Interview mit Angela Kraut, Gesellschafterin, Bizerba GmbH & Co. KG
Die 1866 gegründete Bizerba GmbH & Co. KG aus dem schwäbischen Balingen hat sich weltweit als Spezialist für Systemlösungen der Wäge-, Informations- und Food-Servicetechnik etabliert. Im Interview spricht Gesellschafterin Angela Kraut über ihre Erfahrung mit Private Equity.
Unternehmeredition: Frau Kraut, Sie betonen nachdrücklich, Bizerba sei und bleibe ein Familienunternehmen. Gleichwohl gehören fast ein Drittel der Firmenanteile Private Equity-Gebern.
Kraut: Das ist kein Widerspruch. Denn erstens ist deren Engagement langfristig angelegt – und hat zweitens dazu beigetragen, dass wir ein Familienunternehmen bleiben. Die BWK – eine Tochter der Landesbank Baden-Württemberg – ist 1994 eingestiegen, um nach dem Ausscheiden eines Gesellschafterstammes die ursprüngliche Kapitalbasis wieder herzustellen. Nach dem Tod meines Vaters Günter Kraut ergab sich eine weitere Umschichtung im Gesellschafterkreis. Insgesamt sind zwei von drei Familienstämmen sukzessive als Gesellschafter ausgestiegen – und deren Anteile haben meine Mutter, meine Schwester, mein Bruder und ich übernommen. Um das zu finanzieren, war die Mischung aus eigenen und Private Equity-Mitteln ein moderater Mittelweg.
Unternehmeredition: Können Sie das näher erläutern?
Kraut: Zum einen konnten wir so die Mehrheit stabil halten. Die Familie hält jetzt 70% der Anteile, die BWK 20% – und die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG ist mit 10% am Unternehmen beteiligt. Zum anderen hat sich die konstruktive Mitwirkung der Vertreter dieser Beteiligungsgesellschaften in den Gremien des Unternehmens positiv auf die Gesamtentwicklung ausgewirkt und ebenso zu einer kooperativen Struktur innerhalb des Aufsichtsrates maßgeblich beigetragen.
Unternehmeredition: Die BWK ist jetzt seit 14 Jahren bei Bizerba investiert, die Zurich Deutscher Herold Lebensversicherung AG seit sieben Jahren. Das ist für Private Equity-Gesellschaften eine lange Zeit. Reden Sie über Exit-Szenarien?
Kraut: Schon bei Abschluss der Verträge war klar, dass die Zusammenarbeit über den vielleicht üblichen Rhythmus hinaus Bestand haben soll. Aus Sicht der Familiengesellschafter gibt es aktuell keinen Anlass, daran etwas zu ändern.
Unternehmeredition: Bizerba fährt einen ambitionierten Wachstumskurs und ist gerade dabei, eine Produktionsanlage in Mexiko aufzubauen. Geht das ohne externes Kapital?
Kraut: Eine Grundprämisse ist, dass das Unternehmen organisch wachsen soll. Vom Werk in Mexiko, das im nächsten Jahr in Betrieb geht, wollen wir vor allem den US-Dollar-Raum versorgen und uns so von der Währungsproblematik abkoppeln. Das bindet natürlich sehr viele Kapazitäten und erfordert einen hohen Kapitaleinsatz. Der ist aus heutiger Sicht aber aus eigener Kraft zu stemmen und im laufenden Betrieb zu finanzieren. Sie sehen: Eine Veränderung der Anteilsstruktur steht auch von dieser Warte nicht zur Diskussion.
Unternehmeredition: Hat das auch mit der Tradition zu tun?
Kraut: Ganz im Sinne der Familie haben auch bei einem derzeit familienfremden Management rationale kaufmännische Erfordernisse stets Vorrang. Auch wenn wir mittlerweile weltweit aktiv sind und über 3.000 Mitarbeiter beschäftigen – die Wurzeln liegen in Balingen auf der Schwäbischen Alb. Und dort geht es eben familiär zu.
Unternehmeredition: Herzlichen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Lars Radau.
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Zur Person: Angela Kraut
Angela Kraut (angela.kraut@bizerba.com) ist Gesellschafterin der Bizerba GmbH und Prokuristin der Tochter Bizerba Leasing. 2007 erzielte die Firmengruppe, die aus 21 Einzelgesellschaften in 20 Ländern besteht, einen Umsatz von 430 Mio. Euro.
www.bizerba.com