Employer Branding statt Outplacement Coaching

Trennungskultur mit nachhaltig sinnvollen Effekten für Unternehmen und betroffene Mitarbeitende

Wenn Unternehmen Entlassungen neu denken würden, könnten sie auch in schwierigen Zeiten ihr Employer Branding fördern.
Foto: © YURIMA_AdobeStock

Massenentlassungen – Markenwert – Employer Branding – Retention Rate: Schlagworte aus der Wirtschafts- und Arbeitgeberwelt. Purpose – Transformation – Sinnfindung – Transition & Change: Schlagworte aus der Welt von Arbeitnehmenden und Arbeitssuchenden. Ist das alles nur Bullshit-Bingo? Was haben die beiden Auflistungen gemeinsam? Sehr vieles, denn wenn es Unternehmen, Inhaber und HR-Spezialisten schaffen würden, Entlassungen neu zu denken, könnten sie auch in schwierigen Zeiten ihr Employer Branding fördern.

Es gab im ersten Quartal dieses Jahres einige Berührungspunkte mit der Autozuliefererbranche in Deutschland, und die Angst und das Unwohlsein, das an den Standorten umging, war mit Händen zu greifen. Gleichzeitig teilte eine Personalerin einer Bank ganz offen mit, dass sie Arbeitnehmer, die sie kündigen muss, «ganz einfach zu einem Outplacement-Anbieter sendet, der mir einen Sonderpreis auf Masse gibt, und damit hab ich das Problem los, ich hab ja auch noch anderes zu tun».

Die Unternehmen befinden sich in dem Dilemma, dass sie einerseits Menschen kündigen müssen, um Kosten zu sparen. Andererseits kostet schlechtes Restrukturierungsmanagement eine Menge Geld – nicht nur durch die umgangssprachlichen «golden Handshakes» für einige wenige Führungskräfte, sondern vor allem leidet der Markenwert und die Bindungsrate der Mitarbeitenden, die sogenannte Retention Rate, unter schlechter Kommunikation (Funfact: die Höhe einer Abfindung trägt erstaunlicherweise NICHTS zur Imageverbesserung des Unternehmens bei!).

Restrukturierung aktiv steuern

Eine aktuelle wissenschaftliche Studie aus Hamburg belegt, dass der Markenwert eines Unternehmens im Durchschnitt um 18% sinkt, wenn Entlassungen geplant sind. Steuert das Unternehmen die Restrukturierung jedoch aktiv, kann die Arbeitgebermarke konstant gehalten werden. Die wesentlichen Faktoren sind dabei Kommunikation und Unterstützung bei der beruflichen Neuorientierung. Interessanterweise ist die Höhe der Abfindung in diesem Zusammenhang irrelevant.

Innovative Jobtransition-Programme bieten HR-Managern, Unternehmern und C-Level-Entscheidenden eine neue Möglichkeit, ihre ausscheidenden Mitarbeitenden zu unterstützen und gleichzeitig das Employer Branding des Unternehmens zu stärken. Beispielsweise verbindet das Programm “Italianità” der Ilona Geiger GmbH Karrierecoaching und Positive Psychologie mit der Einfachheit des Landlebens, um die frisch Entlassenen erst mal zu erden, zu entschleunigen und ihnen die Angst zu nehmen: Die Teilnehmenden verbringen zuerst zwei Wochen in einem kleinen Dorf im Piemont, wo sie vormittags in der regionalen Landwirtschaft mitarbeiten und nachmittags Life Design Workshops besuchen. In dieser Zeit der Reflexion und der Standortbestimmung werden individuelle Werte und Stärken neu definiert, um eine möglichst nachhaltige Neupositionierung auf dem Karrieremarkt vorzubereiten.

Das Momentum aufrechterhalten

Erst nach dieser Phase des Innehaltens und der selbstbestimmten Transformation folgen klassische Karriereberatung und Bewerbungstraining. Im Anschluss werden die Teilnehmenden bis zu 80 Tage mit Online-Sessions persönlich und individuell begleitet, um die neu gewonnene konstruktive Haltung in konkrete Schritte umzusetzen. Außerdem finden regelmäßige Netzwerktreffen mit Headhuntern, Fachhochschulen, Erwachsenenbildnern und ehemaligen Teilnehmenden statt, um das gewonnene Momentum aufrecht zu erhalten.

Die Investition in ein solches Programm ist nicht nur gut für die den Ruf innerhalb und außerhalb der Firma, sondern auch für die Betroffenen von Vorteil. Eine Analyse von Restart Career/Talentwunder zeigt: «Wenn diese bei ihrer beruflichen Neuorientierung professionelle und hochwertige Unterstützung erhalten haben, sind 77% von ihnen auch nach zwei Jahren noch in ihrem neuen Job. «

Autorenprofil
Ilona Geiger

Ilona Geiger ist ausgebildete Wirtschafts-Trainerin mit einem Master in Training und Development und seit 2002 in den Bereichen Training und Coaching tätig. Zu ihren Kunden gehören renommierte Firmen aller Branchen in ganz Europa. Bevor sie ihre Leidenschaft für Training und Coaching entdeckte, sammelte sie über zehn Jahre lang Managementerfahrung im Nahen Osten, Europa und Afrika.

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