Automobilindustrie laut Studie unter Druck

Nach der Erholung von der COVID-19-Pandemie gerät die Automobilbranche seit Mitte 2024 erneut unter Druck. Laut einer Studie von Oliver Wyman prägen sinkende Absatzzahlen und eine hohe Unsicherheit die Märkte.

Nach der Erholung von der COVID-19-Pandemie gerät die Automobilbranche seit Mitte 2024 erneut unter Druck. Laut einer Studie von Oliver Wyman prägen sinkende Absatzzahlen und eine hohe Unsicherheit die Märkte. Besonders die parallele Existenz von batterieelektrischen Fahrzeugen (BEVs) und Verbrennungsmotoren (ICE) stellt Hersteller und Zulieferer vor große Herausforderungen. Diese Entwicklung dürfte sich bis 2025 fortsetzen und die Branche weiterhin belasten. Automobilzulieferer sind von dieser Unsicherheit überdurchschnittlich betroffen. Ihre Gewinnmargen liegen laut der Studie seit 2020 konstant unter denen der Automobilhersteller. Besonders deutsche Zulieferer verzeichnen niedrigere Margen als ihre Wettbewerber in den USA und Asien. Das Jahr 2024 war laut der Studie herausfordernd, und für 2025 gibt es keine Anzeichen für eine grundlegende Verbesserung der Marktsituation.

Zahlreiche  Herausforderungen

Der Antriebsstrangmarkt, der Komponenten wie Motor, Getriebe und Achsen umfasst, war für europäische Zulieferer lange ein lukratives Geschäft. Zwischen 2017 und 2023 lagen die Margen dieses Segments im Durchschnitt 1,5 Prozentpunkte über denen anderer Zulieferbereiche. Doch die parallele Existenz von BEV- und ICE-Technologien setzt diese Unternehmen zunehmend unter Druck. Während die Nachfrage in Europa rückläufig ist, bieten die Märkte in Amerika und Asien weiterhin attraktive Wachstumsperspektiven. Die Studie von Oliver Wyman zeigt, dass Zulieferer in diesem Segment verstärkt mit Unsicherheiten kämpfen. Viele Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Geschäftsmodelle an die neuen Marktgegebenheiten anzupassen, ohne dabei bestehende Investitionen zu entwerten. Besonders schwierig gestaltet sich die Frage, ob Investitionen in die Weiterentwicklung von Verbrennungsmotor-Technologien noch sinnvoll sind oder ob ein radikaler Wechsel zu elektrischen Antrieben notwendig ist.

Strategische Anpassungen als Schlüssel

Um sich im aktuellen Marktumfeld zu behaupten, müssen Zulieferer laut der Studie sowohl im BEV- als auch im ICE-Markt tätig bleiben. Eine klare Strategie ist entscheidend, um Risiken zu minimieren und sich Wettbewerbsvorteile zu sichern. Viele Unternehmen haben nach wie vor Defizite bei der Transparenz ihrer Kostenstrukturen und der Rentabilität einzelner Geschäftsbereiche. Häufig liegt der Fokus auf Umsatzmaximierung statt auf langfristiger Rentabilität, was in der aktuellen Marktlage problematisch ist. Zusätzlich stehen viele Geschäftsmodelle unter Druck, da asiatische Anbieter zunehmend Marktanteile gewinnen. Kunden legen verstärkt Wert auf schnelle Verfügbarkeit, was für traditionelle Zulieferer eine Herausforderung darstellt. Ein global ausgerichtetes Produktportfolio stößt zunehmend an seine Grenzen, da lokale Anpassungen immer wichtiger werden. Auch die Finanzierungsstrategie vieler Zulieferer ist nicht auf die veränderten Kapitalmarkterwartungen abgestimmt.

Kooperationen als Zukunftsstrategie

Um die Herausforderungen der Branche zu bewältigen, empfiehlt die Studie verstärkt strategische Kooperationen. Zulieferer sollten enger zusammenarbeiten, um von Skaleneffekten und geteilten Entwicklungskosten zu profitieren. Kooperationen zwischen Zulieferern können dazu beitragen, Innovationskraft zu bündeln und neue Technologien schneller zur Marktreife zu bringen. Gleichzeitig bieten Partnerschaften mit Automobilherstellern oder Technologieunternehmen die Möglichkeit, neue Geschäftsmodelle zu erschließen und sich auf veränderte Marktanforderungen einzustellen. Der Übergang von Verbrennungsmotoren zu Elektroantrieben werde die Branche in den kommenden Jahren weiterhin prägen. Die Studie vertritt die Meinung, dass Unternehmen, die sich frühzeitig strategisch aufstellen und gezielt Kooperationen eingehen, sich Wettbewerbsvorteile sichern und ihre Position im Markt langfristig stärken können.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger Artikel„Investition in die Zukunft der hybriden Arbeitswelten“
Nächster ArtikelApus Zero Emission sucht Investor