Im sogenannten „Kaffeekrimi von Osnabrück“ war Dr. Marc Beimforde einer der Hauptdarsteller. Als der Manager vom Portfolio- hin zum Familienunternehmen wechseln wollte, kam es zu teils skurrilen Begleiterscheinungen. Heute ist er als geschäftsführender Mitgesellschafter erfolgreich bei Coffee Perfect aktiv. Im Interview resümiert er seine Konflikte mit dem Finanzinvestor und spricht über die Zukunft im Kaffeemarkt.
Unternehmeredition: Herr Beimforde, wenn man sich die Bilanzen von Coffee Perfect und Kaffee Partner anschaut, schreiben beide Verluste. Wo liegt der Unterschied in beiden Fehlbeträgen?
Dr. Marc Beimforde: Ich kann natürlich nur für Coffee Perfect sprechen: Wir sind in den vergangenen drei Jahren stark gewachsen, haben in die Neukundengewinnung investiert und professionelle Kaffeevollautomaten sowie Frischwasserspender zunächst für unsere Kunden vorfinanziert. Jetzt sind wir aber an dem Punkt, an dem wir zum ersten Mal Gewinne erwirtschaften. Damit sind wir ein Jahr vor der Planung beim Break-even.
Bei Ihnen ging es also um Wachstumsfinanzierung, während bei Kaffee Partner ein Leveraged Buy-out beziehungsweise Verbindlichkeiten gegenüber den Gesellschaftern zum Fehlbetrag führten?
Über Umsätze und Verluste von Kaffee Partner kann ich wenig sagen. Aber wenn man sich die Bilanz im Bundesanzeiger genauer anschaut, könnte das einer der Gründe sein.
Sie haben bis 2015 bei Kaffee Partner gearbeitet, als das Unternehmen schon einige Jahre mehrheitlich der Private Equity-Gesellschaft Capvis gehörte. Was war der entscheidende Grund für Ihren Ausstieg?
Das waren mehrere Gründe. Zum einen gab es unterschiedliche Auffassungen über die strategische Weiterentwicklung des Unternehmens. Daneben wurde mir ein unattraktives, weil auch sehr risikobehaftetes Beteiligungsmodell angeboten. Dazu kamen private, familiäre Gründe.
In einem Handelsblatt-Artikel wird außerdem von Detektiven erzählt, die versucht hätten, Sie zu überwachen. Hat das Ihr Bild von Private Equity nachhaltig geprägt oder können Sie innerhalb der Szene differenzieren?
Das war eine turbulente Zeit: Ich war an einer sauberen Trennung interessiert, die Gegenseite offensichtlich nicht. Die Gerichte haben letztendlich im Sinne von Coffee Perfect entschieden. Das Kapitel ist für mich mittlerweile abgeschlossen. Ich will Private Equity nicht verallgemeinern, mein Fall war schon speziell. Private Equity kann für Unternehmen in bestimmten Situationen sinnvoll sein, zum Beispiel für einen Wachstumsschub oder eine Akquisitionsfinanzierung.
Berichten zufolge sind Ihnen viele weitere Mitarbeiter zu Coffee Perfect gefolgt.
Ja, gerade zur Anfangszeit haben wir sehr viele Bewerbungen bekommen. Uns war wichtig, Know-how-Träger mit Branchenerfahrung zu finden. Da waren auch einige von Kaffee Partner dabei.
Ihr Abschied kam nicht lange nach dem Ausstieg der beiden Gründer Andreas Ost und Michael Koch im Jahr 2014. Warum wollten die Gesellschafterfamilien nicht mehr Teil von Kaffee Partner sein?
Soweit ich weiß, wollten die beiden Gründer das Unternehmen zurückkaufen. Als die Verhandlungen darüber gescheitert waren, kam es zum Bruch.
Das ist insofern erstaunlich, als die Umsätze bei Kaffee Partner – zumindest im Bundesanzeiger – rückläufig sind und die Gesellschaft selbst von einer Konsolidierungsphase spricht.
Ich bin seit 2015 bei Coffee Perfect und kenne auch nur die Zahlen aus dem Bundesanzeiger. Wenn man sich diese anguckt, kann man sicherlich zu dem Schluss kommen, dass einige Fehlentscheidungen getroffen wurden.
Das Verhältnis von Kaffee Partner und Coffee Perfect muss angespannt gewesen sein – hier der Platzhirsch, dort der Angreifer. Wie sieht das heute aus?
In der Vergangenheit war es sicherlich schwierig. Heute hat sich das ein Stück weit normalisiert. Es sind ja bei Kaffee Partner viele Führungskräfte nicht mehr dabei, die dort noch zu meiner Zeit gearbeitet haben. Von daher sehen wir uns heute als normale Wettbewerber.
Nach Ihrem Ausstieg 2015 haben Sie durch den gerichtlichen Vergleich mit Kaffee Partner ein Jahr lang pausiert und sind dann wieder zu Coffee Perfect gegangen. War Ihnen schon während der Auszeit klar, dass Sie zum Konkurrenten und damit zu den Gesellschafterfamilien Ost und Koch zurückgehen würden?
Auf jeden Fall. Wir, also mein Geschäftsführerkollege Jan-Dirk Büsselmann und ich, haben uns schon vor unserer einjährigen Kaffeepause verständigt, dass wir mit den Familien Ost und Koch weiter zusammenarbeiten. Wir haben gemeinsam mit der zweiten Generation das Geschäftsmodell von Coffee Perfect entwickelt. Von daher war klar, dass wir auch wieder einsteigen.
Dabei gibt es eine weitere Parallele zu Private Equity, nämlich die Managementbeteiligung. Inwieweit ähnelt das einer klassischen Rückbeteiligung?
Das sehe ich grundlegend unterschiedlich. Ich bin bei Coffee Perfect Mitunternehmer, weil ich fair und langfristig beteiligt bin. Diese Beteiligung kann ich auch aufstocken. Bei Private Equity ist man hingegen Mitreisender auf Zeit und kann je nachdem, welchen Deal man rausgehandelt hat, beim Weiterverkauf einmalig Kasse machen. Mir geht es darum, etwas aufzubauen und daran langfristig teilzuhaben – selbst, falls ich operativ mal irgendwann ausscheide.
Das scheint gerade gut zu funktionieren. Sie sind seit dem Start des B2B-Geschäfts 2015 sehr stark gewachsen. Welches langfristige Ziel verfolgen Sie?
Wir haben das Unternehmen für die nächsten zehn Jahre ausgerichtet. Unser Ziel ist es, den Markt langfristig so zu verändern, dass wir unsere Konkurrenten überholen und zum Marktführer werden, in Deutschland wie auch in Europa. Dafür expandieren wir neben unseren bisherigen Standorten Deutschland, Österreich und Dänemark und wollen in weiteren europäischen Ländern Standorte eröffnen, vor allem in Skandinavien.
Bislang haben Sie das Wachstum über Gesellschafterdarlehen finanziert. Müssen Sie künftig auch über Kredite und Ähnliches nachdenken?
Wenn Fremdfinanzierung, dann nur in geringem Maße. Das Gros muss aus dem Cashflow kommen, weil wir jetzt den Break-even erreicht haben. Bei unserem Wachstumstempo orientieren wir uns am Cashflow.
Sie haben sich auf das B2B-Geschäft fokussiert und Ihr Privatkundengeschäft 2017 eingestellt. Warum haben Sie diesen Markt aufgegeben?
Wir sind Spezialist und sehen im B2B-Geschäft unsere Zukunft. Die Ansprüche bei Büro- oder Gastro-Kaffeevollautomaten und Frischwasserspendern sind sehr herausfordernd. Aber gerade dadurch kann man sich über Alleinstellungsmerkmale, gutes Know-how und eine insgesamt bessere Leistung gut abgrenzen. Im Privatkundengeschäft würden wir mit Amazon oder Media Markt konkurrieren. Da müsste man dann gleich eine Riesenskalierung anstreben.
Ihre Zielgruppe besteht außerdem aus Betrieben mit zehn bis 300 Mitarbeitern. Warum sind keine Großunternehmen dabei?
Wir haben auch eine ganze Reihe an Großunternehmen im Kundenkreis. Aber unser Schwerpunkt ist der deutsche Mittelstand, also die breite Masse. Grundsätzlich haben wir Kaffeeautomaten verschiedenster Größenordnung im Portfolio, von 30 bis hin zu 200 Tassen am Tag. Der durchschnittliche Kunde bestellt eine Maschine für 40 bis 50 Tassen am Tag, je nach Laufwegen im Unternehmen auch mehrere für denselben Betrieb. Unser Credo in der Kundenberatung ist, dass man sich nur einmal am Tag ganz kurz mit der Maschine beschäftigen muss, um Bohnen nachzufüllen und ein kurzes Reinigungsprogramm anzustoßen.
Sie scheinen sehr stark auf sachliche Vorteile zu setzen beziehungsweise weniger auf die Marke als Ihr Konkurrent Kaffee Partner, der etwa mit einem Testimonial arbeitet.
Über Testimonials kann man in unserem B2B-Markt geteilter Meinung sein, das hat Vor- und Nachteile. Wir wollen uns vor allem über unsere USPs abgrenzen und Marktanteile gewinnen.
Was sind denn Ihre USPs?
Unsere USPs sind unsere Flexibilitätsgarantie, was die Vertragsbedingungen und Geräte betrifft, die man alle sechs Monate ändern kann. Außerdem bieten wir innovative Geräte an, die etwa selbst Bohnen nachbestellen. Auch auf das Thema Nachhaltigkeit setzen wir mit einer eigenen Produktlinie einen Schwerpunkt. Es ist auch eine Mission von uns, Bio- und Fair Trade-Kaffee im Büro salonfähig zu machen.
Zur Person
Dr. Marc Beimforde absolvierte zunächst eine Ausbildung bei der Metro Group. Anschließend studierte er an der Steinbeis-Hochschule Berlin sowie am London College for Higher Education, wo er seinen Doktor in Business Administration machte. Nach mehreren Stationen in verschiedenen Branchen ging er 2013 zu Kaffee Partner und lernte dort die Familienunternehmer Andreas Ost und Michael Koch kennen. Kurz nach deren Ausscheiden bei Kaffee Partner stieg er bei der Neugründung Coffee Perfect ein, wo er heute Geschäftsführer und Mitgesellschafter ist.
Zum Unternehmen
Die CP Group GmbH wurde 2015 von den beiden ehemaligen Gesellschafterfamilien von Kaffee Partner gegründet. Beide Unternehmen haben ihren Sitz in Osnabrück. Coffee Perfect ist auf die automatisierte Getränkeversorgung bei Organisationen spezialisiert. Dazu zählen neben Kaffeeautomaten auch Wasserspender. Im Geschäftsjahr 2018 erwirtschaftete Coffee Perfect zwar weiter Verluste, konnte aber nach einem erneuten Wachstumsschub 43,75 Mio. Euro Umsatz verbuchen. Zum Vergleich: Im Jahr 2016 hatte der Umsatz noch knapp 14 Mio. Euro betragen. 2019 wird das Unternehmen vermutlich die Gewinnzone erreichen und peilt einen Umsatz von über 50 Mio. Euro an. Mehrheitsgesellschafter von Coffee Perfect ist die zweite Unternehmergeneration der Familien Ost und Koch, die von Rebecca Ost und Lennard Koch vertreten wird. Die beiden Geschäftsführer Dr. Marc Beimforde und Jan-Dirk Büsselmann sind ebenfalls am Unternehmen beteiligt.
Als Redakteur bei der Unternehmeredition leitet Volker Haaß die Online-Aktivitäten sowie die Sonderpublikationen der Plattform. Dazu gehört unter anderem die FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie.