Aurelius: „Unser Fokus ist, Firmen ganzheitlich zu verbessern“

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Die Aurelius Gruppe ist eine europaweit aktive Investmentgruppe mit Büros in München, London, Stockholm, Amsterdam und Madrid. Als aktiver Investor unterstützt Aurelius mit mehr als 90 Operations Experten aus unterschiedlichen Fachbereichen ihre Portfoliounternehmen vor Ort. INTERVIEW GEORG VON STEIN

Unternehmeredition: Was ist die Investitionsphilosophie von Aurelius?
Florian Muth: Wir leben und pflegen eine unternehmerische und operativ geprägte Philosophie. Warum? Unsere Gründer kommen nicht aus dem Bankenbereich, sondern haben als Unternehmensberater selbst aktiv an der Verbesserung von Unternehmen mitgearbeitet. Ihnen ging es darum, einen alternativen Ansatz für einen Finanzinvestor zu etablieren – kein Financial Engineering, bei dem den Firmen ein Schuldenberg aufgeladen wird, sondern eine tatsächliche Verbesserung der Unternehmen durch tatkräftige Unterstützung. Der Fokus unserer beiden Gründer war und ist, Firmen ganzheitlich zu verbessern und nachhaltig zu neuer Stärke zu entwickeln. Eine wesentliche Grundlage bildet dafür ein eigenes Team mit über 90 Experten, die unsere Portfoliofirmen durch gezielte operative und strategische Begleitung weiterentwickeln. Wir unterstützen bei Carve-Out oder Restrukturierung, das Management konzentriert sich auf das Tagesgeschäft. Wir sehen uns dabei nicht als Branchenexperten, sondern vielmehr als Sparringspartner des Managements für Veränderungsprozesse.

Unternehmeredition: Die Aurelius Gruppe ist in vier Bereichen aktiv. Wie gliedern und verteilen sich diese bezogen auf das Gesamtgeschäft?
Muth: Die erste Säule ist der börsengehandelte Investmentarm Aurelius Equity Opportunities. Sie ist die größte Unternehmenseinheit mit Fokus auf Konzernabspaltungen und Buy-and-Build im Midmarket Segment. Oft gehören die Teilbereiche, die veräußert werden, nicht mehr zum Kerngeschäft des verkaufenden Konzerns – entsprechend wurden sie im Konzern auch hinten angestellt, zum Beispiel bei strategischer Unterstützung oder bei Investitionen. Bei solchen Unternehmensausgliederungen müssen wir häufig Funktionen komplett neu aufbauen, die bisher vom Konzern übernommen wurden, z.B. eine eigene IT- oder Finanzabteilung. Mit unserer gezielten Unterstützung entwickeln wir die Portfoliofirma von einer Konzerneinheit hin zu einem mittelständischen Unternehmen. Eigenständige Mittelständler erwerben wir typischerweise, wenn sie vor operativen oder finanziellen Herausforderungen stehen und einen Partner für die nächste Wachstumsstufe benötigen. Dabei unterstützen wir diese Unternehmen auch bei Zukäufen. Wir kümmern uns beispielsweise um die Buy-and-Build Strategie, screenen den Markt nach passenden Add-on Transaktionen und stellen Liquidität zur Verfügung.

Unternehmeredition: Und was macht Aurelius in den anderen drei Bereichen?
Muth: Die zweite Säule ist unser Smallcap Bereich, die Aurelius Wachstumskapital, in der wir uns vor allem mit Nachfolgeregelungen beschäftigen. Oft haben wir mit Unternehmern zu tun, die die Mehrheit abgeben aber immer noch operativ im Unternehmen bleiben wollen. Häufig geht es dann um operative Themen wie z.B. über Zeit einen neuen Geschäftsführer aufzubauen, der sich gut integriert. Vor allem aber entwickeln wir das Unternehmen weiter, nehmen die nächste Wachstumsstufe, treiben die Internationalisierung voran, entwickeln die IT, erschließen neue Kundensegmente. Unsere dritte Säule schließlich ist die Aurelius Real Estate mit Fokus auf Immobilieninvestments. Der vierte Bereich, Aurelius Finance Company, stellt Unternehmen Fremdkapital im Rahmen von flexiblen Finanzierungsformen zur Verfügung.

Unternehmeredition: Wie viele Fälle scannt Aurelius pro Jahr und wie viele Investments macht man dann im Schnitt?
Muth: Bei der Aurelius Equity Opportunities scannen wir ca. 800 Opportunitäten pro Jahr und am Ende investieren wir in vier bis sieben Unternehmen. Zunächst fallen diejenigen heraus, die von der Größenordnung nicht passen, z.B. Startups, oder Firmen außerhalb unseres regionalen Fokus. Weiterhin müssen wir genügend operative Hebel sehen.

Unternehmeredition: Geben Sie mir ein Beispiel für ein Investment, das zeigt, wie Aurelius bei Carve-Outs/Plattforminvestments tickt?
Muth: Nehmen wir unseren Carve-Out Secop der dänischen Danfoss Gruppe. Secop stellt Kompressoren für Kühlschränke her und beliefert Hersteller mit großer Marktmacht. Kompressoren sind keine Hochtechnologie, das Umfeld ist hoch kompetitiv. Nachdem wir Secop 2010 aus dem Konzern herausgelöst hatten, haben wir den Konkurrenten ACC in Österreich hinzugekauft, der stärker im Bereich Forschung war, aber operative Schwächen aufwies. Wir haben die Forschung der beiden Firmen zusammengelegt und in Österreich konzentriert, das hat uns deutlich gestärkt: Wir konnten aus dem Commodity Business der Kompressoren ein Hightech-Produkt machen, Kompressoren mit variabler Geschwindigkeit. Diese Produkte stellen sich auf die jeweilige Raumtemperatur ein und senken nicht nur den Stromverbrauch, sondern auch den Geräuschpegel. So haben wir ein sehr kompetitives Unternehmen mit guten Gewinnen aufgebaut, das wir 2017 an einen japanischen Strategen verkaufen konnten. 

Unternehmeredition: Was ist dann das Alleinstellungsmerkmal von Aurelius bei Carve-Outs?
Muth: Wir sind in Europa der größte Investor für Carve-Outs, der mit Abstand über die meiste Erfahrung und die tiefsten Ressourcen verfügt. Wir beschäftigen 150 Mitarbeiter, davon ca. 90 im Bereich Operations. Das sind von Aufsichtsräten über Interim Geschäftsführer und Projektmanager bis hin zu Funktionalen Experten. Wir haben die Kapazität, in dringenden Fällen in kürzester Zeit ein Team stellen zu könnten – wie bei Office Depot Europa, wo wir innerhalb von vier Wochen 30 unserer Mitarbeiter an Bord hatten. Kleinere PE-Unternehmen können eine solche Manpower nicht leisten. Bei unserer Größe stehen wir aber auch schnell im Rampenlicht – unser guter Ruf ist uns extrem wichtig, daher können wir uns keine Misserfolge leisten.

Unternehmeredition: Zum Schluss: Ihr Firmenname ist inspiriert vom römischen Kaiser Marcus Aurelius. Was war dabei der Gedanke?
Muth: Marcus Aurelius war der philosophischen Richtung der Stoiker zugewandt. Die Ausrichtung, ruhig und verantwortungsvoll auch in turbulenten Phasen zu handeln, entspricht uns sehr, insbesondere wenn man wie oft in Restrukturierungsfällen mit schwierigen und unangenehmen Nachrichten umgehen muss. Und auch finden wir uns in vielen anderen Grundsätzen der Stoiker wieder, so z.B. man muss erst so manches gelernt haben, ehe man über die Handlungsweise eines anderen urteilen kann.


ZUR PERSON

Florian Muth ist Managing Director bei Aurelius. Nach mehr als fünf Jahren in der Medienbranche bei Bertelsmann und Axel Springer wechselte er 2007 zu Aurelius und verantwortet dort die Bereiche Umbruch- und Sondersituationen sowie MidMarket-Transaktionen in Kontinentaleuropa.

 

Das Investorenprofil zu Aurelius Equity Opportunities finden Sie hier.

Autorenprofil

Georg von Stein ist Gastautor.

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