Studie sieht großes Potenzial für Private Equity im Mittelstand

© photon-photo-stock.adobe.com

Im deutschen Mittelstand gab es in den vergangenen Jahren neue Höchststände bei Deals und Beteiligungsvolumina für die Private-Equity-Branche. Eine aktuelle Befragung kleiner und mittelgroßer Unternehmen (KMU) zeigt nun aber, dass gerade bei kleineren Mittelständlern noch hohes Marktpotenzial besteht. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Unternehmer stärker von den Vorteilen eines Einstiegs überzeugt werden und dass die PE-Branche an ihrem Image arbeitet.

Im Auftrag der Frankfurter Beteiligungsgesellschaft VR Equitypartner wurden von der Bonner Marktforschungsgesellschaft nhi² AG Interviews International zu Jahresbeginn 200 repräsentative deutsche Mittelstandsunternehmen zur Reputation und der Effektivität von Private Equity befragt. Bei knapp 20% der befragten Unternehmen gab es bereits Berührungspunkte: Entweder war bereits einmal ein Private-Equity-Unternehmen an Bord, ist aktuell ein PE-Partner investiert oder es ist ein Einstieg innerhalb der nächsten zwölf Monate geplant.

Möglichkeiten von Private Equity wenig bekannt

Christian Futterlieb, Geschäftsführer von VR Equitypartner; Foto: VR Equitypartner

Ein zentrales Ergebnis der Studie von VR Equitypartner: Insbesondere bei kleineren Mittelständlern mit einem Jahresumsatz unter 20 Mio. EUR und weniger als 50 Mitarbeitern sind die genauen Einsatzbereiche und Möglichkeiten von Private Equity nicht flächendeckend bekannt. Hinzu kommt, dass einige Unternehmen laut der Befragung auch nicht von den Vorteilen überzeugt sind. Nur knapp die Hälfte der Befragten sieht in Private Equity eine neue Möglichkeit zur Weiterentwicklung des Betriebes. Lediglich ein Viertel ist davon überzeugt, dass damit auch eine höhere Profitabilität einhergehen würde. Knapp 40% der befragten Unternehmer sehen die Rolle von Private-Equity-Gesellschaften darin, bei der Nachfolgeregelung und somit bei der Sicherung der Unternehmenszukunft helfen.

Vorurteile gegenüber der Private-Equity-Branche

Private Equity im Mittelstand
Zum Vergrößern bitte hier anklicken; Foto: VR Equity Partner

Viele der Unternehmen hätten laut der Studie nach wie vor das Zerrbild der „Heuschrecken im Kopf“, die das Unternehmen zerschlagen oder möglichst schnell gewinnbringend weiterverkaufen. Für 37% der Unternehmer steht die Private-Equity-Branche vor allem für zu viel Abhängigkeit, Einmischung, Schuldenaufnahme und Exitdruck. Das sieht Christian Futterlieb, Geschäftsführer von VR Equitypartner, naturgemäß anders: „In der Regel gehören gerade die langfristigen Investitionen mit zu den erfolgreichsten. Die Unternehmen werden bei der Nachfolgeplanung, dem Expansionskurs sowie ganz unterschiedlichen Zielen wie Internationalisierung, Digitalisierung oder auch Nachhaltigkeit unterstützt und dabei über viele Jahre hinweg begleitet. Seriöse Beteiligungsgesellschaften entwickeln die Betriebe langfristig, damit sie immer stärker werden. In der Regel sind sie für die Teams auch dann noch da, wenn keine Beteiligung mehr besteht“. Dabei würden besonders Krisensituationen wie die Coronapandemie oder der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine zeigen, wie wichtig es ist, nicht nur kapitalstarke Partner an Bord zu haben, sondern auch externes Know-how nutzen zu können. Denn in der Regel könne der oft hohe Finanzierungsbedarf für entsprechende Investitionen in solchen Phasen nur schwer über Kredite oder Förderungen gedeckt werden.

Aufklärungsarbeit leisten

Eine aktuelle Befragung kleiner und mittelgroßer Unternehmen (KMU) zeigt nun aber, dass gerade bei kleineren Mittelständern noch hohes Marktpotenzial besteht. Voraussetzung dafür sei aber, dass die Unternehmer stärker von den Vorteilen eines Einstiegs überzeugt werden und dass die PE-Branche an ihrem Image arbeitet.
Zum Vergrößern bitte hier anklicken; Foto: VR Equity Partner

Allerdings habe die Studie auch ergeben, dass die befragten Finanzverantwortlichen oder Geschäftsführer teilweise nur eine sehr ungenaue Vorstellung von dem Tätigkeitsfeld der Beteiligungsgesellschaften hätten. „Es besteht viel Aufklärungsbedarf – das haben die Ergebnisse der Studie deutlich bewiesen. Wer bereits mit Private Equity in Berührung gekommen ist, sieht in dieser Finanzierungsform eher Chancen für sein Unternehmen, als sich von Vorbehalten leiten zu lassen. Deshalb müssen Beteiligungsunternehmen bei kleineren mittelständischen Unternehmen die Vorteile und Möglichkeiten viel deutlicher herausstellen“, sagt Peter Sachse, ebenfalls Geschäftsführer bei VR Equitypartner.

Für die Unternehmen, die bereits mit Private Equity in Berührung gekommen sind, zeige die Studie im Detail, dass die Imagekriterien in sämtlichen abgefragten Bereichen deutlich positiver bewertet würden. 64% der befragten Unternehmer mit Private-Equity-Erfahrung bewerten den Einfluss des Engagements seitens des Investors auf das Unternehmen insgesamt als positiv – bei Umsatz, Ertrag, Investition und Mitarbeiterzahl. Beim Private-Equity-Einstieg bevorzugt die Hälfte der Firmenchefs minderheitlich beteiligtes Familien- oder privates Kapital. Die Top-Entscheidungskriterien für einen Einstieg eines Private-Equity-Unternehmens seien die Themen Wachstum und Expansion, Gesellschafterwechsel und Nachfolgeregelung sowie ein besserer Kapitalzugang.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelEmdener Werft Fosen Yard ist insolvent
Nächster ArtikelControlling-Papst Péter Horváth gestorben