Von Uwe Fleischhauer und Dominik Sauter, FHP Private Equity Consultants
Sowohl für Investoren als auch für Kapital suchende Unternehmen ist Mezzanine längst kein Fremdwort mehr, wenn es um alternative Finanzierungsformen geht. Der aus dem Italienischen “Mezzanino” abgeleitete Begriff, der ein Zwischengeschoss in der Architektur beschreibt, wurde für die Kategorisierung hybrider Finanzierungsformen sinngemäß übernommen. Der Mezzanine-Markt entwickelt sich weiter dynamisch, verliert dabei aber sukzessive an Transparenz für Investoren und Mezzanine-Nehmer.
Weshalb Mezzanine? – die Unternehmersicht
In Zeiten von Basel II und dessen Auswirkungen auf die zunehmend restriktive Kreditvergabepolitik der Banken wird die Investitionssituation des Mittelstandes neben der ohnehin eklatant geringen Eigenkapitalausstattung zusätzlich geschwächt. Die hieraus resultierenden externen und bankinternen Ratings erschweren vordergründig kleinen und mittelständischen Unternehmen die Kapitalbeschaffung mittels klassischer Fremdfinanzierung in Form von Bankkrediten durch hohe Zinsbelastungen oder machen eine Realisierung innovativer Ideen und Expansionsengagements mangels Investitionsmittel letzten Endes unmöglich. Parallel erfolgt die Vergabe von “reinem” Eigenkapital (Private Equity) sehr selektiv, wobei nur wenige Unternehmen in diesen Genuss kommen. Dem Dilemma von Pro und Contra zwischen Eigen- und Fremdkapital kann mittels mezzaninen Finanzierungen entgegengewirkt werden. Denn als hybride Finanzierungsform, die je nach vertraglicher Konstellation der Finanzierungsinstrumente einen eigenkapital- oder fremdkapitalorientierten Charakter besitzt, ist Mezzanine ein geeignetes Mittel, um existenzielle und expansionsbedingte Investitionsbedarfe zu decken oder Investitionslücken zu schließen.
Zielgruppe und Instrumente
Mezzanine-Kapital richtet sich insbesondere an (mittelständische) Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 5 Mio. Euro, wovon es derzeit etwa 80.000 in Deutschland gibt. Im Prinzip kommen diese Unternehmen als potenzielle Mezzanine-Nehmer in Frage, wobei die Beschränkungen vieler Anbieter von Mezzanine-Programmen problematisch sind. Denn entweder reichen sie erst ab einem gewissen Unternehmensumsatz (> 20 Mio. Euro) Kapital aus oder investieren nur in bestimmte Branchen. Zudem werden reife Unternehmen mit guter Bonität und vorteilhaftem Rating als mögliche Zielkunden seitens der Kapitalgeber präferiert. Der weitaus größte Anteil an mezzaninen Finanzierungen entfiel bislang auf die Finanzierung von Leveraged Buyout (LBO)-Transaktionen. Die typischen Finanzierungsanlässe aus dem Umfeld der Expansions- und Wachstumsfinanzierungen oder die Nachfolgefinanzierungen durch Management Buyouts (MBO) dienen vordergründig zur Optimierung der Bilanzstruktur und einer nachhaltigen Wertsteigerung. Die dominierenden mezzaninen Finanzierungsinstrumente sind stille Beteiligungen, Nachrangdarlehen und Genussscheine. Größtenteils werden durch standardisierte Programme Genussscheine als ungesicherte “Beteiligungen” ausgereicht, wobei sich die Zinsen bzw. die Rendite in einer Bandbreite von 5,5% bis 13% bewegen. Der Risikoaufschlag von Mezzanine-Instrumenten, der aufgrund des Nachrangs als Vergütung für den Verzicht auf Sicherheiten gewährt wird, verteuert die Kapitalbeschaffung und ist darüber hinaus meist mit sogenannten Bilanzrelationsklauseln (Covenants) verbunden, wodurch die Kapitalnehmer verpflichtet werden, bestimmte Kennzahlen zu erfüllen. Mezzanine stellt sicherlich eine interessante Alternative dar, dennoch muss man sich bewusst sein, dass es im Verhältnis zu reinem Fremdkapital im Durchschnitt etwa 3% teurer ist. Die Laufzeit der Ausreichungen von Mezzanine-Darlehen beträgt i. d. R. fünf bis sieben Jahre und erfolgt meist unter Ausschluss eines Kündigungsrechtes.
Aktuelle Marktentwicklungen – die Angebotsseite
Nachdem Mezzanine-Finanzierungen in den USA seit den 90er Jahren etabliert sind, erhält diese Finanzierungsoption auch in Kontinentaleuropa immer mehr Zuspruch. Dies wird an kontinuierlich steigenden Angeboten und der wachsenden Nachfrage von Unternehmerseite deutlich. Das europaweit investierte Mezzanine-Kapital belief sich im vergangenen Jahr 2006 auf etwa 10 Mrd. Euro – somit ist der Markt über die letzten acht Jahre durchschnittlich um 9% p. a. gewachsen.
Zurückzuführen ist die Zunahme des Marktvolumens vor allem auf die gestiegenen großen Transaktionen im Buyout-Segment, wohingegen die Mid-Market-Investitionsvolumina weitestgehend konstant geblieben sind. Auch in Deutschland ist das durch Standardprogramme ausinvestierte Kapital weiter angestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2005 (ca. 2 Mrd. Euro) stieg das im Jahr 2006 investierte Kapital um etwa 75% auf ca. 3,5 Mrd. Euro. Insgesamt wurden im Jahr 2006 damit rund 1.300 Unternehmen finanziert, durchschnittlich erhielt jedes Unternehmen 2,7 Mio. Euro. Zum Vergleich: Die gesamte deutsche Private Equity-Branche stattete 2006 etwa 970 Unternehmen mit etwa 3,6 Mrd. Euro Kapital aus – ein deutliches Zeichen für die Bedeutung der Mezzanine-Finanzierung.