Dienstleistungssektor in Schrumpfungszone

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Der deutsche Dienstleistungssektor verzeichnete im November 2024 einen Rückgang seiner Geschäftstätigkeit und fiel erstmals seit neun Monaten in die Schrumpfungszone. Der S&P- Dienstleistungsindex Deutschland sank auf 49,3 Punkte, nachdem er im Oktober noch bei 51,6 Punkten lag. Der Rückgang des Dienstleistungssektors ist laut der Untersuchung auf eine anhaltende Nachfrageschwäche, politische Unsicherheiten und wirtschaftliche Herausforderungen zurückzuführen. Befragte Unternehmen berichteten über schrumpfende Kundenbudgets, rückläufige Aufträge aus der Industrie sowie sinkende Anfragen aus dem öffentlichen Sektor. Besonders betroffen sei das Exportgeschäft, das den fünften Monat in Folge zurückging, wenn auch in geringerem Maße als im Oktober. Parallel dazu verzeichneten Unternehmen den dritten Monat in Folge Rückgänge bei Neuaufträgen, was die insgesamt schwache Nachfrage bestätigt.

Arbeitsmarkt unter Druck

Der Stellenabbau setzte sich laut S&P im November fort, wobei die Branche den fünften Monat in Folge Arbeitsplätze abbaut. Dies stellt die längste Phase des Arbeitsplatzverlusts seit 2009 dar. Allerdings fiel der Rückgang moderater aus als in den Vormonaten. Unternehmen widmeten sich vermehrt der Abarbeitung bestehender Auftragsbestände, da die Kapazitäten weiterhin nicht ausgelastet sind. Zusätzlich verschärfte sich der Kostendruck, hauptsächlich getrieben durch steigende Löhne. Die Teuerungsrate erreichte ein Viermonatshoch und lag weiterhin deutlich über dem Durchschnitt vor der Corona-Pandemie. Als Reaktion darauf erhöhten Dienstleister ihre Angebotspreise, um die gestiegenen Kosten zumindest teilweise an die Kunden weiterzugeben.

Unsichere Aussichten

Die Geschäftserwartungen der Dienstleistungsunternehmen verschlechterten sich ebenfalls. Der zukunftsgerichtete Index fiel auf den zweitniedrigsten Stand der letzten elf Monate. Unsicherheiten im politischen Umfeld und Sorgen über die konjunkturelle Entwicklung belasten die Erwartungen. Dr. Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, kommentierte: „Die Hoffnung, dass der Dienstleistungssektor die deutsche Konjunktur nachhaltig stützen könnte, hat sich im November zerschlagen. Die Schrumpfung im Dienstleistungsbereich verstärkt die Rezessionstendenzen der Industrie, was im vierten Quartal eine Stagnation oder gar Schrumpfung der Gesamtwirtschaft wahrscheinlicher macht.”

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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