In fünfter Generation steht Patrizia Kappus-Becker an der Spitze der M. Kappus GmbH & Co. KG, dem größten Seifenunternehmen in Westeuropa. Aus freien Stücken trat sie die Nachfolge an – auch wenn es nicht immer ganz leicht war.
Bereuen Sie heute die Entscheidung von damals?
Es gibt immer wieder Momente, in denen man sich nicht so sicher ist. Doch letztlich ist es gut, wie es ist – mit allen Vor- und Nachteilen. Ich kann Entscheidungen frei tätigen und muss niemandem Rechenschaft ablegen. Außer den Arbeitnehmern, die erwarten, dass ihr Arbeitsplatz erhalten bleibt.
Zwei Kündigungswellen hatten Sie bereits. Wie geht es weiter?
Wir gehen davon aus, dass wir personell jetzt so aufgestellt sind, dass wir auf Produktionsschwankungen gut reagieren können. In Offenbach hatten wir zum Höhepunkt 200 Mitarbeiter. Jetzt beschäftigen wir hier etwas mehr als 60 und sind an einem Punkt, an dem wir Produktionsschwankungen über Aushilfskräfte kompensieren können. Für die Produktionsplanung sind wir jetzt besser gerüstet.
Ist der Arbeitsplatzerhalt der größte Druck, den Sie als Familienunternehmerin spüren?
Sicher ist die Arbeitsplatzsicherheit das, was einen am meisten umtreibt, weil man die Menschen oft seit Jahrzehnten kennt. Viele, die bei uns im Betrieb arbeiten, kannte ich schon als Kind. In unserem familiengeführten Unternehmen wollen wir dafür sorgen, dass man die Mitarbeiter möglichst lange beschäftigen kann. Am Ende ist es natürlich ein Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis. Auch wir können nicht verhindern, dass wir Mitarbeiter entlassen müssen, die wir schon sehr lange kennen. Da geht es dann um die Fortführung des Unternehmens. Einzelschicksale müssen dann leider hintenanstehen.
Wie war denn deren Gefühl, als das kleine Kind auf einmal Chefin wurde?
Damit hatten die wenigsten ein Problem. Viele Mitarbeiter, die mich von Kindheit an kannten, waren Gastarbeiter, die sich in Deutschland eine Existenz aufgebaut haben. Für diese Generation hat Familie eine besondere Bedeutung. Dementsprechend groß ist der Zusammenhalt. Meine Nachfolge gab den Leuten Sicherheit. Sicherheit, dass es weitergeht. Auch meine Kinder genießen eine hohe Akzeptanz.