Der Bayerische Mittelstandspreis wurde am 16. November zum neunten Mal verliehen. Im Münchner Maximilianeum kam die Crème de la Crème der hiesigen Wirtschaft zusammen. Ein Thema bewegte alle Anwesenden: Die Debatte um Flüchtlinge.
Es ist nicht allein die Leistung bei Kundenorientierung, Innovation oder Internationalisierung, die der Bayerische Mittelstandspreis auszeichnet. Zur Verleihung gehört – so Gastgeber Volker Knittel vom Europäischen Wirtschaftsforum – auch immer das Engagement und die Empathie, die aus den Bewerbungen sprechen. Neben dem oberbayerischen Handwerksunternehmen Bauer Elektro war dies bei der Kaffeerösterei Murnau der Fall. Das Zehn-Mann-Unternehmen vom bayerischen Staffelsee hat sich zum kleinen Mekka für Kaffeeliebhaber der Region entwickelt. Mit viel Liebe und Sorgfalt suchen Geschäftsführer Thomas Eckl und seine Angestellten nur die besten Bohnen aus, bevor sie geröstet werden. Als Deutschlands erster Kaffee-Sommelier hat er dafür ein besonderes Näschen. Vor allem das für den Einzelhandel starke Umsatzwachstum lobte die Jury. Bei der A&D Verpackungsmaschinenbau war das die technische Finesse, mit der sie immer neue Verpackungslösungen für die Industrie ersann. Und ihr Engagement für Mitarbeiter während der Finanzkrise: Keiner musste entlassen werden. Als Spitzen-Dienstleister wurde das Feinkosthaus Käfer aus München ausgezeichnet. Aus einem kleinen Kolonialwarenladen des 19. Jahrhunderts habe sich ein Gourmet-Caterer entwickelt, der an Spitzenaufträge wie den Reichstag oder die Fußball-WM 2006 kommt.
Vor der Preisverleihung diskutierten Dr. Edmund Stoiber, Social-Media-Experte Philipp Riederle, Unternehmenschef Helmut Holl und Stephan Reinhold, Geschäftsführer der CEWE Stiftung & Co. KGaA, zum Thema demografischer Wandel. Dabei wurde auch unweigerlich über die Flüchtlingskrise geredet – ein Thema, dass Unternehmer wie Publikum gleichermaßen bewegte. Die Antwort der Publikumsbefragung war eindeutig: Deutschland ist ein Einwanderungsland, und die Chancen überwiegen die Risiken. Dennoch müsse man Probleme bei Erstversorgung und Integration bedenken, so Stoiber. Unverständnis für das Versagen der Behörden äußerte vor allem Philipp Riederle. Als Mitglied der Generation Y, die sich wie selbstverständlich über neue Medien organisiert, kann er über die fehlende Koordination nur lachen.
Der Bayerische Mittelstandspreis wird seit 2007 jährlich vergeben. Ausrichter ist das Europäische Wirtschaftsforum. Die Nominierungen kamen unter anderem von der Industrie- und Handelskammer, dem Bundesverband Deutscher Mittelstand, der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft sowie der Union Mittelständischer Unternehmen. www.ewif.de
Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.