Creditreform: Höchster Anstieg der Ausfallraten seit 2013

(c) peterschreiber.media_adobe_Stock
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Creditreform Rating hat in einer aktuellen Studie die Risikosituation im deutschen Unternehmenssektor anhand der Ausfallraten ausgewertet. Dabei hat die Ratingagentur für 2023 den höchsten jährlichen Anstieg bei der Ausfallrate von Unternehmen seit dem Beginn der Analyse im Jahr 2008 feststellen können. Im Jahr 2023 ist die Ausfallrate von 1,17% auf 1,49% noch oben geschnellt. Es sei – so die Creditreform in einer Pressemeldung – ist das zweite Jahr in Folge, in dem die Ausfallrate deutscher Unternehmen zunimmt. Damit liege sie inzwischen auch über dem Stand vor Ausbruch der Coronapandemie. Besonders anfällig zeigte sich in der Auswertung der Einzelhandel. Der Anstieg war noch ausgeprägter als in der Baubranche und den bei Konsumgüterunternehmen. Nach Ansicht der Creditreformexperten dürften insbesondere die hohen Inflationsraten und die damit verbundene Kaufzurückhaltung der Konsumenten eine Rolle gespielt haben. Die höchste Ausfallrate unter den Branchen wiesen allerdings auch 2023 die Unternehmen aus den Bereichen Verkehr/Logistik beziehungsweise der Bau auf. Auch für das laufende Jahr geht Creditreform Rating davon aus, dass die Zahlungsausfälle deutscher Unternehmen weiter zunehmen werden.

Entwicklung nach Unternehmensalter

Während sich langjährige Betriebe am stabilsten erwiesen und erneut die niedrigsten Ausfallquoten aufwiesen, gab es in Hinblick auf die Differenzierung nach Unternehmensalter dennoch eine ungewöhnliche Entwicklung zu beobachten. So wiesen etablierte Unternehmen (5-10 Jahre) im Vergleich zu Start-ups (unter 2 Jahre alt) eine höhere Ausfallrate auf. Kein Bundesland blieb laut der Creditreform-Analyse von einem Anstieg der Ausfallraten verschont. Bremen löste 2023 Berlin als Bundesland mit der höchsten Ausfallquote ab. Thüringen verzeichnete vergleichsweise wenige Ausfälle. Die Ausfallraten in Ostdeutschland seien tendenziell unter denen in Westdeutschland geblieben.

Ausblick auf 2024 eher skeptisch

Der konjunkturelle Ausblick für das Jahr 2024 bleibt laut der Analyse verhalten. Angesichts der anhaltenden konjunkturellen Schwäche im Winterhalbjahr 2023/2024 rechnet Creditreform für das laufende Jahr nur mit einem minimalen Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts in Deutschland. Die Kreditrisikoexperten bei Creditreform gehen davon aus, dass die Zahlungsausfälle deutscher Unternehmen weiter zunehmen werden. Bis Ende 2024 erwarten die Creditreform-Analysten einen Anstieg der einjährigen Ausfallrate auf 1,79%, was dem höchsten Wert seit 2013 entspräche. Damit würde wieder an die Ausfallwerte angeknüpft, die im Zuge der globalen Finanzkrise bzw. der Eurokrise zu beobachten waren.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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