Entspannung der Lage bleibt fragil

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland sank im November 2024 leicht, bleibt aber deutlich über dem Vorjahresniveau. Prognose: Anstieg 2025.
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Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im November 2024 leicht zurückgegangen. Wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) berichtet, meldeten 1.345 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz an. Dies entspricht einem Rückgang um 12% im Vergleich zum Oktober. Dennoch liegt die Zahl der Insolvenzen 38 % höher als im November 2023 und 52 % über dem Durchschnitt der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019. Die Zahlen verdeutlichen, dass die wirtschaftliche Lage weiterhin angespannt bleibt. Der Rückgang der Insolvenzen war nicht in allen Branchen und Regionen gleichermaßen spürbar. Besonders betroffen war weiterhin der Bereich „Sonstige wirtschaftliche Dienstleistungen“. Auch in den Bundesländern Bayern, Hamburg und Niedersachsen wurden überdurchschnittlich viele Insolvenzen gemeldet. Dies weist auf strukturelle Unterschiede in der wirtschaftlichen Stabilität verschiedener Regionen und Wirtschaftssektoren hin.

Arbeitsmarkt weiterhin belastet

Die Insolvenzen hatten spürbare Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. In den größten 10% der betroffenen Unternehmen waren mehr als 11.000 Arbeitsplätze involviert. Dieser Wert liegt auf dem Niveau des Vormonats und deutlich über dem Durchschnitt vor der Corona-Pandemie. Großinsolvenzen führen oft zu nachhaltigen Einkommensverlusten bei den Beschäftigten und belasten den Arbeitsmarkt langfristig. Die betroffenen Unternehmen sind häufig in Schlüsselbranchen tätig, was die Folgen für die Wirtschaft insgesamt verschärfen kann.

Stabilisierung vorübergehend, Anstieg erwartet

Das IWH prognostiziert für Dezember und Januar eine vorübergehende Stabilisierung der Insolvenzzahlen. Frühindikatoren, die eine Vorlaufzeit von zwei bis drei Monaten haben, deuten jedoch auf einen deutlichen Anstieg ab Februar 2025 hin. Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am IWH, erklärt: „Sollte sich das hohe Niveau der Frühindikatoren bestätigen, müssen wir ab Februar mit einem signifikanten Anstieg der Insolvenzen rechnen.“

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bleiben dabei herausfordernd. Nachwirkungen der Corona-Pandemie und steigende Kosten belasten Unternehmen weiterhin. Vor allem Energiepreise und gestiegene Finanzierungskosten drücken auf die Margen vieler Firmen. Auch wenn der November eine leichte Entspannung zeigte, bleibt die Unsicherheit über die weitere Entwicklung hoch. Für das Jahr 2025 gehen Prognosen von einem weiteren Anstieg der Insolvenzen aus. Dennoch betont der Berufsverband der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), dass ein dramatischer Anstieg, wie in den Rekordjahren 2004 und 2009 mit bis zu 39.213 Unternehmensinsolvenzen, unwahrscheinlich ist. Dr. Christoph Niering, Vorsitzender des VID, erklärt: „Trotz der schwierigen Wirtschaftslage ist der Arbeitsmarkt heute stabiler. Demografie und Fachkräftemangel dämpfen die sozialen Folgen von Insolvenzen.“

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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