„Das Lebenswerk bleibt erhalten“

Interview mit Sven Dübbers, Vorstandschef, Private Assets AG

Interrview mit Sven Dübbers über Restrukturierung im Mittelstand und die Partnerrolle für Unternehmen in Umbruchssituationen.
Foto: © Duncan Andison - AdobeStock

Die auf die Beteiligung an mittelständischen Unternehmen spezialisierte Private Assets AG hat nach drei Krisenjahren alle Hände voll zu tun. Seit Mai ist sie Teil unseres Baskets aus
15 börsennotierten Beteiligungsgesellschaften, die wir regelmäßig porträtieren. Wir sprachen mit Vorstandschef Sven Dübbers unter anderem über Partnerschaft im Mittelstand.

Unternehmeredition: Herr Dübbers, die Hamburger Private Assets AG ist eine der kleineren – und sogar börsennotierten – Beteiligungsgesellschaften. Wer steht bei Ihnen im Fokus?

Sven Dübbers: Wir haben uns auf die strategische Beteiligung an mittelständischen Unternehmen spezialisiert, die sich in Umbruchsituationen befinden. Der Begriff ist dabei recht weit gefasst zu verstehen: Dies können Unternehmen sein, die auf der Finanzseite restrukturiert werden müssen oder einer leistungswirtschaftlichen Neuorientierung bedürfen. Mehrfach haben wir uns auch an Unternehmen beteiligt, die nicht mehr in das Portfolio eines Konzerns passen und nun neu aufgestellt werden müssen, um allein am Markt bestehen zu können. Ein Beispiel ist der Caterpillar-Standort in Kiel, den die US-amerikanische Konzernmutter mit Hauptsitz in Deerfeeld (Illinois) nicht weiterführen wollte. Der Standort stand kurz vor der Schließung, als wir ihn übernommen haben – jetzt läuft der Laden wieder.

Möchten Sie so etwas wie der Partner des Mittelstands sein?

Unser Fokus auf den Mittelstand hat nicht primär wirtschaftliche Gründe. Die Private Assets AG ist selbst ein mittelständisches Unternehmen, das sich mehrheitlich im Besitz von Privatinvestoren befindet, die selbst mehrheitlich aus dem industriellen Mittelstand stammen. Daraus erklärt sich auch unser Selbstverständnis als Partner des Mittelstands.

Nach drei Jahren Ausnahmezustand weltweit scheint es reichlich Restrukturierungsbedarf zu geben – sagt jedenfalls Ihre gute Börsenentwicklung über Sie aus. Stimmt das?

Der Restrukturierungsbedarf steigt, ganz klar – aber nicht bei allen Branchen gleichermaßen und auch nicht bei allen Unternehmen innerhalb einer Branche. Unsere Börsenentwicklung ist überdies kein Barometer für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Unternehmen in Sondersituationen gibt es immer, auch in Zeiten des Booms. Das Geschäftsmodell der Private Assets AG ist weitgehend unabhängig von der Konjunktur. Aber: Konjunkturell schwierige Zeiten bieten für unser Portfolio große Wachstumsmöglichkeiten.

Welche Bedeutung hat aus Ihrer Expertise heraus das Thema Nachfolgeregelung aktuell, vor allem aber in kommenden Jahren und Jahrzehnten im Mittelstand, wenn die Nachkriegsgründer langsam, aber ganz sicher von der Bildfläche verschwinden?

Die Private Assets AG hat sich bereits an Unternehmen beteiligt, deren Gründer keinen Nachfolger gefunden hatten. Das ist für uns ein ganz wichtiger Markt, der – da haben Sie völlig recht – weiter wachsen wird.

Zugleich hat ein Unternehmer bei uns die Gewähr, dass wir sein Unternehmen nicht filetieren oder in eine Konzernstruktur integrieren, sondern eigenständig langfristig fit machen für eine erfolgreiche Zukunft. Das Lebenswerk bleibt erhalten.

Wie aktiv bringen Sie sich bei Ihren Beteiligungen ein?

Sehr aktiv! Private Assets versteht sich als Beteiligungsgesellschaft, die sich nicht nur beteiligt. Wir verfügen über eine eigene Taskforce aus restrukturierungserfahrenen Unternehmern, die das Management jeder Beteiligung bei der Neuausrichtung des Unternehmens strategisch und vor allem operativ intensiv unterstützt. Dazu zählen beispielsweise die Optimierung der Prozesse, die Stärkung des Vertriebs oder die notwendige Digitalisierung.

Auf diese Weise ist es uns zum Beispiel gelungen, unsere Beteiligung
Procast, eine Eisengießereigruppe mit Hauptsitz in Gütersloh, zurück in die Gewinnzone zu führen und das in einer extrem notleidenden Branche.

Über Erfolge spricht man gerne, doch sicherlich hat auch schon mal etwas nicht funktioniert – hätten Sie da ein Beispiel oder eine Anekdote, und natürlich das Warum?

Ständig funktioniert irgendetwas nicht, das gehört zum Alltag jedes Unternehmers. Wie sagte Karl Popper so schön: „Alles Leben ist Problemlösen.“

Wann qualifiziert sich eines Ihrer Portfoliounternehmen für den Ausstieg?

Wir kommen, um zu bleiben – mindestens so lange, bis die Neuaufstellung abgeschlossen ist. Das lässt sich nicht in Monaten oder Jahren beziffern; wir sind kein Fonds mit festen Laufzeiten und starren Richtlinien. Wir haben einen langen Atem.

Wie beurteilen Sie die Perspektive auf Ihre nähere Zukunft?

Wir freuen uns auf viele spannende neue Beteiligungen. Wir bauen unser Managementteam gerade kontinuierlich aus, um auch in Zukunft die enge Begleitung unserer Beteiligungen gewährleisten zu können.

Herr Dübbers, ganz herzlichen Dank an Sie!


ZUR PERSON

Sven Dübbers
Foto: © www.private-assets.de

Sven Dübbers ist Vorstandsvorsitzender der Private Assets AG, Hamburg, einer börsennotierten Beteiligungsgesellschaft (WKN A3H223, Börsenwert aktuell ca. 27 Mio. EUR), die sich mehrheitlich an Unternehmen in Umbruchsituationen oder im Zuge einer Nachfolgeregelung beteiligt (Umsatzgröße 10 bis 250 Mio. EUR, aktuell sieben Beteiligungen).

www.private-assets.de

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Autorenprofil
Falko Bozicevic

Falko Bozicevic ist Redakteur des GoingPublic Magazins sowie verantwortlich für das Anleihen-Portal BondGuide. Seine Schwerpunkte liegen vor allem auf makroökonomischen Themen sowie Investment-Fragen rund um IPOs, Anleihen und Fonds.

 

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