Atemholen vor der großen Einkaufstour

Viel Liquidität, viel Cash und damit auch viel Spielgeld für externes Wachstum durch Unternehmenskäufe/M&A ist derzeit sowohl bei deutschen Mittelständlern wie auch Finanzinvestoren vorhanden. Aber der Einkaufwagen ist derzeit noch halbleer: Die Ruhe vor dem Sturm?


“Die chinesischen Investoren sind inzwischen meist hochprofessionell und haben verstanden, wie das M&A-Spiel in Deutschland läuft.”

Prof. Dr. Christoph Schalast, Restsanwalt und M&A-Experte


Nach einer hitzigen Debatte 2008/2009 wurde das AWG eingeführt, um einen Verkauf deutscher Unternehmen, insbesondere Infrastrukturanbieter, an ausländische Investoren, sei es aus Russland oder China, einer besonderen Kontrolle durch das Bundeswirtschaftsministerium zu unterwerfen. Damals war die Befürchtung in der M&A Community groß, dies würde die Aktivitäten in Richtung Deutschland erheblich einschränken. Doch bis heute ist noch keine Untersagung bekannt geworden. Dies mag sich nun angesichts der Zunahme chinesischer Investoren ändern und man kann dem Gesetzgeber eigentlich nur dankbar sein. Denn er hat die Möglichkeit einer Vorfeldklärung für solche Transaktionen geschaffen, um die notwendige Rechtssicherheit schnell herzustellen.

Eins ist jedenfalls sicher: Die chinesischen Investoren sind inzwischen meist hochprofessionell und haben verstanden, wie das M&A-Spiel in Deutschland läuft. Doch die Posse um den Flughafen Frankfurt-Hahn zeigt, dass Professionalität auf beiden Seiten notwendig ist.

Die Regulierer zeigen ihre Muskeln

In einem ähnlichen regulatorischen Umfeld wird derzeit auch die geplante Fusion von Deutscher Börse und LSE be- und teilweise auch zerredet. Unabhängig von der Zustimmung der jeweiligen Aktionäre werden nach dem überraschenden Brexit-Votum nunmehr auch die „Regulatoren“ ein gehöriges Wort mitsprechen. Regulatoren sind sowohl die Fusionskontrolle, also EU Kommission, sowie die Börsenaufsicht, also das Hessische Wirtschaftsministerium. Spannend, dass in diesem Zusammenhang plötzlich ganz wagemutige Lösungen, wie ein Doppelsitz, ins Gespräch gebracht werden. So etwas hat bei großen Transaktionen noch nie funktioniert.

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