Aequita ist eine Private-Equity-Gesellschaft, die sich auf Unternehmen in Spezialsituationen konzentriert. Gerade in schwierigen Zeiten ist ihre Unterstützung sehr gefragt.
Unternehmeredition: Spüren Sie angesichts einer anhaltend unsicheren gesamtwirtschaftlichen Situation eine hohe Nachfrage nach Restrukturierungen?
Simon Schulz: Wir sehen bereits seit ein paar Jahren einen erhöhten Bedarf, aber aktuell sehen wir besonders viele Firmen. Deshalb haben wir auch eine besonders starke Pipeline. Der Grund dafür liegt darin, dass die absolute Unsicherheit erst einmal vorbei ist. Die Unternehmen können heute wieder etwas klarer sehen, wo sie stehen und wie sie planen können. Die Energiepreise scheinen sich zu stabilisieren, die Zinsen haben mindestens ein Plateau erreicht und werden kaum steigen bzw. sinken sogar. Auch die Materialpreise lassen sich wieder besser einschätzen. Sowohl Verkäufer als auch wir können daher besser einschätzen, in welcher Situation sich ein Unternehmen befindet. Gerade Konzerne entscheiden sich in Zeiten der Unsicherheit nicht gerne. Sie brauchen ein gewisses Maß an Planungssicherheit – die hatten sie in den vorigen Jahren nicht.
Welche Unternehmen oder Geschäftsbereiche sind für Aequita attraktiv?
Wir interessieren uns vor allem für Teilbereiche von Konzernen, die nicht mehr zu deren Kerngeschäft gehören. Da haben wir den großen Vorteil, über ein Inhouse-Team zu verfügen, mit dem wir die Carve-outs sauber und schnell realisieren und dadurch dem Konzern einiges an Arbeit und Unsicherheit abnehmen können. Diese Geschäftsbereiche sollten auf einem bewährten Geschäftsmodell beruhen. Wir investieren nur in Geschäftsbereiche, die aus unserer Sicht auch transformierbar sind bzw. über die wir ein Wertpotenzial mit unserem Team heben können.
Aber Sie übernehmen keine Sanierungsfälle?
Wir übernehmen durchaus Restrukturierungsfälle. Allerdings müssen wir davon überzeugt sein, dass mit unserer Hilfe das Unternehmen eine Zukunft hat. Insolvenzen schauen wir uns nur an, wenn wir mit einer unserer Portfoliofirmen einen Ansatz sehen.
Gibt es einen Branchenfokus?
Wir fokussieren uns hauptsächlich, aber nicht ausschließlich auf die produzierende Industrie. Das können beispielsweise Unternehmen im Maschinen- und Anlagenbau oder auch Automobilzulieferer sein.
Erst kürzlich haben wir ein Unternehmen von Fujitsu übernommen, das im IT-Dienstleistungsbereich tätig ist. Alle unsere Unternehmen haben gemein, dass sie eine Transformation bewältigen müssen.
Wie gehen Sie die Restrukturierung an?
Bei uns fängt eine Restrukturierung schon bei der Analyse der Firmen an. Bereits in der Analysephase bringen wir unser operatives Team und unser Transaktionsteam zusammen, um am besten gemeinsam mit dem Verkäufer und dem Management einen Plan zu entwickeln, wie das Unternehmen wieder nachhaltig aufgestellt werden kann. Nach dem Erwerb verfeinern wir diese Annahmen und entwickeln unseren 100-Tage-Plan. Dies geschieht entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Sei es der Einkauf, die IT, die Finanzen oder die Produktion. Jeden Schritt schauen sich unserer Experten dediziert an und definieren gemeinsam mit den Mitarbeitern den Maßnahmenplan. Wir setzen dabei auf hohe Transparenz und nehmen die Mitarbeiter auf den Weg der Transformation mit – denn eine nachhaltige Veränderung kann aus unserer Sicht nicht von außen übergestülpt werden. Sie muss von innen kommen.
Haben Sie bevorzugte Exitkanäle?
Wir verkaufen in der Regel immer ganz klassisch durch einen strukturierten Prozess. Darüber suchen wir den passenden Käufer für das Unternehmen. Häufig sind das strategische Käufer. Aber in manchen Fällen sind es auch Finanzinvestoren, die dann die nächste Wachstumsstufe mit dem Unternehmen gehen können. Das entscheiden wir von Fall zu Fall.
Wie wird sich der Markt weiterentwickeln?
Wir bewerten die Zukunft positiv. Das ruhigere Fahrwasser, in dem sich die Unternehmen jetzt befinden, erleichtert es den Verkäufern, aber auch uns, passende Bewertungen zu finden. Durch die höhere Planbarkeit können wir auch eine genauere Prognose für unsere Firmen abgeben. Für den gesamten Markt ist mehr Stabilität ebenfalls nur positiv. Alle Parteien wissen, worauf sie sich einlassen. Aber dennoch gibt es Variablen, die den Markt beeinflussen könnten. Eine davon ist die Präsidentenwahl in den USA.
Wir danken Ihnen für das interessante Gespräch!
ZUR PERSON
Simon Schulz,
Partner,
Dieses Interview ist in der aktuellen Ausgabe des Spezials “Investoren im Mittelstand” erschienen.
Bärbel Brockmann
Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.