Die Gmunder Büttenpapierfabrik produziert ihre Ware auf einer Maschine aus dem vorletzten Jahrhundert. Dennoch gehört das Traditionsunternehmen zu den innovativsten und erfolgreichsten Produzenten der Branche. Oscarpreisträger halten die Umschläge in der Hand und auch der König von Jordanien ist Kunde.
Andere Länder, andere Ideen
Der Auslandsanteil beläuft sich mittlerweile auf 75 Prozent des Umsatzes, der insgesamt bei einem mittleren, unteren zweistelligen Millionenbetrag liegt. Genaueres will das Unternehmen nicht verraten. Erst kürzlich war Kohler persönlich bei Zegna, einem italienischen Hersteller von Luxusmode. Zu den großen Industriekunden fahren er und seine Vertriebsmitarbeiter persönlich und stellen die Ware der Marketing- oder der Geschäftsleitung vor. Spezifisch gehen sie die unterschiedlichen Märkte an. Ganz unterschiedlich sind die Wünsche in den einzelnen Ländern. Der Renner in China sind etwa besondere Geldtaschen, die dort an Chinese New Year überreicht werden. Für Gmund ist das ein einträgliches Geschäft. Auch auf Tokios Prunkstraße Ginza ist die Ware vom Tegernsee zu finden. Im Itoya, einem der größten Papierwarengeschäfte der Welt, verkaufen die Japaner auf nahezu jedem der zwölf Stockwerke Papier aus Gmund. Inhaber Akira Ito kam im vergangenen Jahr persönlich nach Bayern und orderte über 200 verschiedene Produkte aus dem Sortiment. Ohnehin rückt der Endkunde immer stärker ins Visier. Im eigenen Laden in Gmund und dem zweiten hinter dem Bayerischen Hof in der Prannerstraße in München werden die Edelpapiere, Blöcke, Couverts und andere Artikel verkauft. Monat für Monat wächst das Bussiness-to-Consumer-Geschäft zweistellig. Und die Ideen im Tegernseer Tal gehen nicht aus. Idyllisch und verstaubt ist anders.
Kurzprofil Büttenpapierfabrik Gmund GmbH & Co. KG
Gründungsjahr | 1829 |
Branche | Papier |
Unternehmenssitz | Gmund am Tegernsee |
Umsatz 2015 |
unterer zweistelliger Millionenbetrag |
Mitarbeiterzahl | rund 130 |
Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.