Jede erfolgreiche Akquisition braucht vor allem zwei Dinge: Gute Vorbereitung und die richtige Gelegenheit. Welche Rolle dabei das aktuelle Überangebot an Kapital im Markt spielt, welche Trends die Branche zeigt und welche Rolle Asien in der Zukunft spielen wird, zeigte die diesjährigen Cross-Border M&A Conference in München (MuMAC).
Es gibt wenige Unternehmen, die in den letzten Jahren so stark durch Zukäufe gewachsen sind wie der deutsche Chemie- und Pharmariese Merck. Das Familienunternehmen aus Darmstadt setzt dabei konsequent auf Marktführerschaft und akquiriert nur nach strengen Vorgaben. Eine große Rolle spielen dabei der Zugang zu neuen Technologien sowie ausgezeichnete Renditen der Zielunternehmen. So geschehen etwa mit dem Schweizer Biotechnologie-Unternehmens Serono im Jahr 2007 und der Übernahme der US-amerikanischen Firma Millipore 2010. „In der letzten Dekade hat sich unser Unternehmen am meisten durch Akquisitionen verändert“, beschrieb Vorstandsvorsitzender Karl-Ludwig Kley auf der MuMAC die Strategie von Merck. Als Familienunternehmen denke man dabei nicht in Quartalszahlen, sondern in Generationen, so Kley weiter. Die Familie Merck hält nach wie vor rund 70 Prozent der Anteile am Unternehmen. Auch wenn Merck nicht ausschließlich gute Erfahrungen im Transaktionsprozess gemacht hat, so scheinen sich die Investitionen auszuzahlen. Seit 2011 stieg der Umsatz des Konzerns mit weltweit fast 40.000 Mitarbeitern von neun auf über elf Mrd. Euro pro Jahr.
Neben dem Vortag von Karl-Ludwig Kley ging es in den Diskussionsrunden vor allem um die Trends der Branche. Die Experten waren sich einig, dass durch das Überangebot an Kapital im Markt aktuell teilweise sehr hohe Preise gezahlt würden. Auch das Angebot an Unternehmen, die zum Verkauf stehen, sei insgesamt niedrig. Entgegen mancher Vermutung wird der Markt nach wie vor von Private-Equity-Gesellschaften und strategischen Käufern dominiert. „Direktinvestments bei Family Offices sind eine Modeerscheinung“, so Dr. Marc Herzog von der Family Office Consulting GmbH. „Wir stecken hier noch in den Kinderschuhen und die meisten Family Offices sind zu klein, um Unternehmensbeteiligungen professionell managen zu können.“ Einig waren sich die Teilnehmer aber, dass die Menge an Transaktionen mit asiatischen Akteuren in den nächsten Jahren zunehmen wird. Tetsuro Toyoda, Head of Investment Group bei der Innovation Network Corporation of Japan, meinte: „Bei Käufen in Europa geht es vor allem darum, sich zusätzliche Produktionskapazitäten zu sichern, neue Technologien ins Haus zu holen und den Marktzugang zu vergrößern.” Besonders deutsche Unternehmen scheinen für ausländische Investoren interessant zu sein. „Es ist eine gute Idee, sich zuerst eine Operationsbasis in der Mitte Europas aufzubauen“, fasste Toyoda den Gedanken zusammen.
Die Cross-Border M&A Conference in München wurde 2015 bereits zum fünften Mal von der internationalen Rechtsanwaltskanzlei McDermott Will & Emery organisiert und richtet sich insbesondere an M&A Professionals und Vertreter der Beteiligungsindustrie. www.mwe.com