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„Die Fußball-WM ist als Referenz eine große Hilfe“

Die G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH aus Fellbach bei Stuttgart stattet alle 12 WM-Stadien in Brasilien mit mobilen Wetterstationen aus. Die schwäbische Präzisionstechnik soll helfen, das wechselhafte Klima rund um die Spielstätten zuverlässig vorherzusagen. Mit einer Exportquote von 80% ist das Unternehmen global ausgerichtet und erhofft sich von der medienwirksamen Präsenz in Brasilien Folgeaufträge.

Unternehmeredition: Herr Hirzel, Ihr Unternehmen stattet alle WM-Stadien in Brasilien mit Kompaktwetterstationen aus. Wie kommt ein schwäbischer Mittelständler an so einen Auftrag?

Hirzel: Die brasilianischen Umweltbehörden hatten eine Ausschreibung platziert, wobei Wert gelegt wurde auf Genauigkeit und schnelle Lieferung. Ebenso sollten die Anlagen portabel sein, d.h. für unterschiedliche Einsatzorte konzipiert sein. Unser brasilianischer Partner hat die Ausschreibung gewonnen, die Wetterstationen waren bereits letztes Jahr im Confed-Cup im Einsatz.

Ist der Deal nur prestigeträchtig oder ist er auch finanziell für Sie attraktiv?

Jeder Auftrag ist für uns wichtig, unabhängig vom Volumen. Wir haben sehr viel größere Projekte als die Lieferung von Wetterstationen für die WM nach Brasilien, allerdings ist die Anwendung in Zusammenhang mit Sport weltweit für uns von Bedeutung.

Wozu braucht man Wetterstationen für Sportveranstaltungen?

Extremwetter beeinflusst nicht nur die Leistungsfähigkeit der Athleten, sondern kann ebenso Zuschauer gefährden. In den USA werden teilweise bei aufziehendem Sturm oder schweren Gewittern Stadien präventiv geräumt, oder die Veranstaltung wird zeitlich verschoben.

Hat auch die Deutsche Nationalmannschaft eine Wetterstation bei sich im Quartier?

Nein, dazu besteht auch keine Notwendigkeit. Das Mikroklima in den Stadien ist allerdings deutlich anders als das Klima an einem typisch meteorologischen Messpunkt, der in der Regel „im Grünen“ ist. Und somit muss eine Prognose für dieses Mikroklima auch die Messdaten daraus beziehen.

Haben Sie schon Folgeaufträge für kommende Weltmeisterschaften?

Noch nicht, aber wir liefern regelmäßig genaue Wettermesstechnik an Sportveranstaltungen wie Skispringen, Formel 1 und andere.Waren Sie vorher schon in Brasilien aktiv?

Unser Vertreter entwickelt die Märkte für unsere Technik bereits seit mehr als 10 Jahren vor Ort. Unsere Sensorik kommt auf vielen Autobahnen in Brasilien zum Einsatz.

Öffnet der Auftrag Türen in Südamerika?

Die Fußball-WM ist als Referenz mit Sicherheit eine große Hilfe. Ohne Vertrauen und Referenzen gibt es keine Grundlage für eine langfristige Zusammenarbeit. Und unsere Anlagen werden durchschnittlich etwa 15 Jahre betrieben, bevor sie ersetzt werden. Da die Investition in der Regel aus öffentlichen Geldern bezahlt wird, ist Solidität, Qualität und Nachhaltigkeit sowie After-Sales und Kompetenz vor Ort entscheidend für den Erfolg.

Auffällig ist, dass die meisten deutschen Unternehmen, die an der WM beteiligt sind, brasilianische Partner haben. Warum ist das so?

Bei langfristiger Nutzung von Technik spielt die Instandhaltung eine entscheidende Rolle, das geht nur mit Kompetenz vor Ort. Neben der elektrischen Funktion ist bei unserer Technik die Genauigkeit entscheidend. Unser brasilianischer Partner investiert in den Aufbau von Messverfahren vor Ort, um die Präzision über die lange Nutzungsdauer zu garantieren.

In Deutschland sind Sie als Marke des Jahrhunderts ausgezeichnet. Wo kennt man Sie im Ausland?

Weltweit. Die wichtigsten Märkte sind für uns derzeit China, die USA und Russland. Auch in Myanmar beginnen wir derzeit mit dem Aufbau von meteorologischen Messnetzen. Wir liefern unsere Produkte jedes Jahr in über 70 Länder.

Herr Hirzel, vielen Dank für das Gespräch.

 

Kurzprofil G. Lufft Mess- und Regeltechnik GmbH

Gründungsjahr: 1881

Branche: Klima- und Umweltmesstechnik

Unternehmenssitz: Fellbach

Umsatz: ca. 13 Millionen (2012, im Bundesanzeiger veröffentlicht; 2013 keine zuverlässige Quelle)

Mitarbeiterzahl: ca. 100

www.lufft.com

 

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