Als Teil der Genossenschaftlichen FinanzGruppe ist VR Equitypartner auf Beteiligungen an kleineren Mittelständlern fokussiert. Trotz einer Reihe von Unsicherheiten am Markt konnten sich gerade diese Unternehmen im Portfolio zuletzt gut behaupten.
Unternehmeredition: Wie schätzen Sie die aktuelle Situation von Private Equity in Deutschland ein?
Christian Futterlieb: Die Rahmenbedingungen sind schwierig, von der Geopolitik über die Konjunktur bis zu den Zinsen. Dadurch entsteht eine generelle Unsicherheit. Soll man Investitionen planen oder nicht? Kann man dabei auf ein stabiles Umfeld setzen oder nicht? Bei den Unternehmenstransaktionen haben die relativ hohen Zinsen teilweise zu Kaufpreisanpassungen nach unten geführt. Hier ist eine gewisse Normalisierung eingetreten. Wir sind als Beteiligungsgesellschaft im vorigen Jahr öfter angefragt worden als 2022, haben aber tatsächlich weniger Transaktionen umgesetzt. Dennoch: Wenn wir die Mittelstandsunternehmen in unserem Portfolio ansehen, stellen wir fest, dass die tatsächliche Situation meist besser war als die Stimmung. Die anfängliche Skepsis in Bezug auf die künftige Entwicklung wurde von der positiveren Realität überholt. Wir hoffen, dass das auch in diesem Jahr so sein wird.
Insgesamt sind die Zahlen für die Beteiligungsbranche aber nicht rosig.
Man muss differenzieren. Im Small-Cap-Eigenkapital-Segment, in dem wir uns bewegen, ist nach wie vor eine gute Grundaktivität vorhanden. Im Mid-Cap- und auch im Large-Cap-Segment hat sich das Finanzierungsumfeld stärker eingetrübt – zum einen wegen der Zinsen, zum anderen wegen der Zurückhaltung der Fremdfinanzierungsgeber.
Viele Unternehmen suchen derzeit eine Nachfolge. Ist das eine Chance für VR Equitypartner?
Das führt sicherlich dazu, dass man gegenüber Finanzinvestoren aufgeschlossener wird. Nachfolgen sind auch infolge des demografischen Wandels komplexer geworden – aber anscheinend auch, weil die Bereitschaft nachgelassen hat, Verantwortung zu übernehmen. Für kleinere Unternehmen sind Nachfolgen noch herausfordernder, weil sie dem Führungsnachwuchs meist nicht so attraktiv scheinen wie größere Unternehmen. Wir haben uns darauf spezialisiert, genau für diese kleineren Unternehmen die Nachfolge vorzubereiten und umzusetzen. Diese Unternehmen für Führungsnachwuchs interessanter zu machen ist eine wichtige Aufgabe für uns als Mittelstands-Finanzierer.
Wie ergeht es den Portfoliounternehmen derzeit?
Die Situation ist besser als unsere ursprüngliche Erwartung. Infolge des Ukrainekriegs herrschte 2022 zunächst eine große Sorge um die Energieversorgung. Die Unternehmen haben sich aber darauf eingestellt, auch die Politik hat unterstützt. Deshalb sind unsere Firmen ganz gut durch das Jahr gekommen. 2023 hat sich ähnlich gut entwickelt. Einzelne Branchen sind durch die Krisen allerdings hart getroffen worden. In der Breite des Portfolios von VR Equitypartner verzeichnen wir aber nach wie vor eine solide wirtschaftliche Entwicklung. Anders als es oft dargestellt wird, herrscht im Mittelstand insgesamt keine Krisensituation vor. Das Tempo hat sich verringert und es ist eine Investitionszurückhaltung spürbar. Insgesamt ist die Situation aber noch stabil.
Wie schätzen Sie das laufende Jahr für VR Equitypartner ein?
Wir haben in den ersten drei Monaten bereits eine Direktbeteiligung und zwei Mezzanine-Finanzierungen umgesetzt. Das Jahr lässt sich also trotz aller Unsicherheiten schon gut an. Hinsichtlich der wirtschaftlichen Entwicklung werden wir wohl keinen Rückenwind spüren. Niedrigere Zinsen könnten erleichternd wirken, doch die Erwartung allein führt noch nicht dazu, dass sich die Finanzierungskonditionen verbessern. Wir sind aber optimistisch, dass wir im Neugeschäft einiges umsetzen können. In der Beurteilung des Gesamtgeschäfts und des Portfolios sind wir aufgrund der Rahmenbedingungen weiter zurückhaltend. Im Portfolio werden wir versuchen, anstehende Finanzierungsverlängerungen schon möglichst früh umzusetzen. Im Neugeschäft werden wir eher konservativ finanzieren, um gegebenenfalls mit einem Rückschlag besser umgehen zu können.
Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!
ZUR PERSON
Christian Futterlieb,
Geschäftsführer,
VR Equitypartner
christian.futterlieb@vrep.de
Dieses Interview erscheint in der nächsten Ausgabe des Spezials “Investoren im Mittelstand”.
Bärbel Brockmann
Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.
