Als börsennotiertes Familienunternehmen setzt die Schweizer Electronic AG auf globale Partnerschaften und den Aufbau internationaler Produktionskapazitäten. Die Wachstumstrends bedient das Unternehmen durch sogenannte Embedding-Technologie.
Die Schweizer Electronic AG aus Schramberg arbeitet in einer Region, die von außen häufig noch immer als verlängerte Werkbank von Daimler und Bosch betrachtet wird. „Wenn die in Stuttgart Husten haben, liegt der Schwarzwald mit Lungenentzündung flach“ lautet ein Standardspruch. Deshalb kommt Nicolas Schweizer natürlich mit einem – Trommelwirbel und Tusch – Tesla zur Arbeit. Der für den Vorstand reservierte Parkplatz verfügt über einen eigenen Ladeanschluss mit dem stilisierten „T“ auf der Abdeckung. „Wir sind überzeugt, dass der technologische Wandel in der Mobilität noch viel schneller erfolgen wird, als viele das derzeit erwarten“, kleidet Schweizer seinen Ausblick in diplomatische Worte. Die Wahl der Automarke und der Antriebsart sind daher durchaus ein Statement.
Selbstbeschreibung keine PR-Prosa
Der Jurist arbeitet seit 2011 als Familienvorstand in sechster Generation in dem 1849 gegründeten Unternehmen. Mit technologischem Wandel kennt man sich bei Schweizer aus. Seinen ersten Wachstumsschub erlebte das Unternehmen mit der Produktion von Zifferblättern für die Uhrenindustrie. Einige Jahrzehnte später kamen Metallschilder, Skalen für Präzisionsgeräte wie Waagen und Messeinrichtungen hinzu.
1936 startete die Produktion von Ätzschildern für Skalen und Frontplatten. Damit war der Einstieg in die Nasschemie vollbracht. Dieses Know-how führte gut 20 Jahre später zur Fertigung einseitiger Leiterplatten. Heute ist das Unternehmen drittgrößter Leiterplattenhersteller in Europa und steht selbstredend „für eine der modernsten Fertigungsstätten hochkomplexer Leiterplatten“, wie es im Firmenporträt heißt. Dass diese Einschätzung keine PR-Prosa ist, eröffnet sich dem Besucher während eines Rundganges durch die Produktion. Insbesondere die Laserbearbeitung der Platten verdeutlicht das Produktionswissen.
Doch wie sichert man die Zukunft eines Familienunternehmens, das auf einer Hochebene, dem Sulgen, oberhalb der Fünftälerstadt Schramberg liegt? Internationalisierung lautet ein Schlüsselwort, internationale Partnerschaften ein weiteres. Und schließlich setzt Schweizer Electronic darauf, künftige Trends nicht nur als Hersteller, sondern auch als Systemlieferant für weiteres Wachstum zu nutzen. Internationale Partnerschaften bestehen seit 2009 durch eine Überkreuz-Beteiligung mit der japanischen Meiko Electronics sowie seit 2014 durch den Einstieg von WUS Printed Circuits (China und Taiwan). Und angesichts des globalen Footprints der im DAX notierten Infineon Technologies AG geht auch die knapp zehnprozentige Beteiligung des ehemaligen Siemens-Ablegers als international durch. Bereits 1982 hatte Schweizer zu den ersten Mittelständlern gezählt, die in Asien ein Joint Venture eingegangen waren: Die Pentex-Schweizer Circuits Ltd. produzierte in Singapur Leiterplatten. Mit der strategischen Entscheidung, sich ausschließlich auf anspruchsvolle Produkte zu konzentrieren, erfolgte 2004 der Verkauf der Pentex-Anteile an die Sanmina Group.