Ein Verband unabhängiger Family Offices

Yvonne Brückner, frühere Junior-Professorin für „Family Office“ an der Otto Beisheim School of Management (WHU) und heutige Inhaberin des Lehrstuhls für Finanzwirtschaft an der Dualen Hochschule Stuttgart, hat sich unter anderem ein für die Praxis wertvolles Ziel gesetzt: Sie will mehr Transparenz im diffusen Family-Office-Markt schaffen und zu einem fruchtbaren Dialog zwischen den Akteuren beitragen. 

Ethische Grundregeln und Qualitätsstandards

Der Verband wird sich für die Entwicklung allgemein anerkannter ethischer Grundregeln und qualitativer Anforderungen einsetzen. Hierzu gehören Interessenkonfliktfreiheit in der Betreuung, ganzheitliche Ausrichtung der Vermögenssteuerung über alle Assetklassen und somit eine Enthaltung jedweden Produktvertriebs. Nur wer diese Kriterien erfüllt, hat dort auch einen Platz als Mitglied. Zudem sollen die vom Verband formulierten Standards auch verbandübergreifend wirken, damit der Vermögensinhaber auf der Suche nach einem neutralen und leistungsstarken Family Office eine Orientierungshilfe an der Hand hat.

Transparenz in Sinne des Vermögensträgers

Der Verband soll dabei helfen, Transparenz in den Anbietermarkt zu bringen, und eine scharfe Abgrenzung zwischen den einzelnen Anbietergruppen ziehen. So können sich Verbraucher einen Überblick über die Marktstrukturen und die Akteure verschaffen.

Plattform für interdisziplinären Austausch

Der Wunsch nach einem kollegialen Austausch ist bei den Akteuren groß. Bei allem Wettbewerb zueinander gibt es doch genügend Themen und Herausforderungen im Dienstleistungsbereich Family Office, die gemeinsam viel besser gelöst werden können als jeweils alleine. Die aufsichtsrechtlichen Anforderungen an Family Offices z.B. werden immer komplexer, unübersichtlicher und anscheinend auch realitätsfremder. Hier kann der Verband gegenüber seinen Mitgliedern Aufklärungsarbeit leisten und zugleich deren Interessen öffentlichen Gremien und Behörden gegenüber vertreten.

Aber auch der Austausch zu Allokationsfragen, zu den richtigen Adressen von Experten in besonderen Beratungsfeldern bis hin zur Entwicklung gemeinsamer Projekte können Felder darstellen, in denen der Verband eine fruchtbare Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedern schaffen kann.

Unabhängigkeit als wichtiges Abgrenzungskriterium

Unabhängigkeit ist ein wichtiger Garant für Interessenkonfliktfreiheit eines Family Office. Der Verband möchte sich bewusst auf Mitglieder konzentrieren, die nicht Teil einer übergeordneten Institution sind – und daher Family Office nur als einen Geschäftsbereich von vielen betreiben –, und die keinen Vertrieb von Anlageprodukten betreiben. Das heißt aber nicht, dass der Verband den Dialog mit den Family-Office-Einheiten von Banken und Steuerberatern nicht schätzen würde. Im Gegenteil: Auch mit diesen Anbietern gibt es diverse gemeinsame Anliegen und Themen, sodass ein Zusammenwirken auf einzelnen Feldern wertvoll sein wird.

Fazit

Die Initiative zur Gründung eines gemeinsamen Verbandes als Interessenvertreter der eigenen Mitglieder, aber auch der Nachfrager nach Family-Office-Leistungen war längst überfällig. Vielleicht hätte sich durch eine frühere Formierung einer Interessengemeinschaft manche Fehlentwicklung am Anbietermarkt verhindern lassen. Die Gründungsmitglieder haben sich viel vorgenommen. Aber der potenzielle Nutzen künftiger Verbandsarbeit ist für alle Beteiligten groß und wird sicherlich einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den Markt transparenter, qualitativ hochwertiger und ehrlicher zu machen.


Zur Person

Christoph_WeberChristoph Weber ist geschäftsführender Gesellschafter des WSH Family Office in Düsseldorf, das er 1999 mit zwei Unternehmern als klassisches Multi Family Office für die Gründerfamilien sowie eine begrenzte Anzahl weiterer Unternehmerfamilien ins Leben rief. Seit vielen Jahren hat er sich im Dialog mit der Wissenschaft der Aufklärungsarbeit über die Institution des Unternehmer-Family-Office verschrieben. www.w-s-h.com

Autorenprofil

Christoph Weber ist geschäftsführender Gesellschafter des WSH Family Office in Düsseldorf, das er 1999 mit zwei Unternehmern als klassisches Multi Family Office für die Gründerfamilien sowie eine begrenzte Anzahl weiterer Unternehmerfamilien gründete. Seit vielen Jahren hat er sich im Dialog mit der Wissenschaft der Aufklärungsarbeit über das Institut des Unternehmer-Family-Office verschrieben. www.w-s-h.com

1
2
Vorheriger ArtikelKontrolliertes Wachstum – Wie ein Beirat helfen kann
Nächster ArtikelProfessionelles Management von Wachstumstreibern