Eurokrise belastet Private-Equity-Markt

Im ersten Quartal bestand noch Zuversicht auf eine Besserung am deutschen Private-Equity-Markt. Inzwischen aber hat die sich ausweitende europäische Staatsschuldenkrise die Aktivitäten und Erwartungen wieder gedämpft. Die Unsicherheiten sowohl an den Kapitalmärkten als auch in konjunktureller Hinsicht belasten. Auch die Preisvorstellungen gehen weiter auseinander. Zudem ist die Finanzierungsbereitschaft der Banken für größere Transaktionen weiterhin gering.

Größere Preisdifferenzen

„Die allgemein schlechte wirtschaftliche Stimmung lähmt die Entscheidungsfreude“, konstatiert Kues. Auch das Verkaufsinteresse sei gerade bei gedämpfter Konjunkturperspektive schwächer ausgeprägt, da sich gute Preise nur schwer erzielen ließen. Die Konjunkturschwankungen machten die Preisfindung insbesondere in zyklischen Branchen extrem schwierig. Während die Verkäuferseite die guten Jahresabschlüsse hervorhebt, gewichtet die Käuferseite stärker die unsicheren Perspektiven. Jeder Käufer fragt sich, wie nachhaltig die guten Ergebnisse der beiden letzten Jahre sind. „Die Unternehmen haben zwar 2010 und 2011 gut verdient, aber die Investoren trauen dem Ganzen noch nicht langfristig; daran scheitern viele Deals“, sagt Kues. Eine interessante Branche mit vielen mittelständischen Unternehmen ist aus seiner Sicht der Energiebereich. Die Energiewende habe diesen Markt noch attraktiver für Käufer gemacht.

Schwieriges Fundraising

Trotz des allgemeinen Niedrigzinsniveaus gestaltet sich auch das Fundraising anhaltend schwierig. Hoffnung gibt aus Kues‘ Sicht der zunehmende Trend bei Versicherungen und anderen Investoren, sich angesichts der schwachen Renditen bei klassischen Anlagen stärker für das Thema Private Equity zu interessieren. Der durchschnittliche Garantiezins bei Lebensversicherungen liege bei 3,2 bis 3,3%, dies sei mit ihren bisherigen Anlagen (Schwerpunkt Anleihen) nicht mehr zu erzielen.

Strategen im Vorteil

Eher positiv gestimmt ist Dr.-Ing. Hans-Gert Mayrose, Vorstand der börsennotierten Industrie-Beteiligungsgesellschaft Gesco AG. Er sieht zumindest für Gesco eine deutliche Belebung auf der Angebotsseite. „Vor zwei oder drei Jahren waren noch viele Verkäufe, insbesondere im Mittelstand, auf Eis gelegt“, sagt er. „Jetzt haben die Unternehmer mit den Ergebnissen von 2010 und 2011 im Rücken eher den Willen zum Verkauf.“ Auf Käuferseite habe man zwar auch noch die Krisenjahre im Hinterkopf, aber da könne man mit den Unternehmen verhandeln. „Von M&A-Beratern hören wir, es sei doch schwierig, gute Verkaufsangebote zu finden; aber wir werden von Anfragen fast überschwemmt“, sagt Mayrose. Die PE-Branche habe es allerdings schwerer, Transaktionen umzusetzen, auch weil sie auf die Finanzierungsbereitschaft der Banken angewiesen seien. „Das gibt uns als Industrieholding einen Vorteil, da wir keinen Finanzierungsvorbehalt haben und dem Verkäufer mehr Transaktionssicherheit und -schnelligkeit bieten. Dafür sind diese dann auch bereit, mit dem Preis etwas herunterzugehen.“ Gesco richtet den Fokus auf den produzierenden industriellen Mittelstand, insbesondere den Werkzeugmaschinenbau, aus dem laut Mayrose der Großteil der Anfragen kommt. Die Investitionsgüterbranche habe hohe Auftragsbestände, die Eurokrise schlage hier (noch) nicht so stark durch. „Viele Anfragen kommen aus Nachfolgesituationen, die 2009 und 2010 noch verschoben worden waren; aber jetzt drängt bei vielen die Zeit“, so Mayrose. Für Akquisitionen sei das Zeitfenster jetzt sehr günstig. „Wir haben binnen sechs Monaten – zwischen Ende Dezember und Anfang Juli – drei Unternehmen gekauft; das ist Rekord.“

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