Der deutsche Mittelstand steht blendend da: Die Eigenkapitalquoten sind hervorragend, die Abhängigkeit von Banken ist gering. Doch es gibt Anzeichen dafür, dass die Unternehmen zu viel sparen – zum Beispiel an Innovationen.
Die Finanzkrise hat deutsche Mittelständler einiges gelehrt: Zum Beispiel, dass es sich lohnt, im entscheidenden Moment nicht auf Banken angewiesen zu sein. Folglich haben die Unternehmen in den letzten Jahren ihre Eigenkapitalpolster deutlich aufgestockt. Quoten von 30 Prozent oder mehr sind die Regel. Doch vielleicht sollte der deutsche Mittelstand wieder mehr investieren. In ihrem aktuellen Innovationsbericht hat die KfW die Innovationskraft deutscher KMU untersucht. Das Ergebnis: In den Jahren 2012-2014 gab es zwar 32.000 mehr innovative Unternehmen als zwischen 2011 und 2013. Ihr Anteil ist aber immer noch deutlich niedriger als vor der Finanzkrise: Damals betrieben 40 Prozent der befragten Unternehmen ständig Innovationen. Nach den jüngsten Ergebnissen sind dies nur 29 Prozent. Ungewöhnlich: In jüngster Zeit waren vor allem sehr kleine Unternehmen, die nicht mal sonderlich viel exportieren, die größten Innovationstreiber. Nur in ihrer Größenklasse stiegen die Innovationen, um zwei Prozentpunkte auf 27 Prozent. Selbst sehr große Unternehmen mit über 50 Beschäftigten ließen die Innovationsquote weiter sinken. Dementsprechend verändert sich auch die Wertschöpfung: 2004 haben deutsche KMU noch 43 Prozent ihres Umsatzes mit neuen Produkten und innovativen Dienstleistungen gemacht. Mittlerweile sind dies nur zehn Prozent. Gleichzeitig erzielen aktuell 53 Prozent der Unternehmen höchstens zehn Prozent ihres Umsatzes mit Innovationen – nach 30 Prozent in den Jahren 2011 bis 2013. Die Gefahren einer solch konservativen Innovationspolitik beschreibt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW: „Das Risiko wächst, dass der deutsche Mittelstand mit einer alternden Produktpalette international an Boden verliert. Spitzenreiter bleibt aber nur, wer sich dem Technologiewettbewerb stellen kann.“ www.kfw.de