Erholung im Elektroniksektor in Sicht

Herausforderungen am M&A-Markt für elektronische Fertigungsdienstleistungen (EMS) 2024/2025

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Der Markt für elektronische Fertigungsdienstleistungen (EMS)  durchlief im Jahr 2024 eine Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit. Während sich Inflation und Zinssätze stabilisierten, belasteten geopolitische Faktoren und eine schwächelnde Nachfrage die Branche. Dennoch deutet sich für 2025 eine Erholung an. Dies geht aus dem aktuellen M&A-Sektorbericht von MP Corporate Finance hervor.

„2024 war von einem deutlichen Umsatzrückgang in der Elektronikindustrie geprägt, begleitet von mehreren kleineren regionalen Transaktionen und Distressed Deals. Dennoch bleibt die Elektronikbranche ein zentraler Bestandteil aller Endmärkte – ob B2B oder B2C – und wird langfristig weiterwachsen“, sagt Shaan Tharani, Managing Director bei MP Corporate Finance.

Der EMS-Markt zeigte im vergangenen Jahr eine verhaltene Umsatzentwicklung. Unternehmen wie die finnische Scanfil Oyj korrigierten ihre Jahresprognose von ursprünglich 780 bis 840 Mio. EUR auf 770 bis 780 Mio. EUR, was einem Rückgang von 14% im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Auch das größte europäische EMS-Unternehmen, Zollner, verzeichnete einen leichten Umsatzrückgang, insbesondere aufgrund einer schwächeren Nachfrage aus der Automobil- und Industriebranche.

Ein positiver Ausreißer hingegen war OSI Systems, das mit 1,5 Mrd. EUR Rekordumsatz vor allem von der starken Nachfrage im Verteidigungssektor profitierte und damit die Widerstandsfähigkeit bestimmter Marktsegmente unterstreicht.

M&A-Aktivitäten und Konsolidierungstrends

Im Jahr 2024 wurde der M&A-Markt von zwei wesentlichen Trends geprägt. Zum einen setzte sich die regionale Konsolidierung fort, wobei Unternehmen verstärkt Übernahmen tätigten, um ihre Marktstellung auszubauen. Ein Beispiel hierfür ist Cicor Technologies, die durch gezielte Akquisitionen in Großbritannien und Deutschland ihr Geschäft erweiterten.

Zudem wurden leistungsschwache Unternehmen übernommen, um die Marktposition strategisch zu stärken. So veräußerte Kimball Electronics sein Test- und Messgeschäft, um sich gezielt auf das Kerngeschäft zu fokussieren. Gleichzeitig stärkte Zollner durch die Übernahme von Bluechips Microhouse seine Marktpräsenz in Asien.

Die durchschnittliche EBITDA-Marge im Sektor lag bei 7,8%, wobei die Bandbreite von 3,5% bei Key Tronic bis zu 15% bei OSI Systems reichte. Während die Marktkapitalisierung in Nordamerika stabil blieb, verzeichnete Europa leichte Rückgänge.

Die MP EMS Peer Group besteht aus 24 börsennotierten Unternehmen. Die Daten werden auf Quartalsbasis dargestellt, und die Multiplikatoren basieren auf der Marktkapitalisierung zum Stand vom 16.12.2024. Quelle: MP Corporate Finance Research Center 2024, Capital IQ TEV = Total Enterprise Value, LTM per 16.12.2024. Flex hat seinen Hauptsitz in Singapur, der Großteil der Geschäftsaktivitäten findet jedoch in Nordamerika statt. Zum Vergrößern bitte hier klicken!

Regionale Unterschiede und Bewertung

In Nordamerika wiesen Unternehmen eine durchschnittliche TEV/EBITDA-Bewertung von 9,2x auf. Insbesondere die Elektronik für den Verteidigungssektor zeigte ein erhebliches Wachstumspotenzial. Während in Europa das Wachstum im EMS-Sektor stagnierte, setzten Unternehmen wie Hanza AB und Scanfil Oyj verstärkt auf strategische Expansion durch gezielte Akquisitionen. In Asien litt der Markt unter einer nachlassenden Nachfrage, insbesondere in der Automobilindustrie. Dennoch bleibt die Region für langfristige Investitionen weiterhin attraktiv.

Ausblick 2025 und darüber hinaus

Die Aussichten für 2025 sind insgesamt positiv, mit einer erwarteten Markterholung nach dem ersten Quartal. Es wird erwartet, dass sich die Konsolidierung weiter fortsetzt, insbesondere in Bereichen mit hohen Margen. Darüber hinaus sind ein bis zwei größere transatlantische Übernahmen zu erwarten. „Mit sinkenden Zinsen und einer sich stabilisierenden Inflation erfolgt eine Neuausrichtung des Marktes, was den Weg für einen erheblichen Anstieg der M&A-Aktivitäten in den Jahren 2025 und 2026 ebnet“, prognostiziert Tharani.

Dennoch stehen der EMS-Branche auch weiterhin bedeutende Herausforderungen bevor. Handelszölle und geopolitische Spannungen könnten insbesondere nach einer möglichen politischen Neuausrichtung in den USA eine entscheidende Rolle spielen. Zudem wird es für Unternehmen immer wichtiger, sich an digitale Trends wie generative KI und Automatisierung anzupassen. Auch Nachhaltigkeitsanforderungen werden zunehmend Einfluss auf Lieferketten und Produktionsprozesse nehmen.

Insgesamt steht die EMS-Branche vor einer spannenden Transformationsphase, die durch Konsolidierung und technologische Innovationen geprägt sein wird.

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