Die Fusion von Linde und Praxair betrifft auch ein deutsches Familienunternehmen. Die Messer Group profitiert von kartellrechtlichen Auflagen. Im Interview erklärt Geschäftsführer Stefan Messer, warum es dieses Mal klappen soll mit dem Status eines Global Players.
Auffällig ist Ihre überdurchschnittlich gute Bilanz. Ihre Verschuldungsquote ist mit 22 Prozent gering, das Eigenkapital mit rund 60 Prozent sehr hoch. Sind diese Kennziffern auch eine Lektion aus der damaligen Zeit, nicht wieder unseriös zu wirtschaften?
Der wichtigste Grund ist, dass wir gute Geschäfte machen. Gerade in China konnten wir hohe Cashflows erzielen und Projekte an Land ziehen. Dabei denken wir auch an die negativen Erfahrungen und gehen sehr vorsichtig vor, prüfen lieber drei Mal, bevor wir irgendwo einsteigen. Es gibt genügend Projekte in Asien, da muss man sich die besten aussuchen. Das zahlt sich in der Bilanz aus.
Wie wird sich die aktuell gute Bilanz durch diese historische Transaktion verändern?
Das US-Geschäft ist in einer separaten Gesellschaft und wird daher nicht voll konsolidiert. In der neuen Beteiligungsgesellschaft Messer Industries müssen wir in den nächsten Jahren die Schulden abbauen, indem wir das Ergebnis erhöhen und die Kosten senken. In vier, fünf Jahren wollen wir das Geschäft dann in die Messer Group integrieren. Die Hoffnung ist, dass wir das dann mit einer verträglichen Verschuldung gut verkraften können.
Bereits Ihr Vater hatte in den 50er-Jahren den Weg hin zum Weltunternehmen beschritten. Ist es Ihr Anspruch, diese Vision zu vollenden?
Wir waren auch schon mit unseren Aktivitäten in Europa und Asien zufrieden. Jetzt gab es aber die einmalige Chance, relativ günstig an so eine große Übernahme zu kommen. Die kommt nicht wieder, dafür ist der Markt zu stark konsolidiert. Jetzt können wir stolz sein, dass wir als einziges großes Familienunternehmen auf diesem Markt auf drei Kontinenten aktiv sind.
Zur Person
Stefan Messer stieg bereits 1979 in das Unternehmen aus dem hessischen Bad Soden ein und ist seit 2004 in dritter Generation Geschäftsführender Gesellschafter der Messer Group. Er bildet zusammen mit Hans-Gerd Wienands und drei Executive Vice Presidents die Geschäftsleitung. In der neuen Tochter MG Industries wird er Mitglied des Aufsichtsrates sein.
Zum Unternehmen
Die heutige Messer Group GmbH ging 2004 aus der Messer Griesheim GmbH hervor und ist seitdem wieder zu 100 Prozent im Besitz der Familie Messer. Zwischenzeitlich gehörte das Unternehmen für mehrere Jahrzehnte mehrheitlich zur Hoechst AG, die ihre Anteile 2001 an Finanzinvestoren veräußerte. Im Geschäftsjahr 2017 erzielte der Konzern einen Umsatz von über 1,2 Mrd. Euro und ein Betriebsergebnis (EBIT) von 140 Mio. Euro. Etwa 5.700 Mitarbeiter arbeiten derzeit für die Gruppe.
www.messergroup.com
Als Redakteur bei der Unternehmeredition leitet Volker Haaß die Online-Aktivitäten sowie die Sonderpublikationen der Plattform. Dazu gehört unter anderem die FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie.