Mirko Schmidt, Gründer und Geschäftsführer der pro aurum GmbH, spricht im Interview über reale Werte physischer Barren und Münzen im Vergleich zu Papiergold, Sicherheit und Inflationsschutz.
Unternehmeredition: Herr Schmidt, wie lauten die derzeit am häufigsten genannten Argumente Ihrer Kunden zum Kauf von Gold?
Mirko Schmidt: Natürlich hat der Einmarsch Russlands in der Ukraine in den vergangenen Monaten stark verunsichert und zum Kauf von Gold bewogen, aber darüber hinaus sind auch andere Kaufargumente stichhaltig und ausgesprochen nachvollziehbar. Dabei erwies sich die Angst vor einer beschleunigten Inflation als zentrales Motiv, Edelmetallkäufe zu tätigen. Unsere Kundschaft nimmt schon seit geraumer Zeit eine stärkere Geldentwertung als die offiziell ausgewiesene wahr. Für mich ist der Besitz von Gold sinnvoller als jemals zuvor – denn die Geldpolitik der EZB hat zu negativen Realzinsen geführt und vielen Anlegern Strafzinsen für ihr Erspartes eingebracht.
Was spricht grundsätzlich für Gold?
Mitte vergangenen Jahres jährte sich zum 50. Mal das Ende der Goldanbindung des Dollars, der sogenannte Goldstandard. Seither basiert die US-Währung lediglich auf dem Vertrauen, auch in Zukunft Waren und Dienstleistungen im Tausch gegen den Dollar zu erhalten. Angesichts der seit dem Jahrtausendwechsel zu beobachtenden Explosion der Geldmengen und Schuldenberge sollte sich aber jeder darüber bewusst sein, dass sich ungedecktes Fiatgeld – unabhängig davon, ob es sich um Dollar oder Euro handelt – als Wertaufbewahrungsmittel eher weniger eignet. Dies liegt vor allem daran, dass Staaten und deren Organe Geld unbegrenzt vermehren können. Gold in Form von Barren oder Münzen hat Krisen überstanden und sich somit seit Generationen als Krisen-, Vermögens- und Inflationsschutz bestens bewährt.
Welche Aspekte sollten unerfahrene Anleger beim Edelmetallkauf unbedingt beachten?
Bei pro aurum kann man beispielsweise Münzen und Barren problemlos über das Internet oder in einer der Filialen erwerben. Bei Papiergold, das lediglich aus einem Zahlungs- oder Lieferversprechen besteht, ist dies völlig unmöglich. Im Grunde genommen handelt es sich dabei nur um ein Blatt Papier, auf dem das Wort „Gold“ geschrieben steht. Als besonders problematisch sind Zertifikate und Optionsscheine anzusehen, weil sie in der Regel nicht mit physischem Edelmetall hinterlegt sind und unter Umständen sogar ihren Wert verlieren können, falls der Emittent zahlungsunfähig wird. Wer sein Vermögen mit Gold wirksam schützen möchte, sollte daher auf sogenanntes Kapitalanlagegold in Form von Barren und Münzen setzen. Grundsätzlich sollte das Edelmetallinvestment nicht aus einem einzigen großen Barren bestehen, sondern aus mehreren Stückelungen. Dies erhöht die Flexibilität für den Fall eines kurzfristigen Finanzbedarfs.
Wie sieht die Hausmeinung von pro aurum bezüglich der Edelmetallquote innerhalb eines Portfolios aus?
Physische Edelmetalle gehören in jedes intelligent strukturierte Vermögensportfolio, wobei ein Edelmetallanteil von 5% bis 25% empfehlenswert ist. Vor jedem Beratungsgespräch klären wir mit dem Kunden stets dessen Anlagementalität ab, denn diese entscheidet über die genaue Struktur des Edelmetallportfolios. Als Basisinvestment fungiert bei physischen Edelmetallen stets Gold, das durch Beimischen von Silber veredelt werden kann. Wichtig: Bei Edelmetallen spielt weniger der Renditegedanke, sondern vor allem der Absicherungsgedanke die entscheidende Rolle.
Ihre Einschätzung zur weiteren Entwicklung des Goldpreises?
Alles in allem stufe ich die Aussichten von Gold weiterhin positiv ein. Als Krisenwährung hat sich das gelbe Edelmetall bestens bewährt. Langfristig darf man von Gold vor allem eines erwarten: den realen Erhalt des Vermögens. Für langfristig denkende Investoren spielt es daher keine Rolle, welche kurzfristigen Schwankungen der Goldpreis vollzieht.
Sehr geehrter Herr Schmidt, vielen Dank für diese interessanten Informationen.
ZUR PERSON
Mirko Schmidt ist Mitgründer und Co-Geschäftsführer der pro aurum GmbH.
Dieses Interview erscheint in der Unternehmeredition-Magazinausgabe 4/2022.
Stefan Preuss
Stefan Preuß arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Redakteur im Kapitalmarktumfeld. Der gelernte Tageszeitungsredakteur sammelte zudem Erfahrung als Investor Relations Manager. Der Redaktion der GoingPublic Media AG gehört er als ständiger Mitarbeiter mit den Schwerpunktthemen IPOs, Vermögensanlage und Nachfolgelösungen an. Er betreut als Redaktionsleiter die jährlichen Spezialausgaben "Mitarbeiterbeteiligung" sowie "M&A Insurance".