Trotz globaler Unsicherheiten und wirtschaftlicher Herausforderungen bleibt Deutschland ein attraktiver Markt – dank seines stabilen Fundaments und einer starken Industrie. Doch welche Trends prägen die Investitionslandschaft, und wie können Unternehmen und Kapitalgeber gemeinsam nachhaltiges Wachstum fördern? Ein Überblick über Potenziale, Strategien und Entwicklungen im M&A- und Private-Equity-Markt.
Die europäische, insbesondere die deutsche Wirtschaft stehen noch immer unter dem Einfluss zahlreicher Krisen. Steigende Energiekosten, geopolitische Spannungen und der Nachhall der Pandemie wirken bis heute als Bremse für Investitionen und Wachstum. Hinzu kommen die wenig klaren und sich verändernden Rahmenbedingungen im Land selbst. Die Abhängigkeit der deutschen Industrie vom internationalen Handel macht Unternehmen hierzulande zudem anfälliger für globale Turbulenzen. So kam es laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in den letzten vier Jahren zu Investitionsausfällen in Höhe von rund 155 Mrd. EUR.
Was Deutschland dennoch stark und attraktiv für Investoren macht, ist das stabile Fundament, auf dem die Wirtschaft aufgebaut ist – und das ist essenziell, um den Weg aus der Krise zu finden. Die deutsche Industrie trägt über 20% zur nationalen Bruttowertschöpfung bei und entwickelt Lösungen für zentrale Zukunftsfragen.
Der deutsche Mittelstand spielt hier eine tragende Rolle; nicht zu vergessen auch die kleineren erfolgreichen Unternehmen, die oft nur Nischen bedienen. In der Kälte-, Klima- und Lüftungstechnik beispielsweise zeigt sich, wie innovativ die Industrie auf regulatorische Herausforderungen reagiert: bluu unit, eine Allianz regionaler Anbieter, setzt schon jetzt auf natürliche Kältemittel – noch bevor die entsprechenden EU-Vorgaben in Kraft treten.
Nachhaltige Wertschöpfung durch Optimierung
Investitionen müssen jetzt als wichtiger Treibstoff eingesetzt werden, um diese Entwicklungen zu stützen, zu fördern und wieder langfristiges Wachstum und Stabilität zu etablieren. Mid-Market-Investoren spielen hier eine tragende Rolle. Sie bringen Unternehmen zum einen notwendiges Kapital, zum anderen langjährige Erfahrung, um ihre Lösungen und Zukunftsideen umzusetzen und weiterzuentwickeln. So bilden Unternehmen und Investoren gemeinsam die Basis für eine nachhaltige Trendwende.
Es ist eine Kernstrategie von Triton, in traditionelle Industrien zu investieren und diese weiterzuentwickeln, auch rund um das Thema Nachhaltigkeit. Wir sind davon überzeugt, dass die Optimierung bestehender Unternehmen, insbesondere im Hinblick auf den Umweltschutz, einen erheblichen Mehrwert schafft.
Branchen, die sich auf Lösungen für die Themen der Zukunft fokussieren und ihre Wertschöpfung nachhaltig steigern, werden 2025 verstärkt im Fokus von Investoren stehen. Digitalisierung, Energiewende und der Ausbau der Infrastruktur bleiben Schlüsselsektoren, in die Kapital fließen wird.
Normalisierung im M&A-Markt
Ein Blick auf den Private-Equity-Markt zeigt seit 2022 einen leichten Abwärtstrend. Zum einen macht sich hier das deutlich gestiegene Zinsniveau bemerkbar, das mehr Eigenkapital erfordert und den Druck aufseiten der Käufer erhöht hat. Zum anderen haben sich die Kaufpreisvorstellungen auf Verkäuferseite noch nicht den neuen Rahmenbedingungen angepasst.
Allerdings stieg im ersten Halbjahr der Gesamtwert der Transaktionen wieder an, obwohl die Anzahl der Übernahmen sank. So zeichnet sich ein langsamer Marktaufschwung ab − mit weiteren Exits und einer vorsichtigen Rückkehr zur Normalität. Unternehmen mit soliden Wachstumschancen bieten weiterhin attraktive Investmentmöglichkeiten. Zudem existiert derzeit ein hohes Maß an Eigenkapital, besonders bei strategischen Käufern, was die Attraktivität gut positionierter Unternehmen weiter steigert. Der Dienstleistungssektor beispielsweise bietet durch Konsolidierungsmaßnahmen Lösungen für den Fachkräftemangel und eröffnet Käufern zusätzliche Wachstumschancen.
Triton hat allein im Jahr 2024 sechs Unternehmensverkäufe mit einer Gesamtsumme von 2,5 Mrd. EUR in seinen Private-Equity-Fonds erzielt.
Carve-outs und Nachfolgelösungen als mögliche Treiber
Ein klarer Trend sind Carve-outs. Für das Portfolio von Triton ist dies besonders vielversprechend, da hier die langjährige Erfahrung und Expertise bei Unternehmensabspaltungen zum Tragen kommt: Etwa 45% der Mid-Market-Investments von Triton sind Carve-outs – dies zeigt, wie stark das Potenzial in diesem Segment ist. Ein Trend, der sich auch im breiteren Markt abzeichnet.
Parallel dazu gewinnen Übernahmen im Mittelstand an Bedeutung, die durch Nachfolgelösungen entstehen. Auch hier spielen die verschiedenen Krisen der letzten Jahre eine Rolle. Oft denken Unternehmer früher an eine Nachfolgelösung als noch vor der Pandemie. Die Erkenntnis, dass ein geplanter Zeitpunkt für einen Ausstieg möglicherweise durch externe Faktoren beeinflusst wird, lässt viele umdenken. Zudem ist die Aufgeschlossenheit gegenüber Finanzinvestoren in den letzten Jahren stetig gewachsen. Die Unternehmer sehen in ihrem Umfeld, dass auch Private Equity ein Partner für Nachfolgelösungen sein kann. Das führt zu größerer Offenheit einem Investor gegenüber.
IPO-Markt als langfristige Chance
Während im Bereich der Exits neue Möglichkeiten entstehen, bleibt der IPO-Markt anspruchsvoll. Statt auf beschleunigte Vorbereitungsphasen zu setzen, empfiehlt sich auch hier eine langfristige Strategie. Erfolgreiche Börsengänge erfordern eine überzeugende Equity Story und eine sorgfältige Umsetzung. Der deutsche IPO-Markt zeigt zwar erste Entspannungszeichen, kann aber traditionell nicht mit dem Wachstum in den USA mithalten. Dennoch verzeichnete die Zahl der Exits im ersten Halbjahr 2024 einen Zuwachs: Von 355 im ersten Quartal stieg sie auf 378 im zweiten. Zehn der 23 größten Transaktionen in Europa waren IPOs, darunter auch der Börsengang des Triton-Portfoliounternehmens Renk im Februar 2024.
FAZIT
Trotz der aktuellen Herausforderungen bieten die Entwicklungen im M&A- und Private-Equity-Markt Grund zum Optimismus. Unternehmen und Investoren, die gezielt in Zukunftsbranchen investieren, legen den Grundstein für Wachstum und nachhaltigen Erfolg. Der Fokus auf Digitalisierung, Energiewende und Infrastruktur wird 2025 nicht nur den deutschen, sondern auch den europäischen Markt prägen. Dabei wird das Jahr voraussichtlich mehr Exitoptionen und eine schrittweise Normalisierung des M&A-Markts bringen.
👉 Dieser Beitrag erscheint auch in der aktuellen Magazinausgabe der Unternehmeredition 4/2024.
Andi Klein
Andi Klein ist Managing Partner bei Triton und verantwortet die Smaller-Mid-Cap-Strategie der 1997 gegründeten Beteiligungsgesellschaft. Bevor er 2009 zu Triton kam, hatte er elf Jahre lang verschiedene Führungspositionen bei Procter&Gamble in Deutschland, der Schweiz, Belgien und den USA inne. Die Triton Mittelstandsfonds investieren in mittelständische Unternehmen der Sektoren Dienstleistungen, Gesundheitswesen, Industrie und Konsumgüter.