Coffee Fellows: Deutsche Adaption des US-Konzepts

Coffee Fellows: Deutsche Adaption des US-Konzepts
Bildnachweis: Coffee Fellows GmbH

Wer denkt, bei Coffee Fellows handle es sich um eine weitere US-amerikanische Kette wie Starbucks, der liegt falsch: Das Unternehmen der Familie Tewes startete 1999 mit einem ersten Lokal in der Münchner Leopoldstraße. 2014 stieg die BWK Beteiligungsgesellschaft mit 22% ein.

Amerikanisches Vorbild – deutsche Umsetzung

Die Coffee Fellows GmbH wurde 1999 als Familienbetrieb von Kathrin und Stefan Tewes in München gegründet. „Dass Coffee Fellows ein deutsches Konzept ist, erstaunt viele – doch genau darin und in der familiären Führung liegt der Erfolg begründet“, betont das Ehepaar.

Kernprodukte sind an erster Stelle Kaffeespezialitäten sowie Bagels. Seit März 2020 hat Coffee Fellows das Angebot ausgebaut und vermarktet das neue Foodkonzept unter dem Motto „Foodfactory“. Neben Kaffee und Bagels von Coffee Fellows werden Burger von Effe&gold , hawaiianische Bowls von Aloha POKE und die Spezialität Reisburger von Sando & Ichi angeboten.

Coffee Fellows positioniert sich als Ort mit trendiger, gemütlicher Inneneinrichtung, die dem Slogan „Feel at Home“ gerecht werden soll. Die Systemzentrale arbeitet mit etwa 150 Franchisepartnern zusammen, wobei großer Wert auf eine faire und respektvolle Beziehung, regelmäßigen Austausch und den gegenseitigen Umgang auf Augenhöhe gelegt werde, so die Gründer – gewissermaßen als deutsche Umsetzung eines amerikanischen Konzepts.

Stefan Tewes gewann als Leistungssportler im Hockey mit der Nationalmannschaft die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Er studierte in München Betriebswirtschaftslehre, promovierte an der Universität in Duisburg-Essen und arbeitete als Unternehmensberater bei Roland Berger.

Kathrin Tewes studierte in München Lehramt bevor sie – inspiriert durch die kanadische Coffeeshop-Kultur – den ersten Coffee-Fellows-Shop in der Leopoldstraße eröffnete und zunächst jeden Tag selbst hinter der Theke stand.

Heute kümmert sie sich um die Umsetzung sozialer Projekte und die Nachhaltigkeitsstrategie. Die Familie lebt mit vier Töchtern in München.

Stetes Wachstum und beginnende Internationalisierung

Die Idee zum Aufbau einer Coffeeshop-Kette in Deutschland kam dem Ehepaar in London, wo Tewes eine Zeit lang arbeitete. Die beiden beobachteten, wie sich die Coffeeshops in London ausbreiteten. Auch auf Reisen in die USA stellten sie fest, dass offenbar große Nachfrage nach Cafés in Systemgastronomie besteht.

Neben Bäckershops und Tchibo-Filialen müsste es Raum für eine gemütliche Lounge geben – für Menschen, die entweder Zeit haben oder sich zwischen Terminen bei einem guten Kaffee auf die nächste Sitzung vorbereiten wollen. Von Beginn an war klar, dass es nicht bei einem einzigen Laden bleiben, stattdessen eine Kette entstehen solle.

Als der erste Laden in München gut lief, wählte das Unternehmerehepaar Düsseldorf als zweiten Standort – doch die Filiale floppte. Besser lief es mit einer weiteren in München, nämlich in der Schützenstraße. Doch für die weitere Expansion war kein Geld vorhanden. Es entstand die Idee, Wachstum zusammen mit Franchisenehmern zu organisieren. Einen Teil der Läden hat das Unternehmen verpachtet, etwa zwei Drittel werden aber von selbstständigen Unternehmern geführt.

Einstieg des Investors sorgt für Schub

Zunächst ging es langsam voran, 2007 waren es zehn Outlets in Deutschland. 2011 gelang der erste große Expansionsschritt: Coffee Fellows übernahm die 25 Shops der Coffeeshop Company, vorwiegend in Einkaufszentren in Ost- und Norddeutschland. Da Coffee Fellows zu diesem Zeitpunkt mit 40 Shops überwiegend in Süddeutschland vertreten war, bedeutete das eine geografische Ergänzung.

Als die BWK Unternehmensbeteiligungsgesellschaft (BWK) 2014 mit 22% einstieg, waren es bereits 72 Filialen, auch in Österreich und der Schweiz. Aktuell betreibt Coffee Fellows als Franchisegeber mehr als 230 Filialen in Deutschland und Europa, wovon seit 2017 ganze 130 Shops an deutschen Tank- und Raststandorten zu finden sind. Seit Oktober 2019 ist Coffee Fellows darüber hinaus mit drei Filialen in der Mongolei vertreten und hat damit den Markteintritt in den asiatischen Raum vollzogen. Weiteres Wachstum verspricht sich die Familie Tewes durch die Eröffnung von Hotels – das erste ist in Dortmund auf dem Markt.

Durch die Pandemie ist das Geschäftsmodell stark beeinträchtigt Ab Juli wurden die Betriebe wieder geöffnet, „insbesondere die Standorte an der Autobahn/Tank und Rast“, berichtet Pressesprecherin Sybille Wossidlo. „In unseren Shops entwickelt sich der Umsatz noch schleppend, teils unter Vorjahresniveau. Wir erwarten, erst frühestens Ende 2022 wieder die Umsätze von 2019 erreichen zu können.“ In jenem letzten „normalen“ Geschäftsjahr erzielte Coffee Fellows einen Rohertrag von 10,6 Mio. EUR und einen Gewinn von 1,9 Mio. EUR. Die Hoffnung, durch Aufgaben in der Branche attraktive Standorte akquirieren zu können, erfüllte sich bislang nicht. „Insolvenzen sind dank großzügiger Staatshilfen zum großen Teil ausgeblieben“, erklärt die Sprecherin.

Fazit

An der Börse findet sich eine Vielzahl von erfolgreichen Franchisestorys – von McDonalds bis Starbucks. Auch Coffee Fellows wäre bestimmt willkommen. „Unser Wachstum haben wir bisher aus dem Cashflow und Bankkrediten finanziert sowie durch unseren Partner BWK“, berichtet Wossidlo. In der Bilanz 2019 finden sich Bankverbindlichkeiten in Höhe von 19 Mio. EUR. Steht die Begebung einer Anleihe oder ein IPO bevor? „Für die Zukunft schließen wir nichts aus, haben aber keine expliziten Pläne“, erklärt sie.

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