„Die Karawane zieht weiter“

Der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch war tragischer Höhepunkt: Nach zahlreichen Unfällen in asiatischen Produktionsstätten steigt der Druck auf die Bekleidungsindustrie. Auch die Einkaufsagentur Omnibrand ist vor Ort. CEO Patrick Andrist spricht über die Fabriken, die Arbeitsbedingungen, Sublieferanten und seinen Erfolg.

Bei Primark kostet das T-Shirt 2,50 Euro, die Jeans fünf. Billiger geht es doch fast nicht mehr. Wohin geht der Trend?

Ich finde das auch beängstigend, weil das Konzept gesellschaftlich fragwürdig ist.

Was will denn der Kunde?

Das ist schwierig zu beantworten. Am Stammtisch sagt er, dass sich die Zustände in Textilproduktionen ändern müssen. Beim Einkauf ändert sich der Anspruch dann häufig wieder.

Entwicklungsminister Gerd Müller wollte ein Textilbündnis gegen Ausbeutung und Umweltbelastung verkünden. Bislang mit geringem Erfolg.

Der Ansatz ist generell richtig. Allerdings wird versucht, zu viel in ein Label zu packen. Politiker und Unternehmer müssen gemeinsam dazu beitragen die Situation zu verbessern. Ich denke, der Mindestlohn in Bangladesch sollte kurzfristig nochmals angehoben werden. Ein Label herauszubringen, das dem Kunden garantiert, dass ein Artikel in einer sozial abgesicherten Art und Weise produziert wurde, könnte, richtig aufgesetzt, die Entwicklung positiv beeinflussen und sollte daher unterstützt werden.

Bei Ihnen läuft es ja auch ganz gut. Ihr Umsatz lag 2012 noch bei 15 Mio. Dollar. In diesem Jahr soll er bei rund 90 Mio. Dollar liegen.

Wir können nicht klagen. In letzter Zeit haben wir einige Einkaufsbüros übernommen. Dadurch steigerten wir das Wachstum kräftig. Klettert das Einkaufsvolumen, zieht das wiederum größere Kunden an. Vor gut einem halben Jahr haben wir etwa Zara dazubekommen. Wir haben jetzt eine Einkaufskraft, die wir unseren Kunden vorher nicht bieten konnten.

Seit mehr als 20 Jahren sind Sie in Hongkong tätig. Was sollten Unternehmer beachten, die nach China wollen?

Als Absatzland ist China eine große Herausforderung. Leicht wird man von der schieren Größe und dem Potenzial eingenommen. Allerdings ist der Markteintritt auch mit hohen Hürden und Schwierigkeiten verbunden. Das Wichtigste ist, dass man selektiv die richtigen Partner findet. Das Problem dabei: Die Guten sind meist schon vergeben. Die Schlechten versprechen viel, halten aber wenig.


Zur Person

Peter Andrist/Omnibrand Ltd.Patrick Andristgründete 2005 die Einkaufsagentur Omnibrand. Seine Karriere startete der CEO bei der deutschen Bekleidungsfirma Lloyd-Textil, für die er mehrere Jahre in Hongkong arbeitete. Das Unternehmen beschäftigt etwas mehr als 100 Mitarbeiter. 2012 erwirtschaftete es 15 Mio. US-Dollar. Für 2014 rechnet Andrist mit 90 Mio. US-Dollar. Zu den Kunden gehören Zara, Mustang Jeans, Tom Tailor, Esprit, Peek & Cloppenburg, Breuninger und viele mehr. www.omnibrand.com

Autorenprofil
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Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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