Der zweite Triton Mittelstandsfonds (TSM II) hat aufgrund der starken Investorennachfrage erfolgreich mit 815 Mio. EUR geschlossen und damit nicht nur den 2017 aufgelegten Vorgängerfonds, sondern auch das eigene Ziel von 600 Mio. EUR deutlich übertroffen. Die Unternehmeredition hat bei dem Managing Partner und Head of TSM bei Triton Andi Klein nachgefragt, wie dieser Erfolg trotz Coronakrise möglich gewesen ist. INTERVIEW EVA RATHGEBER
Unternehmeredition: Herr Klein, Sie haben gerade Ihren zweiten Mittelstandsfonds mit einem sehr guten Ergebnis geschlossen. Wie ist dieser Erfolg inmitten der Coronakrise möglich gewesen?
Andi Klein: Unser Fundraising startete direkt vor dem ersten Corona-Lockdown Mitte März 2020. Zum Glück bin ich 2019 relativ viel unterwegs gewesen, um unseren bestehenden und potenziellen Investoren ein Update dahingehend zu geben, wo wir seinerzeit mit dem ersten Mittelstandsfonds standen. Das hat Interessenten eine Perspektive gegeben. Allerdings herrschte nach Beginn des ersten Shutdowns etwa vier Monate lang Funkstille, in der sich jeder erst einmal neu orientieren musste. Diejenigen, die uns schon mal physisch getroffen hatten, waren dann aber sehr gut in der Lage, ihre Due Diligence virtuell durchzuführen. Für die, die schon investiert waren, waren die persönlichen Gespräche 2019 etwas weniger relevant, aber für die anderen waren sie ein ausschlaggebendes Kriterium.
Unternehmeredition: Worin liegt der entscheidende Erfolgsfaktor für ein virtuelles Fundraising?
Klein: Entscheidend war am Ende des Tages, dass wir liefern konnten, was wir den Investoren versprochen hatten. So waren die Returns aus dem ersten Fonds zum Dezember 2019 schon sehr gut. Das schafft Vertrauen. Als dann die Shutdowns kamen, stellte sich die große Frage: Was passiert jetzt mit der Performance, den Bewertungen und den Earnings, und wie managen wir als Team diese Krise? Wir haben sehr früh und sehr schnell agiert und schon im März alle Maßnahmen vorbereitet. Im zweiten Quartal 2020 haben wir diese Maßnahmen sofort implementiert. Beispielsweise sind wir näher an unsere Firmen gerückt, indem wir wöchentlich den Status mit dem Management durchgegangen sind und klar definiert haben, in welche Projekte wir weiter oder noch verstärkt investieren und wo wir eher zurückhaltend sein sollten.
Unternehmeredition: Wie ist die Performance des ersten TSM? Gibt es hier erste Erfolge?
Klein: Die Gesamtperformance des Fonds liegt konstant bei einer Nettorendite von 20% − das ist ein recht guter Wert. Eine der Firmen, in die wir investiert haben, haben wir bereits mit 2,6-facher Rendite veräußert, den schwedischen Grabungs- und Baudienstleister Eleda. Bei Eleda haben wir sehr zügig viele Zukäufe getätigt und dadurch unsere Wachstumsziele schneller als erwartet erreicht, sodass wir das Unternehmen bereits nach 2,5 Jahren wieder verkaufen konnten. Wir waren hier wie üblich Mehrheitseigner und hatten einen Börsengang vorbereitet. Die ehemaligen Eigentümer aus unseren Zukäufen waren noch mit knapp unter 50% beteiligt. Diese haben sich dann zu einer Gemeinschaft zusammengetan und einen Teil ihres Vermögens verwendet, um die neue Unternehmensgruppe zu erwerben. Sie kannten die Firma natürlich gut und waren von ihr überzeugt. Deshalb war das für uns ein recht einfach strukturierter Exit.
Unternehmeredition: Wie erklären Sie sich die starke Investorennachfrage?
Klein: Vielleicht haben wir uns im Fundraising mit Blick auf die relative Performance etwas besser geschlagen als andere. Wir hatten im Herbst und damit relativ früh einige große und sehr angesehene Investoren im Fonds. Das hat natürlich immer eine Abstrahlwirkung für andere. Ein großer Teil unseres Geldes stammt aus Europa, u.a. von Versicherungen, Dachfonds und auch Family Offices. Einige davon waren bereits im ersten Fonds investiert. Im zweiten Fonds sind ein paar neue hinzugekommen mit zum Teil noch größerem finanziellen Engagement. Dadurch entstand ein gewisser Druck auf die anderen Investoren, die auch investieren wollten.
Unternehmeredition: Was macht den Mittelstand für die Investoren gerade jetzt so attraktiv?
Klein: Wenn man wie wir schwerpunktmäßig in deutschsprachigen Ländern und in den nordischen Ländern investiert, spielt sich ein sehr großer Bereich der Wirtschaft im Mittelstand ab, deshalb gibt es hier viele Opportunitäten, insbesondere viele Primaries. Diese Unternehmen sind oft noch eigentümergeführt und nehmen zum ersten Mal professionell gemanagtes Kapital mit ins Eigenkapital. Dabei geht es häufig auch um Nachfolgesituationen. Das finden wir grundsätzlich sehr attraktiv, denn damit ist immer auch eine Veränderung für das Unternehmen verbunden. Dadurch wird es Investoren nicht nur möglich, Kapital zu platzieren, sondern auch die Wertsteigerung zu unterstützen. Das Gros unserer Aktivitäten konzentriert sich darauf, Wachstum durch die Weiterentwicklung der Unternehmensprozesse zu begleiten, z.B. durch Digitalisierung, Unternehmenszukäufe und deren Integration und Internationalisierung. Oft treffen wir auf Gründer, die das Unternehmen selbst groß gemacht haben. Je komplexer die Strukturen jedoch werden, desto schwieriger wird es für den Unternehmer, das weitere Wachstum noch selbst zu überblicken und zu steuern. Genau hier können wir mit unseren umfangreichen Erfahrungen in solchen Situationen, mit unserem Blick auf die Zahlen und mit unserem Methodenwissen, insbesondere auch durch die Triton-Plattform, helfen.
Unternehmeredition: Worin lagen damals die Gründe, einen solchen Mittelstandsfonds aufzulegen?
Klein: Triton ist Ende der 90er als Mittelstandsinvestor gegründet worden und war ursprünglich schon immer in diesem Markt tätig, wurde dann aber immer erfolgreicher und größer. Immer mehr Investoren haben uns ihr Geld anvertraut, sodass die Fondsgröße von ursprünglich 500-600 Mio. EUR auf mittlerweile 5,3 Mrd. EUR anwuchs. Trotzdem fanden wir das mittelständische Marktsegment weiter attraktiv. In Triton II und am Anfang von Triton III haben wir nochmal in dieses Segment investieren können, das war ungefähr in der Zeit von 2009, als ich nach einer elfjährigen Managementkarriere bei Procter & Gamble zu Triton kam. Dies ist in der Private Equity Industrie eher ungewöhnlich. Aber irgendwann muss man sich darauf konzentrieren, das größere Fondskapital zu investieren. In 2016 wollte ich gerne nach einigen größeren Transaktionen selbst noch etwas Unternehmerisches machen. Einen neuen, separaten Fonds in diesem attraktiven Marktsegment aufzubauen erschien mir genau das Richtige – mit einem heute 18-köpfigen Team, darunter die beiden Partner Götz Meyer und Per Frankling.
Unternehmeredition: Wodurch unterscheidet sich der Mittelstandsfonds von anderen Fonds?
Klein: Es gibt Investoren, die mindestens 200 Mio. Euro in einen Fonds investieren müssen. Für die kommen Investitionen in einen Smaller Mid-Cap Fund nicht in Frage. Beide haben Platz im Markt. Der entscheidende Unterschied ist, dass der Markt für das mittelständische Segment gerade in Deutschland extrem intransparent ist. Im großen Marktsegment ist das anders, es ist viel transparenter, es gibt weniger Transaktionen, diese werden von großen M&A-Häusern betreut, und Unternehmens-Carve-outs werden an der Börse bekanntgegeben. Wir hingegen müssen solche Situationen erst herstellen und uns dafür mit Unternehmern treffen, oder kreativ an dem Aufbau von größeren Unternehmensgruppen arbeiten. Das braucht sehr viel Zeit und dafür müssen wir auch sehr viel Arbeit investieren.
Unternehmeredition: In welche Branchen und welche Art von Unternehmen wird der neue Fonds bevorzugt investieren?
Klein: Triton investiert seit seiner Gründung konsistent hauptsächlich in produzierende Industrieunternehmen, in Dienstleistungsunternehmen, die Konsumgüterindustrie und das Gesundheitswesen. Für den Mittelstandsfonds wird eine Gleichgewichtung aller dieser vier Sektoren angestrebt. In unserem Marktsegment bieten sich quantitativ mehr Möglichkeiten.
Im Dienstleistungsbereich und im Gesundheitsbereich erwirbt man häufig einen guten Nukleus als Plattform und kauft viele kleinere Firmen hinzu. Im Industriebereich steht meistens die Internationalisierung im Fokus und eine Professionalisierung der Strukturen, um Wachstum zu erreichen.
Was sich geändert hat, ist die Größenordnung der einzelnen Investments: Im ersten Fonds haben wir noch zwischen 20 und 75 Mio. EUR Eigenkapital in die jeweilige Situation investiert, jetzt sind wir eher bei 40 bis 100 Mio. EUR. Für viele der Investments heißt das, dass wir die Möglichkeit haben, die einzelnen Unternehmen noch etwas länger zu betreuen, was natürlich sehr gut für eine Buy- and Build-Strategie ist. Durchschnittlich bleiben wir 4-6 Jahre investiert. Die Rendite liegt mindestens beim 2,5fachen Wert der Investitionssumme. Das gilt übrigens für alle Triton-Fonds, unabhängig von der Größe. Pro Fonds tätigen wir etwa 12 bis 14 Plattforminvestments.
Unternehmeredition: Können Sie uns Beispiele für Investitionen aus dem ersten Fonds nennen, die sich erfolgreich entwickelt haben?
Klein: Anfang 2019 haben wir mehrheitlich in die Meine Radiologie Holding investiert. Neben diversen Veränderungen in Unternehmensprozessen haben wir etliche Zukäufe getätigt, so dass sich das EBITDA vervielfacht hat. Das war ein intensiver Prozess, das muss erst einmal in so einer Geschwindigkeit entwickelt werden.
Im Dezember haben wir ein Investment in die Firma Inwerk GmbH getätigt. Die Inwerk GmbH ist der führende Online-Büromöbelhersteller und -lieferant in Deutschland. Zwei Gründer haben uns da ihr Vertrauen geschenkt, die ihre Idee bereits vor 20 Jahren entwickelt haben. Das Unternehmen wird aktuell immer größer und komplexer. Unsere Aufgabe ist es nun, die Firma gemeinsam mit den beiden professionell aufzustellen, um dieses Wachstum erst weiter zu ermöglichen. Aktuell sind wir dabei, mit einem erweiterten Team einen strategischen Plan zu implementieren. Hier geht es auch um solche Themen wie Internationalisierung, Zukäufe, die Verbesserung des Online-Marketing oder des Einkaufs.
Unternehmeredition: Was hat Sie zu diesem für Sie nicht ganz klassischen Investment bewogen?
Klein: Sie haben es richtig erkannt: Wir wollen stärker ins digitale Business einsteigen. Triton hat ein eigenes Team, das sich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigt. Zusätzlich kannten wir den Büromöbelmarkt schon sehr gut. Triton hat durch den Fonds Triton IV bereits in Flokk, einen großen Drehstuhlhersteller, investiert. Außerdem haben wir gerade intern unsere E-Commerce-Capabilities aufgebaut. So war der Zeitpunkt für ein solches Investment günstig.
Unternehmeredition: Im Dezember haben Sie bereits ein erstes Investment aus dem neuen Mittelstandsfonds getätigt. Und zwar stiegen Sie da bei der Berliner Klinik Schöneberg ein. Welches Ziel verfolgen Sie dort?
Klein: Wir haben die Klinik Schöneberg als Trägerkrankenhaus für eine weitere Konsolidierung im Gesundheitsmarkt erworben. Einen ersten Zukauf dafür hatten wir bereits unterschrieben, der sich mit orthopädischen Themen auseinandersetzt und kurz vor dem Abschluss steht, für zwei weitere haben wir kürzlich eine Vereinbarung unterzeichnet. Hier sind wir dabei, eine Gruppe aufzubauen und deren Effizienz in nichtmedizinischen Bereichen wie Buchhaltung, Software, Einkauf etc. zu steigern. Ein positiver Nebeneffekt dabei ist, dass wir all diese Ärzte zusammenbringen, die ja Fachleute auf unterschiedlichen Gebieten sind und die sich somit gegenseitig austauschen können, so dass für die Patienten die bestmögliche Betreuung erreicht werden kann. Dieser Netzwerk-Gedanke ist für uns sehr wichtig.
Unternehmeredition: Wie geht es jetzt mit den beiden Fonds weiter?
Klein: Beim ersten Fonds sind bereits alle Plattforminvestitionen abgeschlossen. Hier fokussieren wir uns darauf, für die bestehenden Unternehmen Zukäufe zu tätigen. Und beim neuen Fonds liegt der Fokus aktuell darauf, Plattformunternehmen zu erwerben. Hier haben wir bereits eine gut gefüllte Pipeline an Opportunitäten.
Unternehmeredition: Wie beurteilen Sie die weiteren Marktaussichten angesichts fortschreitender Beeinträchtigungen durch Corona?
Klein: Ich bin etwas überrascht über die Börse: Es scheint, als würde man hier von einer weiteren und schnelleren Erholung ausgehen.
Von den sehr stark betroffenen Branchen wie Gastronomie und Tourismus einmal abgesehen, sehen wir bei unseren Unternehmen im Industriebereich ein paar gute Signale. So haben sich Anfang des Jahres die Umsätze bei den meisten recht gut entwickelt und sind zum Teil wieder gestiegen. Trotz des Lockdowns verläuft die Entwicklung im Großen und Ganzen bislang also solide.
Lieber Herr Klein, wir danken Ihnen für das interessante Gespräch.
ZUR PERSON
Andi Klein ist Managing Partner und Head of TSM bei der deutsch-schwedischen Private-Equity-Gesellschaft Triton Partners. Bevor er 2009 zu Triton Partners wechselte, war der studierte Betriebswirt elf Jahre lang in führender Position bei Procter & Gamble beschäftigt. Seit der Gründung im Jahr 1997 hat Triton Partners zehn Fonds aufgelegt und sich auf Unternehmen in den Sektoren Industrie, Dienstleistungen, Konsumgüter und Gesundheitsweisen fokussiert. Die Triton Fonds investieren in mittelständische Unternehmen mit Sitz in Europa und unterstützen deren positive Entwicklung.
Das Investorenprofil zu Triton Partners finden Sie hier.
Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.