Mittelständler sangen ein Loblied auf die Jugend. Heute setzen Unternehmen immer mehr auf ältere Mitarbeiter. Fachkräftemangel und demografischer Wandel sind nicht die einzigen Gründe dafür.
Bleibt die Frage nach den Kosten. Denn eines steht fest: Ältere Mitarbeiter, egal ob sie im Unternehmen gehalten oder neu eingestellt werden, verdienen mehr als jüngere Kollegen in der gleichen Position. Jens Fahrion sieht das ganz pragmatisch. „Für uns ist der Betriebswert einer Person entscheidend“, erklärt der Unternehmer. Dieser bestimmt sich danach, was die Firma mit der Arbeit eines Angestellten verdienen kann. „Berufseinsteiger brauchen zwölf bis 15 Jahre, bis sie die Ebene eines Projektleiters erreichen“, sagt Fahrion. Wenn sie in der Zwischenzeit in ein anderes Unternehmen wechseln, was häufig vorkomme, seien die Kosten für Aus- und Weiterbildung verloren. „Mitarbeiter jenseits der 50 oder 55 können Projekte viel schneller übernehmen“, sagt Fahrion. Und dann sind sie im wahrsten Sinne des Wortes ihr Geld wert.
„Natürlich ist es notwendig, althergebrachte Vergütungsmodelle zu überprüfen, wenn wir vermehrt auf ältere Mitarbeiter setzen“, erklärt Berater Pompe. Gehälter sollten daher künftig immer stärker leistungsorientiert gestaltet sein. Das stelle Unternehmen und Mitarbeiter zwar vor Herausforderungen. „Aber Firmenchefs verbauen sich Chancen, wenn sie weiterhin ausschließlich nach Lebensalter und Betriebszugehörigkeit bezahlen“, ist Pompe überzeugt.
Veränderung der Anzahl der beschäftigten Arbeitnehmer in Deutschland gegenüber dem Vorjahresquartal
Bezahlung über Tagessätze
Wie es gehen kann, hat der Automobilhersteller Daimler vorgemacht, als er in den Jahren 2013 und 2014 seine Rentner neu rekrutierte. „Wir haben uns nicht an den Gehältern orientiert, die die ehemaligen Mitarbeiter zuletzt verdient hatten“, berichtet Personalvorstand Wilfried Porth. Stattdessen vereinbarte der Konzern mit den Wiedereingestellten Tagessätze. Zwar mag dieses Modell für eine dauerhafte Beschäftigung nicht geeignet sein. „Aber wenn ältere Arbeitnehmer zum Beispiel als Berater, Coaches oder nur noch stundenweise im Unternehmen tätig sein möchten, kommt es durchaus infrage“, sagt Pompe. Auch wenn sich etwa zwei Mitarbeiter einen Arbeitsplatz teilen, weil sie ihre Stundenzahl ab einem gewissen Alter vielleicht reduzieren möchten, kann sich statt eines Festgehalts eine Bezahlung auf Honorarbasis anbieten.
Gerhard Brosek kann sich eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen, wenn er daran denkt, wie sich sein einstiger Arbeitgeber plötzlich auf die Rentner besann. „Im Grunde finde ich dieses Modell aber gut“, sagt er. „Und wenn ich 2014 nicht schon sehr lange aus der Firma raus gewesen wäre, hätte ich mich vielleicht sogar gemeldet“, überlegt er. Denn Spaß an seiner Arbeit hatte er immer – auch, als er längst schon zur Generation 50 plus gehörte.