Auch in Deutschland scheint ein neues Zeitalter des Investitionsschutzes begonnen zu haben. Deutsche Unternehmen sollten die Konsequenzen für geplante Übernahmen durch Investoren aus dem nicht-EU Ausland sorgfältig überdenken.
Pre-Deal-Phase wird wichtiger
Intensivere Prüfungsverfahren werden wahrscheinlich Übernahmeprozesse verändern und verlängern. Bisher stehen während der Pre-Deal-Phase häufig geschäftliche Aspekte im Vordergrund. Genehmigungstechnische Fragen werden oft eher stiefmütterlich behandelt und fokussieren sich auf kartellrechtliche Belange. Künftig wären potenzielle Verkäufer und Käufer wohlberaten, Gespräche mit politischen Akteuren so früh wie möglich zu führen und als integralen Bestandteil der Pre-Deal Phase zu betrachten. Insgesamt ist davon auszugehen, dass Übernahmeprozesse dadurch zeitintensiver und aufgrund des damit verbundenen höheren Beratungsaufwandes auch kostspieliger werden können.
Neue Investorenattraktivität
Aufgrund ihrer vermeintlichen Langfristorientierung und der häufig großen Freiräume für übernommene Firmen genießen chinesische Eigentümer mittlerweile einen durchaus guten Ruf. Dies gilt häufig insbesondere im Vergleich zu Finanzinvestoren wie Private Equity- Firmen, die in Teilen des deutschen Mittelstandes nach wie vor mit großer Skepsis betrachtet werden. Angesichts des mit chinesischen Investoren verbundenen erhöhten Übernahmerisikos ergibt sich allerdings unter Umständen eine neue Risikobilanz. Dabei sind sowohl Pre-Deal Genehmigungsrisiken als auch Post-Deal Betriebsrisiken – wie zum Beispiel die Verstrickung eines chinesischen Mutterhauses in internationale Handelskonflikte – zu berücksichtigen.
FAZIT
Vielleicht sind in bestimmten Situationen Heuschrecken insgesamt doch eine genauso gute Wahl wie Pandas.
ZUR PERSON
Dr. Marc Szepan ist Lecturer in International Business an der University of Oxford Saïd Business School, wo er auch promoviert wurde. Davor nahm er verschiedene Managementfunktionen bei Lufthansa wahr.
Dr. Marc Szepan ist Lecturer in International Business an der University of Oxford Saïd Business School, wo er auch promoviert wurde. Davor nahm er verschiedene Managementfunktionen bei Lufthansa wahr.