Die sanften Angreifer

Fond of Bags gilt mit seiner ungezwungenen und idealistischen Außendarstellung als Musterschüler einer neuen Unternehmergeneration. Das Start-up von 2010 hat sich mit innovativen Schulrucksäcken in einen besetzten Markt eingenistet. Mit einer anspruchsvollen Wachstumsstrategie wollen die Gründer nun zeigen, dass sie zu Unternehmern gereift sind.

Klinkenputzen beim Fachhändler

Mit ihrem Eifer für die eigene Geschäftsidee können die Gründer um Sven-Oliver Pink auf anderen Gebieten schnell punkten. Sie überzeugen nicht nur die Kreissparkasse Köln, die ihnen einen KfW-Kredit für die Gründungsphase gewährt, sondern genauso die Juroren der Wirtschaftszeitung Handelsblatt. Als Gewinner eines Businessplan-Wettbewerbs treffen sie auf den damaligen BASF-Chef Jürgen Hambrecht, der für 455.000 Euro Wachstumskapital 25 Prozent der Anteile erwirbt. Mittlerweile haben die Gründer die Anteile wieder zurückgekauft.

Rucksack für Erwachsene: Designerin Annemarie Keizers gibt den Rohlingen der Marke Pinqponq den optischen Schliff.
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Bei seiner Entwicklung hat Fond of Bags auch von einer Besonderheit der Schulranzen-Branche profitiert. Die Einschulung ist für Kinder und Eltern ein Großereignis, entsprechend hoch ist die Zahlungsbereitschaft. Die Eltern informieren sich intensiv über die Hersteller und tauschen sich untereinander aus. Ergo sind sie bereit, für ein innovatives Produkt mehr Geld auszugeben. Auch ist das Geschäft wenig krisenanfällig.

Bei Marketing und Vertrieb schlägt das Start-up zwei Fliegen mit einer Klappe. Alles läuft am Anfang über kleine Fachhändler, bei denen sie persönlich vorstellig werden und ihr Produkt erklären. Diese Form, sich in den Markt zu drängen, hält auch Markenexperte Professor Esch für eine kluge Taktik: „Wie in einem Guerillakrieg haben die Gründer immer mehr Leute überzeugt, dass sie ein überlegenes Konzept haben, das darüber hinaus auch noch sehr einfach zu verstehen ist.“

Das Netzwerk aus Fachhändlern ist über die Jahre auf knapp 2.000 angewachsen. Rund 70 Vertriebler, die meisten von ihnen sind Freelancer, schulen regelmäßig die Verkäufer, um die Vorteile der Rucksäcke gegenüber anderen Herstellern deutlich zu machen. Daneben gilt das Prinzip Tupperware: mit über 1.000 Schulranzen-Partys und Spray-Events nimmt die Mund-zu-Mund-Propaganda ihren Lauf.

Match Patch statt Satch Match

Nachdem die Platzhirsche den Neuling belächelt haben, fangen sie an, ihn zu kopieren. Die Innovationen, die Fond of Bags angestoßen hat, finden sich heute auch bei den Konkurrenten: ergonomisches Trägersystem, individuelle Sticker, recycelte Materialien. Selbst die Produktnamen weisen eine frappierende Ähnlichkeit auf: Heißt ein Modell bei Fond of Bags Satch Match, nennen es die Konkurrenten von Coocazoo, eine Tochter der Hama GmbH, schlicht und einfach Match Patch.

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