In München zu Hause

Ein Luxushotel ohne große Allüren: Der Bayerische Hof will für jeden offen sein. Innegrit Volkhardt führt das Hotel bereits in der vierten Generation. Seitdem hat sich viel verändert. 

Es war für sie keine Option, etwas, wofür Generationen gekämpft haben, aus der Hand zu geben. Da ihr Vater fast alles alleine machte, gab es im Hotel auch keine klassischen Strukturen. Schnell veränderte sie die Organisation, und unter Mithilfe ihres Lebensgefährten wurde das Accounting optimiert. Auch wenn die meisten Mitarbeiter mitzogen, nicht allen gefielen diese Änderungen.

Innegrit Volkhardt: Der Bayerische Hof ist seit vier Generationen in Familienhand. (© Anja Wechsler)
Innegrit Volkhardt: Der Bayerische Hof ist seit vier Generationen in Familienhand. (© Anja Wechsler)

„Die wenigen, welche das nicht wollten, haben das Unternehmen auch verlassen“, sagt Volkhardt. Seit sie das Hotel führt, wurde es im Prinzip einmal komplett umgebaut. 140 Mio. Euro investierte sie bislang. Ein Ende ist nicht in Sicht: „Das ist wie beim Putzen oder Kochen, nur dass man länger etwas davon hat“, sagt sie.

Jetzt beginnt die Zeit, in der wieder kräftig Hand angelegt wird. Die große Palaishalle wird erneuert, eine Lichtkuppel soll eingebaut werden. Zudem wird ein ganzer Gebäudetrakt abgerissen. Insgesamt wird neun Meter tiefer gebaut, um die Fläche vollständig zu nutzen. Entstehen sollen acht zusätzliche Zimmer. Auch eine Suite mit 370 Quadratmetern. „Die Ansprüche der Kunden sind in den vergangenen Jahren stetig gestiegen“, sagt Volkhardt. Als sie das Hotel übernahm, hatte es noch 442 Zimmer. Mittlerweile gibt es lediglich 332. Dafür in allen erdenklichen Varianten und Größen. Es ist der Spagat zwischen Tradition und Moderne, der für ein Hotel wie den Bayerischen Hof existenziell ist. „Man überlegt sich genau, was man modernisieren möchte“, sagt Volkhardt. Doch ist ihr klar, dass es Veränderungen geben muss, um in der Gegenwart zu bestehen.

Bislang ist ihr das gut gelungen: Auch im Jahr 2015 war der Bayerische Hof mit rund 66 Mio. Euro das umsatzstärkste Hotel in Deutschland, gefolgt von den Berliner Hotels Estrel und dem Adlon. Neben dem Bayerischen Hof gehört auch das Hotel Zur Tenne in Kitzbühel und eine Weinhandlung in München zum Familienunternehmen Gebrüder Volkhardt KG. Einen Rekordumsatz wird es in diesem Jahr wohl nicht geben. Vor allem aus Russland kommen wegen der dortigen Wirtschaftskrise weniger zahlungskräftige Gäste, die in guten Jahren gerne die großen Suiten buchten.


1
2
3
4
Vorheriger Artikel“Wir sind voll investiert”
Nächster ArtikelEin Pionier auf Wachstumskurs