Auf der Suche nach Rendite

Priorität hat momentan vor allem der Vermögenserhalt – am besten gepaart mit einer Chance auf Rendite. Für Anleger ist das Kapitalmarktumfeld momentan diffizil. Selbst Strategen tun sich bei Zickzackmärkten, Nullzinsen und Geldschwemme schwer.

Beim Private-Banking-Kongress im schicken Münchner Hotel Sofitel Bayerpost sprach Kurt von Storch, Vorstand beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch, Klartext: „Wir befinden uns am Punkt of no Return“, sagte er Ende April. „Stellen Sie sich vor, Mario Draghi sitzt im Helikopter und drückt den Schubhebel voll durch.“ Diese Aussage traf er in Anspielung auf die EZB und ihr neues Kaufprogramm: Seit Anfang Juni kauft sie Staatsanleihen, gedeckte Schuldverschreibungen und forderungsbesicherte ABS-Papieren in Höhe von 80 Mrd. Euro – monatlich und flutet damit die Märkte mit Geld. Bislang waren es „lediglich“ 60 Mrd. Euro. Was sie damit vorhat? Sie will einen expansiven geldpolitischen Impuls setzen und die Inflationsrate wieder nach oben treiben. „Es wurden unkonventionelle Maßnahmen getroffen, um den Flieger in der Luft zu halten“, drückt es von Storch aus. „Gedanklich müssen wir uns auf eine Notlandung vorbereiten.“ Er geht davon aus, dass die Zinsen noch sehr lange sehr niedrig bleiben. Und in der Tat: Wegen der Staatsverschuldung einzelner EU-Länder können es sich die Währungshüter wohl gar nicht erlauben, diese zu erhöhen.

Wohin also mit dem Geld? Und wo gibt es Rendite?

Für Ufuk Boydak vom Vermögenverwalter Loys ist klar, dass er auch künftig in aussichtsreiche Aktien investieren wird und dies auch andere tun sollten. „Gerade Unternehmer sollten die Diskrepanz zwischen dem Wert und dem Preis eines Unternehmens kennen. Und sich nicht durch kurzzeitige Kursverluste in einer schwierigen Börsenphase verunsichern lassen“, sagt er. Für ihn gibt es vier Stellschrauben, die Anleger beachten sollten, wenn sie in Aktien investieren: Qualität, Unterbewertung, Streuung und Zeit. Zunächst sei es wichtig, Unternehmen mit einer starken Ertragskraft und gutem Management auszuwählen. Allerdings sind viele Titel dieser Art momentan auf einem Rekordhoch, sodass hier tatsächlich Stockpicking angesagt ist. „Wichtig ist es, dass der Anleger breit streut und auch antizyklisch investiert“, sagt Boydak. Mit seinem Fonds Loys Global L/S (Long/Short) setzt er eben genau darauf: Er glaubt, dass qualitativ gute Unternehmen langfristig an Wert zulegen – verlässt sich aber nicht komplett darauf. Sein Fonds hat deswegen ein Absicherungsinstrument. Gegen seine Aktienkäufe stellt er über den Verkauf von Index Futures eine Short Position. So begrenzt er zwar die Renditechancen. Gleichzeitig sichert er sich jedoch gegen Marktverwerfungen und fallende Kurse ab, sodass größere Rücksetzer de facto nicht vorkommen sollten.

Die Vermögensverwalter von Flossbach von Storch sind sich dagegen sicher, dass Anleger, wenn sie keine großen Erwartungen an Rendite haben, mit einem Gold-Investment in der aktuellen Phase nicht viel falsch machen können. Denn: In einer Welt mit negativen Zinsen würde das Argument, dass das Edelmetall keinen Ertrag abwirft, nicht mehr gelten. Obwohl das Haus eigentlich auf Qualitätsaktien setzt, hat es zuletzt Bestände abgebaut. Vor allem weil die guten Titel momentan zu teuer sind. „Wir warten auf einen Rücksetzer und schlagen dann wieder zu“, sagte von Storch im Rahmen seines Kongressvortrags. Klar ist aber auch: Wer Zeit mitbringt, dem kann es eigentlich egal sein, wann er zugreift. Den optimalen Zeitpunkt erwischt man ohnehin selten.

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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