE-Markt kann so nicht funktionieren.“ Das mache den PE-Häusern das Geschäft schwer. Kreativität und eine unternehmerische Herangehensweise seien gefragt, um Alpha zu generieren. Teilweise verstünden es die Finanzinvestoren weniger als früher, „die Verkäufer für sich zu begeistern“. Man schaue oft zu sehr darauf, ob die Unternehmen in eine gewünschte Schablone passten, statt individuell zur Unternehmenssituation eine Transaktion zu strukturieren. „Einige aktive PE-Häuser tun dies und zeichnen sich durch sehr aktives Dealmaking aus.“

Minderheitsbeteiligungen als Chance

Eine Chance für die PE-Branche sieht Fuchs darin, sich mehr auf Minderheitsbeteiligungen, Secondary-Umplatzierungen und Transaktionen mit börsennotierten Unternehmen zu fokussieren und so zu mehr Transaktionen zu kommen. Fuchs geht nicht davon aus, dass sich der Dealflow insgesamt auf absehbare Zeit verbessern wird. Eher sei eine Konsolidierung in der PE-Branche zu erwarten – einige Player könnten aus dem Markt ausscheiden.

Ausblick

Wie es aussieht, wird 2012 nach zwei halbwegs guten PE-Jahren wieder ein schwächeres werden. Ein Hoffnungsschimmer für mehr Transaktionen kommt von den vielen ungelösten Unternehmensnachfolgen – das Thema steht weiter ganz oben auf der Agenda. Und manche Unternehmen suchen einen Partner für ihre Internationalisierungspläne. Hier muss Private Equity über das Kapital hinaus Mehrwert bieten – mit einer klaren unternehmerischen Unterstützung.

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