„Als Frau führt man anders, als wir es gewohnt sind“

Carolin Kutzera ist seit wenigen Monaten Co-Geschäftsführerin beim Polstermöbelhersteller Bretz. Im Interview spricht sie über die NextGen und ihre Vorbildfunktion als weibliche Führungskraft. Außerdem  erklärt sie, wie sie den Ruf der Marke, Regeln kreativ zu brechen, weiter mit Leben füllen will.

2017 wurde Bretz mit dem German Brand Award geadelt. Wie geht man als Unternehmen, das sich gerne gegen den Strom positioniert, mit so etwas um?

Das war für uns eine Bestätigung, dass wir auch in Zukunft Regeln brechen wollen. Auch wenn man immer etwas anders macht, kann sich eine gewisse Monotonie einschleichen. Da muss man sich selbst ermahnen, dass man nicht in die Gemütlichkeit abdriftet, sondern in Bewegung bleibt. Das passiert, indem man sich wieder auf Konflikte einlässt und unbequeme Meinungen zulässt. Nur so kann man etwas Unerwartetes für den Kunden kreieren.

In Ihren Aussagen steckt viel künstlerischer Ansatz. Wie gehen Sie mit schöpferischen Krisen um, was raten Sie Ihren Designern?

Wir gehen zusammen viel auf Ausstellungen und Messen, auf denen wir über die Werke diskutieren. Daneben muss sich jeder individuell den Freiraum nehmen können, um Inspiration zu tanken. Wenn man Design macht, fließt unheimlich viel raus, das man wieder reinbekommen muss. Ich persönlich versuche, in jeder freien Minute rauszukommen, mache viele Fernreisen mit meinem Mann zusammen. Zum einen denkt man dabei viel nach, zum anderen nimmt man viele banale Dinge auf, aus denen eine Inspiration entstehen kann.

Welchen Stellenwert haben bei Ihnen denn neben dem kreativen Prozess die harten Fakten: Gibt es ein Wachstumsziel oder eine Zielmarke für das künftige EBIT?

Gewinn ist sicherlich Teil des unternehmerischen Erfolgs, aber nicht alles. Wir wollen moralisch und inhaltlich von unserem Handeln überzeugt sein. Wir sind als Hersteller eine Ausnahme, weil wir fast zu 100 Prozent hier in Gensingen produzieren. Wir machen ungewöhnliche Möbelstücke, kaufen extravagante Stoffe ein. Das ist alles recht anspruchsvoll auf der Kostenseite, führt aber genau zu dem, was unser Produkt begehrlich macht.

Inwieweit sind Sie denn Zahlenmensch?

Ich wachse da jetzt rein. Während meines MBA-Studiums habe ich gelernt, dass ein Business Plan auch kreativ sein kann. Ich bin von Natur aus kein Zahlenmensch, aber es diszipliniert mich.

Ihr Gewinn ist jedenfalls eher spärlich, was aber fast schon normal in der Branche ist. Wie schätzen Sie die geschäftliche Entwicklung bei Bretz ein?

Wir sind organisch gewachsen. Derzeit befinden wir uns auf einem Plateau. Wir haben noch Kapazitäten in der Produktion. Wenn wir die Umsätze weiter steigern, wird sich das deutlich im Gewinn zeigen.

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