Der aktuelle Beschäftigungsausblick der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) stellt Deutschland überwiegend gute Noten aus. Bis 2015 erwartet sie sogar einen Rückgang der Arbeitslosigkeit auf unter 5 Prozent. Schwieriger sieht es bei dem Problem der Langzeitarbeitslosigkeit aus.
Insgesamt rechnet die OECD nicht mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit in ihrem Wirkungsgebiet vor 2016. Dort sind momentan 45 Millionen Menschen arbeitslos – zwölf Millionen mehr als 2007. Lediglich einzelne Länder stechen heraus, darunter Deutschland. Nach Definition der Internationalen Arbeitsorganisation sind hierzulande derzeit 5,1 Prozent der Erwerbsfähigen arbeitslos. Im Verlauf des nächsten Jahres soll diese Zahl unter 5 Prozent fallen. Laut OECD-Definition fiele Deutschland damit unter das Ranking der „Top-Arbeitsmarktperformer“ im OECD-Raum.
Doch einen Wermutstropfen gibt es: Deutschland scheint das Problem der Langzeitarbeitslosen nicht in den Griff zu bekommen. Auch wenn deren Anzahl so stark zurückgegangen ist wie in sonst keinem anderen OECD-Land, stellen sie mit 45 Prozent der Arbeitslosen einen überproportionalen großen Anteil. Im OECD-Durchschnitt machen Langzeitarbeitslose 35 Prozent aus.
Kritik gibt es auch für Kurzarbeit und Niedriglöhne. Letztere seien zwar ein probates Mittel für Krisenländer, um Jobs zu schaffen und Wettbewerbsfähigkeit herzustellen. Sie müssten sich aber die Waage halten mit Strukturreformen und Impulsen für Wirtschaftswachstum – ein Appel, den die OECD explizit auch an Länder wie Deutschland und die USA richtet. Dort sei der Anteil der Niedrigverdiener mit bis zu 25 Prozent höher als im Durchschnitt. Ein weiteres Absenken der Löhne bezeichnet die OECD als kontraproduktiv, den Mindestlohn hingegen begrüßt sie. Befristeten Arbeitsverträgen spricht die OECD die Fähigkeit ab, als Sprungbrett für langfristige Beschäftigung zu dienen. www.oecd.org
Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.