Der Cottbusser Unternehmer Lutz Stache hat mit der AHG Industry und Commerce GmbH in den letzten 25 Jahren eine europaweit agierende Unternehmensgruppe im Bereich Baustoffhandel und Baustofflogistik aufgebaut. Nunmehr hat er mit der Initiative #Erdgasdirekt eine Einkaufsinitiative für den Mittelstand gebildet. Bis zum Ende des Monats bündelt er die von Mittelständlern benötigten Erdgasmengen, um direkt mit den Lieferanten in Verhandlungen zu gehen und den dringend benötigten Energieträger zu günstigen Preisen zu beschaffen. Die Unternehmeredition sprach mit Lutz Stache.
Unternehmeredition: Herr Stache, worin sehen Sie die Ursache für die teuren Erdgaspreise?
Lutz Stache: „Die gegenwärtigen Preissteigerungen für Erdgas und Strom, aber auch für Zulieferer und Rohprodukte stellen uns als Unternehmer vor immense Probleme, die eine Fortsetzung der Geschäftstätigkeit zum Jahreswechsel aussichtslos erscheinen lassen. Derzeit sind die Erdgaspreise auf 34,5 Cent/kWh gestiegen. Ein Ende ist nicht abzusehen. Ursache für die massiven Preissteigerungen ist der Handel von Erdgas über die Leipziger Börse EEX. Dadurch entwickelt sich der Preis schon bei kleinen Gasschwankungen dramatisch nach oben.
Welche Lösung haben Sie, um gegenzusteuern?
Das ist die Einkaufsinitiative #Erdgasdirekt. Unternehmen, die sich an unserer Initiative beteiligen, kaufen den Bedarf gebündelt direkt über eine Einkaufsgesellschaft bei Gasproduzenten ein ohne den Umweg über die Börse. Das ist juristisch möglich und unterliegt keinerlei Sanktionen. Alle Regelungen zur Durchleitung sind öffentlich einsehbar und klar kalkulierbar. Um dieses Ziel zu erreichen, haben sich mittelständische Unternehmen bereits zusammengetan und erste Gespräche mit Erdgaslieferanten geführt. Diese Gespräche sind bisher positiv verlaufen. Von unserer Seite wurden klare Zusagen gegeben, dass eine mögliche Vertragsmenge nicht an andere Händler oder über die Börse verkauft werden. Wir als Mittelständler müssen jetzt vor allem eines: unsere Marktmacht im Einkauf bündeln und schneller sein als die EU, damit in den deutschen Produktionsstätten zu Beginn des kommenden Jahres nicht das Licht ausgeht.
Wie funktioniert das konkret?
Unternehmen können sich kostenlos auf www.erdgasdirekt.de mit den benötigten Gasmengen registrieren lassen. Diese Registrierung ist absolut unverbindlich. Falls ein Unternehmen nur Strom über 500 Megawattstunden je Jahr verbrauchen, dann können sie das Dreifache an Gasbedarf einschreiben. Diese Gasmenge kann dann einem Gaskraftwerk oder Blockheizkraftwerk zur Verfügung gestellt werden und mit entsprechenden Strommengen und Preisen verrechnet werden. In unserer Einkaufsgemeinschaft habe ich die Aufgabe übernommen, die notwenigen Mengen zu bündeln. Je größer unsere Einkaufsgemeinschaft ist und je höher die Mengen an Gas, desto günstiger werden die möglichen Konditionen für alle Beteiligten. Wir brauchen daher schnellstmöglich ein hohes Volumen, um die gewünschten Zusagen der Lieferanten zu erhalten.
Herr Stache, wir danken Ihnen für das Gespräch!
ZUR PERSON
Lutz Stache startete 1990 mit einem Baustoffhandel in Polen und lieferte den dringend benötigten Zement für den Bauboom in der Hauptstadtregion Berlin-Brandenburg. Danach baute oder kaufte er Produktionsbetriebe der Baustoffindustrie in Osteuropa, dem Nahen Osten und China auf. 2001 übernahm er in seiner Heimatregion, der Lausitz, den werkseigenen Bahnbetrieb der Stadtwerke. Mit seiner europaweit agierenden Unternehmensgruppe AHG Industry ist er im Bereich der Baustoffproduktion und Logistik tätig und bündelt die Erdgasbedarfe von Mittelständlern. Die Initiative zählt 15 Initiatoren aus energieintensiven Bereichen wie der Glasherstellung, Keramik, Baustoffe, Brauereiwesen, Backwarenproduktion und Landwirtschaft.
Interessenten können sich unter www.erdgasdirekt.de eintragen oder sich unter der Telefonnummer 0355/289 44 22 22 melden.
Torsten Holler
Der Wirtschaftsjournalist Torsten Holler schreibt seit 1987 regelmäßig für renommierte Wirtschaftsmedien über verschiedenste Themen.