Erfolg durch Partnerschaft: Wie MBGen Unternehmen stärken

Sinus Nachrichtentechnik und MySpa profitieren von Beteiligungen

Ein Faktor für das Wachstum von MySpa ist die Zusammenarbeit mit der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg
© MySpa

Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBGen) spielen eine zentrale Rolle bei der Förderung von Wachstumsunternehmen. Beispiele wie MySpa und Sinus Nachrichtentechnik zeigen, wie wichtig diese Partnerschaften sind.

© MySpa Wellness-Zone

MySpa setzt mit seinem Konzept auf Privatsphäre: Anstelle herkömmlicher Wellnessbehandlungen bietet das Unternehmen private „Wellzones“ – exklusiv nutzbare Räume, die mit eigenem Pool, Sauna, Erlebnisdusche und einer Relaxlounge ausgestattet sind. Hier können Gäste Licht, Musik und sogar Streamingdienste individuell steuern. „MySpa richtet sich an Menschen, die Ruhe und Exklusivität schätzen und lieber allein, zu zweit oder in kleiner Runde entspannen. Gerade die Abgrenzung zu überfüllten, öffentlichen Spabereichen macht das Konzept attraktiv“, erklärt Geschäftsführer Réne Törner. Mit seinem privaten Ansatz besetze MySpa eine Marktnische, die durch den Bedarf nach Rückzugsorten stetig wächst.

Städte mit kaufkräftiger Zielgruppe im Fokus

© MySpa-Geschäftsführer Réne Törner

Seit seiner Gründung 2018 hat MySpa ein beeindruckendes Wachstum erlebt. Die erste Filiale in München eröffnete 2020, gefolgt von einem Standort in Mainz 2021. Trotz der pandemiebedingten Beschränkungen expandierte MySpa weiter und fügte 2023 Standorte in Hannover, Stuttgart und Mannheim hinzu. Mit der Eröffnung der Stuttgarter Filiale verlagerte das Unternehmen auch seine Unternehmenszentrale dorthin. Durch die Nähe zum operativen Betrieb sollten Entscheidungswege verkürzt werden. „Die Standortwahl von MySpa erfolgt strategisch: Städte mit einer kaufkräftigen Zielgruppe und wachsendem Interesse an Wellnessangeboten stehen im Fokus“, fährt Törner fort.

Wachstumsstrategie durch Franchisenehmer

MySpa plant für die nächsten Jahre eine Expansion über ein Franchisemodell. Der erste Franchisevertrag wurde im Sommer 2024 abgeschlossen und ermöglicht es dem Unternehmen nun, sein Modell bundesweit zu verbreiten. Das Franchisesystem bietet die Möglichkeit, flexibel und ohne große Eigenkapitalbindung zu wachsen. Die Franchisepartner profitieren dabei von einem praxiserprobten Geschäftsmodell und umfangreicher Unterstützung.

Wichtiger Finanzpartner: MBG Baden-Württemberg

© Chris Hammer, MBG WB

Ein entscheidender Faktor für das Wachstum von MySpa ist die Zusammenarbeit mit der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg (MBG BW), einem erfahrenen Finanzierungspartner für mittelständische Unternehmen. Die MBG BW trat im Zuge der Expansion als stiller Kapitalgeber ein und unterstützt die Wellness-Firma gezielt bei der Umsetzung neuer Projekte. Die Zusammenarbeit mit der MBG BW ermöglichte auch eine flexible und zukunftsorientierte Finanzplanung. Als sich herausstellte, dass ein ursprünglich geplanter Standort nicht umsetzbar war, half die MBG BW aktiv bei der Strukturierung einer neuen Finanzierungsstrategie für den Standort in Frankfurt. In diesem Prozess konnte MySpa neben der MBG BW auch den Europäischen Investitionsfonds (EIF) als zusätzlichen Finanzierungspartner gewinnen, der eine Fremdkapitaltranche zusätzlich absicherte. Die MBG BW unterstützt MySpa auch bei der Standortsuche und bei der strategischen Planung. Ihre umfassenden Marktkenntnisse und ihr Netzwerk an Kontakten helfen der Firma, optimal auf zukünftige Expansionsziele vorbereitet zu sein.

„Das neuartige Konzept des Private Spa in Kombination mit dem überzeugenden Gründer-Duo, das bereits umfangreiche Erfahrung aus der Fitness-Branche – insbesondere auch im Franchise-Modell – mitbrachte, überzeugte uns schnell. MySpa ist einer der First Mover im Private Spa-Umfeld und konnte auch zum Start – der von Beeinträchtigungen der seinerzeitigen Corona-Pandemie beeinflusst war – mit den ersten Standorten in München und Mainz bereits eine gute Entwicklung und damit den Proof of Market vorweisen“, erklärt dazu Chris Hammer, Investmentmanager bei der MBG Baden Württemberg.

Technologische Innovationen

Zusätzlich zur Expansion in neue Märkte investiert MySpa in moderne Technologien, die den Komfort für die Gäste erhöhen und die betrieblichen Abläufe optimieren. So wurde die Reservierungsplattform kürzlich um Funktionen erweitert, die die Buchung und Personalisierung der Wellness-Erlebnisse vereinfachen sollen. Die Nutzeroberfläche ermöglicht eine intuitive Bedienung, und durch verbesserte Streaming-Optionen und Lichtsteuerungen können Gäste ihr Wellness-Erlebnis noch individueller gestalten. „Die technologische Entwicklung ist ein wichtiger Bestandteil des Geschäftsmodells. Die regelmäßigen Updates sollen MySpa in der Branche weiterhin als Vorreiter positionieren und den Gästen ein modernes und maßgeschneidertes Erlebnis bieten“, so Törner.

Hilft, wenn es brennt

© Marcus Landschof, Sinus Nachrichtentechnik

Seit nunmehr 13 Jahren leitet Marcus Landschof die Geschicke der Sinus Nachrichtentechnik GmbH. Was als kleines Unternehmen mit gerade einmal elf Mitarbeitern begann, hat er zur Erfolgsgeschichte gemacht: Heute beschäftigt die Firma 100 Personen und zählt zu den wichtigsten Anbietern von Software für Feuerwehr- und Rettungsleitstellen in Deutschland. „Wir machen wohl einiges richtig“, bemerkt Landschof schmunzelnd. Er ist sichtlich stolz auf das Unternehmen, das mittlerweile zu einem unverzichtbaren Partner für den Schutz und die Sicherheit von Millionen von Menschen geworden ist.

Software für die Sicherheit

© Sinus Nachrichtentechnik GmbH

Sinus Nachrichtentechnik in Barsbüttel am östlichen Stadtrand von Hamburg entwickelt und vertreibt Softwarelösungen, die in Feuerwehr- und Rettungsleitstellen die Einsätze koordinieren. Ob es sich nun um Notrufe, Alarmierungen oder Einsatzsteuerung handelt – die Programme von Sinus Nachrichtentechnik sorgen dafür, dass Hilfe so schnell wie möglich vor Ort ist. „Für unsere Kunden, zu denen auch große Namen wie Porsche, der Bayer-Konzern, Henkel und MTU gehören, ist eine zuverlässige und technisch anspruchsvolle Software unverzichtbar“, erklärt Landschof. Mit rund 300 bis 400 Feuerwehr- und Rettungsleitstellen in Deutschland sei der Markt zwar überschaubar, aber zugleich wegen der individuellen Anforderungen sehr anspruchsvoll. „Wir sind gut aufgestellt und pflegen enge Beziehungen zu unseren Kunden, die sich auch in unseren langfristigen Wartungsverträgen widerspiegeln“, betont Landschof. Diese Verträge sichern die Zusammenarbeit über Jahre hinweg.

Vom Azubi zum Geschäftsführer

Landschof begann seine berufliche Laufbahn als Auszubildender bei der Sinus Nachrichtentechnik. Zum Abschluss seines Studiums schrieb er schließlich einen Businessplan für sein eigenes Unternehmen – ein Plan, der nicht nur einen Wettbewerb gewann, sondern auch den Weg für seine Zukunft ebnete. „In der Jury saß damals der Vorstand der Hamburger Sparkasse Haspa, der mich fragte, ob ich den Plan nicht wirklich umsetzen wolle“, erzählt Landschof. Kurz darauf erhielt er die notwendige Finanzierung und konnte seinen Traum verwirklichen. „Es war eine unglaubliche Chance, die ich ergriffen habe. Und mit der richtigen Unterstützung war es möglich, die Sinus Nachrichtentechnik zu übernehmen und zu einer noch erfolgreicheren Firma auszubauen.“

Unterstützung erhielt die Sinus Nachrichtentechnik auch von der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft (MBG), die als stiller Gesellschafter an Bord kam und die nötige Finanzkraft für den Ausbau des Unternehmens bereitstellte. „Die MBG hat Herrn Landschof im Januar 2019 im Rahmen einer Bankenrunde kennengelernt, die mit durch die Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein GmbH initiiert wurde. Er hat im ersten Kennenlerngespräch einen sehr professionellen und offenen Eindruck hinterlassen und letztendlich alle Finanzierungspartner von seinem Geschäftskonzept und seiner Person überzeugen können“, erinnert sich Stefan Sieck von der MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein mbH. Die Zusammenarbeit laufe absolut reibungslos. Herr Landschof hatte bereits vor dem zweiten Investmentschritt mit dem Kauf des Unternehmens Blickle Leitstellen & Kommunikationstechnik GmbH mit der MBG über das Vorhaben gesprochen. Auch bei dieser Finanzierung kam dann Mezzanine-Kapital zum Einsatz, der Deal wurde erfolgreich abgeschlossen und die Blickle mittlerweile auf die Sinus verschmolzen.

Neue Unternehmenszentrale

© Sinus Nachrichtentechnik GmbH

Mit dem Wachstum des Unternehmens stieg auch der Bedarf an einer größeren Unternehmenszentrale. Im Zuge der Expansion bezog die Sinus im Jahr 2023 einen modernen Neubau, der höchste ökologische und energetische Standards erfüllt. Die Expansion der Sinus Nachrichtentechnik beschränkt sich jedoch nicht auf die Zentrale. In den letzten Jahren hat das Unternehmen den süddeutschen Markt gezielt erschlossen. „In Baden-Württemberg hatten wir bereits wichtige Kunden wie Porsche und Roche, daher lag es nahe, den Standort dort weiter auszubauen“, erklärt Landschof. Mit Unterstützung der MBG übernahm die Sinus Nachrichtentechnik ein anderes Unternehmen in der Region und stärkte so seine Marktposition. Durch die kontinuierliche Erweiterung des Teams und die enge Zusammenarbeit konnte die Sinus Nachrichtentechnik nicht nur neue Märkte erschließen, sondern auch bestehende Kunden langfristig binden. Besonders die langfristigen Wartungsverträge sind für das Unternehmen ein zentraler Bestandteil der Zusammenarbeit. „Unsere Kunden wissen, dass sie sich immer auf uns verlassen können – und das schätzen sie sehr“, erklärt Landschof.


„Beteiligungskapital bleibt unverzichtbar“

Interview mit Holger Zervas, Geschäftsführer, MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Schleswig-Holstein mbH, und Guy Selbherr, Geschäftsführer, MBG Mittelständische Beteiligungsgesellschaft Baden-Württemberg GmbH

Unternehmeredition: Wie entwickelt sich aktuell bei Ihnen die Nachfrage nach Beteiligungen und worauf führen Sie diese Entwicklung zurück?

Foto: Guy Selbherr, MBG Baden-Württemberg

Guy Selbherr: Die Nachfrage nach Mezzaninekapital im Bereich von Wachstumsfinanzierungen befindet sich aufgrund der konjunkturellen Entwicklungen sowie (geo)politischen Unsicherheiten seit Monaten auf sehr verhaltenem Niveau. Im Bereich von Nachfolgen und Übernahme verzeichnen wir jedoch wieder vermehrte Beteiligungsanfragen.

Holger Zervas: Die Nachfrage nach Beteiligungskapital ist unverändert vorhanden – sowohl im Mittelstand als auch im Start-up Bereich–, aber der konjunkturellen Lage entsprechend etwas gedämpft. Gerade die aktuelle Investitionszurückhaltung in der Wirtschaft ist spürbar. Im Start-up-Bereich sehen wir auch auf der Investorenseite mehr Vorsicht. Aber in etwas unsichereren Zeiten ist dies nicht ungewöhnlich. An der hohen Bedeutung von Beteiligungskapital für die Unternehmen ändert sich nichts.

Gibt es bestimmte Branchen mit einem besonders hohen Bedarf?

Foto: Holger Zervas, MBG Schleswig-Holstein

Zervas: Im Bereich der Übernahmen – über die verschiedenen Branchen hinweg – ist Beteiligungskapital insbesondere in Form von Mezzaninekapital wichtig. Hier sehen wir auch zunehmenden Bedarf bei größeren mittelständischen Nachfolgeregelungen.

Selbherr: Wir sehen aufgrund der aktuellen Investitionszurückhaltung eher kleinere bis mittlere Vorhaben. Auch im Nachfolgebereich ist festzustellen, dass die teils auf Verkäuferseite noch hoch angesetzten Kaufpreise eher absinken. Unternehmen im Bereich der Industrie haben wegen der hohen Anlagenintensität tendenziell natürlich einen höheren Investitionsbedarf als in anderen Branchen.

Wie kommt es zur Zusammenarbeit – wie werden Sie auf Unternehmen aufmerksam?

Selbherr: Unsere Dealpipeline füllt sich einerseits durch die Zusammenarbeit mit den Hausbanken über die Bürgschaftsbank, andererseits durch unser Netzwerk zu Beratungsunternehmen, Kammern, Verbänden und weiteren Multiplikatoren. Daneben streben wir den direkten Kontakt zu den Unternehmen durch die Präsenz auf diversen Veranstaltungen und Direktansprache über die verschiedenen Kanäle an.

Zervas: Wichtige Partner sind erfahrene Unternehmensberater und Wirtschaftsprüfer. Hinzu kommen die Banken und unser breites Shareholder- und Stakeholder-Netzwerk, allen voran die IHKs, HWKs und Verbände. Davon unbenommen die Direktansprache an uns und durch uns. Da wir in den Netzwerken im Start-up-Bereich und dem Mittelstand sehr aktiv sind, kreuzen sich die richtigen Wege doch sehr häufig.

Aufgrund welcher Parameter und Kriterien entscheiden Sie sich für eine Zusammenarbeit?

Selbherr: Aufgrund der Einbindung der MBG Baden-Württemberg in die Gewerbeförderung des Landes haben wir einen erweiterten Fokus im Vergleich zu klassischen Private Equity Gesellschaften oder Eigenkapitalgebern. Natürlich orientieren wir uns an der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells und der Produkte, an der Zusammensetzung des Teams bzw. des Managements sowie an der strategischen Ausrichtung, immer auch mit dem Fokus der Förderung und Unterstützung des Mittelstandes sowie von Startups in Baden-Württemberg.

Zervas: Das Wichtigste für uns ist der Unternehmer sowie die Geschäftsidee und das Geschäftsmodell. Nicht sehr überraschend, aber gleichwohl immer wieder richtig. Wir kommen meistens ins Spiel, wenn etwas Besonderes ansteht: Übernahme oder Nachfolge, größere Investition, erste oder nächste Finanzierungsrunde – manchmal auch in einer Turnaround- Situation. Und gerade dort kommt es darauf an, dass uns der Blick nach vorne – gemeinsam mit dem Unternehmen und den Unternehmern – überzeugt.

Wir danken Ihnen für das Gespräch!


KURZPROFIL Sinus Nachrichtentechnik GmbH

Unternehmenssitz: Barsbüttel bei Hamburg

Standorte: Greifswald, Unna, Pforzheim, Ludwigsburg

Branche: IT & Kommunikation

Gründungsjahr: 1983

Mitarbeiter: 100

Umsatz 2023: 22 Mio. EUR

https://www.sinus-nt.de/

KURZPROFIL MySpa Service GmbH

Sitz: Stuttgart

Branche: Wellness

Gründungsjahr: 2018 (erste Filiale im Jahr 2020 eröffnet)

Mitarbeiter: 200+

Umsatz: unterer zweistelliger Millionenbetrag

myspa.me


👉 Dieser Beitrag ist in der Unternehmeredition-Magazinausgabe 4/2024
mit Schwerpunkt “Unternehmervermögen” erschienen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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