Anlagenfinanzierung in China

Mittelständler müssen sich dem sanften Druck ihrer eigenen Hauptauftraggeber beugen, wenn diese Werke in Fernost errichten und es für notwendig erachtet wird, eine Investitionsfinanzierung in nicht unbeträchtlicher Höhe zu realisieren.

Vor einer solchen Herausforderung stand die Neue ZWL Zahnradwerk Leipzig GmbH (NZWL). Das Unternehmen ist ein sogenannter Single Sourcer, das heißt Alleinlieferant für die Automobilindustrie. Es stellt unter anderem hochkomplexe Synchronisierungen für Automatikgetriebe her.

Nach der Prüfung mehrerer Optionen, etwa eines Joint Ventures, entschied sich das Unternehmen für den Aufbau einer eigenen Produktionsstätte mit einem Investitionsvolumen von 40 Mio. EUR. Damit folgte die NZWL einem klar erkennbaren Trend: Nicht nur die Autos für den chinesischen Markt werden im Land selbst gebaut, sondern auch die wichtigsten Teile sollen unmittelbar in China gefertigt werden.

Bürgschaften aus Deutschland erforderlich

Bei einer Investition direkt in China stellen sich dann verschiedene Fragen für die mittelständischen Unternehmen, zu allererst die Frage nach ausreichenden Sicherheiten. So wird eine chinesische Bank einer für sie neuen Firma nur unter größeren Schwierigkeiten einen Kredit für die Anfangs- und Investitionsphase gewähren, ohne zusätzlich eine Bürgschaft oder Garantieerklärung der deutschen Muttergesellschaft zu bekommen. Ab einer Gesamtinvestitionshöhe von 30 Mio. USD muss in China mindestens ein Drittel Eigenkapital erbracht werden, um zwei Drittel chinesisches Darlehen zur Investitionsfinanzierung zu erhalten.

Standortwahl ist entscheidend

Es sollte geprüft werden, ob diese Investitionen im Ausland direkt durch ausländische Banken finanziert werden können oder ob das deutsche Mutterhaus eine Finanzierung beschaffen muss und dieses Geld dann der ausländischen Tochter für die Investition zur Verfügung stellt. Hierbei ist die Frage des internationalen unterschiedlichen Zinsniveaus eine ganz ausschlaggebende, um die Kosten für die Produktion nicht unnötig in die Höhe zu treiben. Im Falle der NZWL konnte hier die China Constructions Bank (CCB) und die chinesische Niederlassung der Commerzbank gewonnen werden.

Eine weitere Möglichkeit im Rahmen der Direktfinanzierung in China wurde auch dadurch genutzt, dass eine genaue Standortwahl vorgenommen wurde. Ansiedlungen von deutschen Unternehmen werden in den einzelnen Provinzen unterschiedlich gefördert. Hier gibt es Subventionen in Form von verbilligten Krediten oder Bürgschaften für Kredite. Dies muss individuell von Provinz zu Provinz analysiert werden. Im Falle der NZWL wurde aus mehreren Standorten die 12,5 Millionen Einwohner zählende Metropole Tianjin ausgewählt, die in der Nähe des Flughafens die Sonderwirtschaftszone TAEA unterhält.

Fazit

Eine optimale Finanzierung von Maschinen und Anlagen in China sollte immer unter vielfältigen Gesichtspunkten gestaltet werden. Dazu müssen etwa der Standort, Finanzierungspartner vor Ort oder Subventionsmöglichkeiten beachtet werden, da es keine „Lösung von der Stange“ gibt.

Autorenprofil

Dr. Michael Bormann ist Gründungspartner der Sozietät bdp Bormann Demant & Partner mit Sitz in Berlin und Hamburg, die Mittelständler beim Markteintritt in China berät. bdp ist als Gründungsmitglied von EuropeFides mit 33 Kanzleien weltweit vertreten und unterhält eigene Büros in Tianjin bei Peking und in Shanghai. www.bdp-team.de

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