Bin ich bereit für die Nachfolgeplanung?

Welche (steuerlichen) Vorteile der richtige Zeitpunkt zu bieten hat

Foto: ©LuckyAi_AdobeStock

Eine Halbierung der Steuerlast erzielen? Ein Szenario, das zunächst zu gut scheint, um wahr zu sein. Doch wer den Verkauf seines Unternehmens zum richtigen Zeitpunkt einleitet, für den ist diese Möglichkeit keine Traumvorstellung, sondern Realität.

In Deutschland gelten für Unternehmer ab einem Alter von 55 steuerliche Sonderregelungen, die es ermöglichen, ihre Steuerlast erheblich zu reduzieren und einen größeren finanziellen Ertrag aus dem Verkauf ihres Lebenswerks zu erzielen. Wer gleichzeitig alle strategischen Faktoren, wie smarte Investments im Vorfeld, berücksichtigt, der kann seinen gewünschten Verkaufswert erreichen, einen erfolgreichen Exit hinlegen und gleichzeitig zum Fortbestand der Organisation beitragen.

Reibungslose Übergabeplanung

Die Schwierigkeit für viele Unternehmer ist jedoch der erste Schritt – was genau folgt, wenn ich entscheide, mein Geschäft aufzugeben? 53% der hiesigen Unternehmer wissen nicht, welche Herausforderungen auf sie warten und welche Schritte sie als Nächstes gehen sollten. Dies ergab der „Marktlink Monitor – Exit Ready“, für den 1.066 europäische Unternehmer befragt wurden. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmer sich frühzeitig mit dem Thema auseinandersetzen. Das Durchschnittsalter deutscher Betriebsinhaber liegt aktuell bei 53 Jahren, jeder vierte Unternehmenseigner ist bereits über 60 Jahre alt. Für den Fortbestand des deutschen Mittelstands bedeutet dies, dass die Vorbereitungen für eine erfolgreiche Nachfolgeplanung zeitnah erfolgen sollten. Neben steuerlichen Vorteilen gibt es eine Reihe von Gründen, die beim Unternehmensverkauf von entscheidender Bedeutung sind. Dazu zählen vorrangig:

  • Sicherung des Unternehmensfortbestands: Auch nach dem Ausscheiden des aktuellen Inhabers werden Fortbestand und Wettbewerbsfähigkeit gesichert.
  • Reibungslose Übergabe: Eine durchdachte Übergabe minimiert Risiken und vermeidet Konflikte, die den Geschäftsbetrieb beeinträchtigen können.
  • Wertmaximierung: Vor dem Unternehmensverkauf sollten betriebliche Abläufe, Kundenbeziehungen und finanzielle Strukturen sowie Investments optimiert werden, um den Wert zu steigern.
  • Rechts- und Vertragsfragen: Die frühzeitige Planung ermöglicht die genaue Abwicklung der komplexen rechtlichen und vertraglichen Gestaltung.
  • Nachfolgeentwicklung: Die Einarbeitung in die Geschäftsführung kann vom Inhaber durchgeführt werden und somit sicherstellen, dass das Unternehmen in seinem Sinne weitergeführt wird.

Darüber hinaus sollte jedoch auch bedacht werden, dass der Unternehmensverkauf meist nicht nur ein finanzieller und rechtlicher, sondern auch ein emotionaler Prozess ist und dieser mentaler Vorbereitung bedarf. Ein möglicher Grund dafür ist, dass bereits 48% über ihre Nachfolgeplanung nachdenken, jedoch nur 42% tatsächlich offen für einen früheren Ausstieg aus ihrer Organisation sind. Unternehmer haben in der Regel eine tiefe emotionale Bindung zu ihrem Unternehmen und der Übergang in eine neue Lebensphase ist teils mit Scheu vor Veränderungen und einer Sorge um das Unternehmen verbunden.

Wie tief die Bindung zur eigenen Organisation tatsächlich ist, zeigen die neusten Zahlen zur Zufriedenheit der deutschen Unternehmer: Im Marktlink Monitor gaben lediglich 34% der Befragten an, (zu) wenig Befriedigung aus ihrer Tätigkeit ziehen zu können. Immer mehr Unternehmer denken daran, das eigene Geschäft aufzugeben. Dahinter stecken vielschichtige Hindernisse wie die deutsche Bürokratie, hohe Steuerabgaben, die Energiekrise, Fachkräftemangel, komplexe regulatorische Vorgaben und steigende Kosten – eine Gemengelage, die besonders dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft, unserem Mittelstand, zu schaffen macht und den Unternehmeralltag trübt.

Der richtige Zeitpunkt für den Exit

Wer sich dazu entscheidet, die Nachfolgeplanung anzugehen, benötigt einen konkreten Fahrplan, um die Übergabe reibungslos zu gestalten. Mögliche Konflikte und Herausforderungen sollten frühzeitig erkannt und Enttäuschungen vermieden werden. Hierzu zählen vor allem zwei der wichtigsten Punkte: die Identifikation des passenden Nachfolgers sowie die Verhandlung des Unternehmenswerts.

Wenngleich nur etwa die Hälfte (53%) der Firmeninhaber eine Vorstellung davon hat, was zu tun ist und welche Herausforderungen bei einer Geschäftsübergabe auf sie warten, verfügen 67% über klare Vorstellungen darüber, welchen Wert ihr Unternehmen erreichen muss, um einen lukrativen Verkauf zu erzielen. Um diesen Wert zu erreichen, benötigen Unternehmer ein Verständnis davon, welche Schritte sie in der Verkaufsvorbereitung gehen sollten, um diesen Wert auch erzielen zu können. Dabei hängt der Wert eines Unternehmens nicht nur von den finanziellen Kennzahlen ab, sondern auch von der Qualität der internen Prozesse, der Markt- und Konkurrenzposition, dem Managementteam und der Unternehmensverkauf Innovationskraft des Unternehmens.

Um den gewünschten Verkaufswert zu erreichen, sind gezielte Investitionen in das Unternehmen unerlässlich. Dies kann beispielsweise die Optimierung von Geschäftsprozessen, die Diversifizierung des Kundenstamms oder die Verbesserung der technologischen Infrastruktur umfassen. Wer diese Prozesse frühzeitig abwickelt, kann potenziellen Käufern die gewünschte Sicherheit und Kontinuität besser aufzeigen. Ein Unternehmen, das gut aufgestellt ist und klare Wachstumschancen bietet, wird für Käufer deutlich attraktiver und kann zu einem höheren Preis verkauft werden.

Wer diesen Weg geebnet hat, sollte sich über den richtigen Zeitpunkt des Verkaufs Gedanken machen. Das magische Alter beginnt für Unternehmer, die ihr Unternehmen verkaufen wollen, mit dem 55. Lebensjahr. Ab diesem Alter können sie sich durch die sogenannte Fünftel Regelung erhebliche Steuervorteile sichern. Die Regelung erlaubt es, den Verkaufsgewinn auf fünf Jahre zu verteilen, wodurch ein niedrigerer Steuersatz zur Anwendung kommt. Dies führt zu einer signifikanten Reduzierung der Steuerlast und somit zu einem höheren Nettogewinn für den Unternehmer.

Darüber hinaus können Unternehmer, die eine lange Betriebszugehörigkeit nachweisen können, einen einmaligen Freibetrag in Anspruch nehmen. Dieser Freibetrag kann den zu versteuernden Gewinn reduzieren und somit den finanziellen Vorteil des Verkaufs steigern. Doch auch hier bieten sich einige Fallstricke für Unternehmer in den zu erfüllenden Voraussetzungen und es bedarf qualifizierter Beratung und umfassender Recherche im Vorfeld.

Professionelle Wegbegleiter

Angesichts der Komplexität und Einmaligkeit eines Nachfolgeprozesses ist es ratsam, sich professionelle Unterstützung zu holen. Beratungsunternehmen, die sich auf Fusionen und Übernahmen im Mittelstand spezialisiert haben, bieten die notwendige Expertise, um Unternehmer auf diesem Weg zu begleiten und ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sie helfen dabei, die richtige Strategie zu entwickeln, um den Unternehmenswert zu maximieren, steuerliche Vorteile optimal zu nutzen und einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten. Denn der Verkauf eines Unternehmens ist ein einmaliges Ereignis – und es gibt keine zweite Chance, es richtig zu machen.

👉 Dieser Beitrag erschien in der aktuellen Magazinausgabe der Unternehmeredition 3/2024.

Autorenprofil
Henning Kürbis
Henning Kürbis

Henning Kürbis ist geschäftsführender Gesellschafter der Marktlink Mergers & Acquisitions GmbH in Hamburg. Gemeinsam mit seinem Team ist er die treibende Kraft für M&A-Aktivitäten in der Region Norddeutschland und der Drehscheibe der norddeutschen Bundesländer. Mit mehr als 20 Jahren Erfahrung in grenzüberschreitenden Transaktionen ist er Ansprechpartner für interessierte Unternehmer.

Vorheriger ArtikelDie Cleveren kaufen jetzt!
Nächster Artikel„Wir investieren in die digitale Zukunft ländlicher Regionen“