Je niedriger die Inzidenzwerte in Deutschland, desto besser die Zahlen aus der Wirtschaft. Es gibt ein neues Stimmungshoch in der deutschen Wirtschaft: Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Mai auf 99,2 Punkte gestiegen, und dies ist der höchste Wert seit Mai 2019. Die Unternehmen waren nach der aktuellen ifo-Befragung zufriedener mit ihrer aktuellen Geschäftslage und blicken deutlich optimistischer auf die kommenden Monate. Mit diesen erfreulichen Nachrichten beginnen wir den Überblick über die aktuellen Wirtschaftsprognosen.
„Die deutsche Wirtschaft nimmt Fahrt auf“, kommentiert Clemens Fuest, Präsident des Münchener ifo Instituts, die aktuellen Zahlen. Im Verarbeitenden Gewerbe konnte der Index insgesamt leicht zulegen und die Unternehmen waren erneut merklich zufriedener mit ihren laufenden Geschäften. Die Geschäftserwartungen bleiben positiv. Der Auftragsbestand konnte nach ifo-Angaben zulegen, und die Unternehmen erwarten Preissteigerungen. Im Dienstleistungssektor stieg der Geschäftsklimaindex auf den höchsten Wert seit Februar 2020. Auch die Einschätzungen zur aktuellen Lage verbesserten sich − vor allem im Gastgewerbe und im Tourismus. Auch im Handel und im Baugewerbe konnte der Index zulegen.
KfW erwartet stärkeres Wirtschaftswachstum
Für die Wirtschaft in Deutschland erwartet die Research-Abteilung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 3,5% und hebt damit die Prognose um 0,2% an. Für 2022 wird nun sogar mit einem Wachstum von 4,0% (Vorprognose: 3,5%) gerechnet. Im laufenden Quartal dürfte das deutsche BIP nach KfW-Prognose wieder wachsen und den Rückgang aus dem Vorquartal weitgehend kompensieren. Im Sommer rechnen die Experten mit einem deutlichen Wachstumsschub. „Das Licht am Ende des Tunnels der Pandemie wird immer heller und die Schere zwischen dem Verarbeitenden Gewerbe und den kritischen Dienstleistungsbereichen beginnt sich zu schließen“, heißt es in dem aktuellen Bericht von KfW-Research.
IHS Markit sieht Deutschland im Aufwind
„Da die Nachfrage im deutschen Servicesektor im Mai erstmals seit der Verschärfung der Lockdown-Maßnahmen im vergangenen Oktober wieder anzog, kam es hier zu einer willkommenen Geschäftsbelebung“, erklärt Phil Smith, Associate Director beim Wirtschaftsforschungsinstitut IHS Markit. Der IHS Markit Flash Deutschland Composite Index Produktion stieg um 0,4 Punkte auf 56,2. Ausschlaggebend hierfür sei der neuerliche Aufschwung im Servicesektor gewesen. Trotz der guten Werte gibt es in der Industrie wachsende Sorge vor Produktionsausfällen wegen Lieferproblemen von wichtigen Teilen. Rund 79% der Industrieunternehmen − so viele wie nie zuvor seit Umfragebeginn – hätten im vergangenen Monat von verlängerten Lieferzeiten für Rohmaterialien berichtet. Dies sorgte auch dafür, dass die Einkaufspreise in der Industrie erneut stark zulegten.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.