Die Esterer Gießerei GmbH zählt zu den führenden Gießereien in Europa und hat sich auf die Planung und Herstellung von Gussteilen mit komplexen Anforderungen spezialisiert. Als Unternehmen mit einer langen Tradition – die Ursprünge der Firma datieren aus dem Jahr 1862 – hat sich die Gießerei zu einem klassischen Familienunternehmen entwickelt.
Als sich im Jahr 2008 die Esterer AG dazu entschloss, die zum Konzern gehörenden Gießereien in Altötting sowie im sächsischen Wurzen zu verkaufen, ergriff Hans Topol die Gelegenheit beim Schopf: Mit Unterstützung der BayBG Bayerischen Beteiligungsgesellschaft sowie eines Privatinvestors übernahm der Geschäftsführer der Esterer Gießereien die beiden Produktionsstätten im Rahmen eines Management-Buy-outs (MBO). Fortan fungierte Topol Senior als Gesellschafter und Geschäftsführer der Esterer Gießerei GmbH unter dem Dach der Holding Topol GmbH. „Dieser Finanzierungsanlass, ein MBO zur Fortführung eines Unternehmens und später verbunden mit einer wirkungsvollen Nachfolgeregelung, ist idealtypisch für die BayBG“, unterstreicht Gabriele Epp, Bereichsleiterin Unternehmensnachfolge bei der BayBG. „Als am heimischen Mittelstand orientierte Beteiligungsgesellschaft sind wir nicht an einem schnellen Exit interessiert“, erklärt Gabriela Epp, „sondern vor allem daran, Arbeitsplätze in Bayern zu sichern und Unternehmen langfristig beim Ausbau ihrer Marktposition zu unterstützen“, so Epp.
Familienunternehmen im Trend
Damit das auch so bleibt und um die Nachfolge bei der Esterer Gießerei frühzeitig und langfristig zu sichern, trat Patrick Topol Anfang 2012 in die Geschäftsführung der Gießereibetriebe sowie der Muttergesellschaft Topol GmbH ein, nachdem er gemeinsam mit seinem
Vater und der BayBG die Anteile des privaten Investors übernommen hatte. „Die Interessen im bisherigen Gesellschafterkreis gingen letztlich nicht mehr in dieselbe Richtung“, erinnert sich Epp. „Im Grunde ein ganz normaler Vorgang, nur dass wir in diesem Fall die frühzeitige Regelung der zukünftigen Nachfolge mit einbeziehen konnten.“ Ganz bewusst wurde die Entscheidung getroffen, die Esterer Gießerei zu einem Familienbetrieb auszubauen. „Der Reiz und der große Vorteil sind hier, dass wir vor allem bei schwierigen Entscheidungen einen Ansprechpartner aus der Familie haben, dem man vollständig vertrauen kann“, unterstreicht Topol Junior. „Das macht Entscheidungen reifer und die Reaktionszeit ist bei Bedarf sehr kurz.“ Damit steht die Esterer Gießerei auch stellvertretend für einen aktuellen Trend, laut dem Nachkommen aus Unternehmerfamilien wieder vermehrt bereit sind, als Geschäftsführer und Gesellschafter in den heimischen Betrieb einzutreten und diesen fortzuführen. „Generell verlaufen die Übergaben an die nächste Generation in den letzten Jahren deutlich professioneller“, berichtet Nachfolge-Expertin Epp. „Beide Generationen, die der Eltern oder Unternehmensgründer sowie die der Nachkommen, nehmen sich deutlich mehr Zeit für ein erfolgreiches Ausscheiden und umgekehrt für den Neueinstieg in die Geschäftsleitung.“ Was angesichts zahlreicher Herausforderungen gerade in Unternehmerfamilien auch ratsam erscheint. „Vor allem auf der emotionalen Ebene lauern viele Fallstricke“, warnt Epp.
Ausbau der Wertschöpfungskette
Seit nunmehr sechs Jahren bilden das Traditionsunternehmen und die BayBG eine bewährte Partnerschaft. „Entscheidend ist das Vertrauen in Menschen, die am Ende immer auch eine persönliche Entscheidung treffen und diese auch vertreten müssen“, fasst Patrick Topol zusammen. In den kommenden Jahren stehen vor allem Sicherung und Ausbau der Marktposition im Mittelpunkt, besonders hinsichtlich der bestehenden Wertschöpfungskette, von Beratung und Modellbau über Produktion und Nachbehandlung bis hin zu Qualitätsmanagement, Baugruppenmontage und Logistik.
Kurzprofil Esterer Gießerei GmbH
Gründungsjahr: 1982 (Ursprung der Firma im Jahr 1862)
Branche: Gießereibranche
Unternehmenssitz: Altötting
Umsatz 2013: 14 Mio. Euro
Mitarbeiterzahl: 80
